Prüner Schlag in Kiel: Hier entsteht Möbel Höffner

Wo einst Grün und Kleingärten standen, dominiert jetzt das Braun. Es wird umgeschichtet, verdichtet, planiert und geteert. Der sichtbare Zugang zum Areal ist bereits gebaut: Am Westring ist gegenüber dem neuen RBZ eine Kreuzung mit Ampeln und Abbiegespuren angelegt. Hier soll ab kommendem Spätsommer der Einkaufsverkehr auf das Gelände rollen. Denn den 2. September hat Konzernchef Kurt Krieger zuletzt als Eröffnungstermin genannt. Und auf dem Bau ist der Glaube nun einmal unerschütterlich: "Wenn Kurt Krieger sagt, am 2. September wird eröffnet, dann wird auch am 2. September eröffnet", sagt ein Sauerländer Unternehmer, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Die erste Straße wird gleich geteilt: Seine Firma sorge derzeit für die Bauvorbereitung und die ersten Straßen auf dem Gelände. Es wird geteert und planiert, Raupen besorgen die geteilte Auffahrt vom Westring. Die linke Straße soll schon jetzt zu einem Geheimtipp führen. Aber dazu später mehr. Lesen Sie auch: Einst Kleingarten, jetzt Baustelle Viele Menschen sind derzeit nicht auf dieser Baustelle zu Gange, höchstens 20 bis 25, heißt es. Aber dafür ein gewaltiger Fuhrpark: sechs Bagger, vier Muldenkipper, dazu mehrere Raupen, Radlader und ein Trecker-Gespann für das Einbringen von Kalk in den Boden. Der Sauerländer verweist darauf, er habe Krieger in Paderborn seinen jüngsten Bau fristgerecht ermöglicht. Das werde er auch in Kiel schaffen. Wenn der Winter nicht extrem werde, wird durchgearbeitet. Auch die Gegner sind nicht verstummt: Immer wieder gab es in den vergangenen Monaten Aktionen von Gegnern, die das Großprojekt weiter angehen. "Hier zerstört Möbel Höffner 17 Hektar Natur", steht auf einem Transparent in den Bäumen vor dem Gelände. Das Areal hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Nach Jahrzehnten der Kleingärten entschied 2014 ein Bürgerentscheid knapp, die Ansiedlung eines Möbelzentrums zuzulassen. Dann passierte erst einmal jahrelang nichts – bis 2018 die Nachricht herauskam, dass statt Möbel Kraft ein Möbel Höffner geplant ist. In diesem Jahr dann der Baubeginn, und jetzt soll alles ganz schnell gehen. Das Gelände muss ausgeglichen werden: Jens Kohnert vertritt die Krieger-Gruppe auf dem Areal. Ihm zufolge ist die derzeitige Aufgabe vor allem, das Gelände auszugleichen. Etliche Meter Differenz bestehen zwischen dem Westring und dem erhöhten Land Richtung Hasseldieksdamm. Daher wird Erde ausgebaggert, verladen und wieder eingebracht. Das Ziel sei, möglichst nichts wegfahren zu müssen, so Kohnert. Er erläutert auch, dass der Kalk helfe, den schlechten und in der Jahreszeit seifigen Baugrund etwas zu stabilisieren. Weiter im Hinterland, Richtung Hasseldieksdammer Weg, arbeitet derzeit die Kampfmittelräumung Nord aus Henstedt-Ulzburg die Verdachtsfälle ab. An die 25 Altlasten aus dem Krieg waren aufgetaucht, darunter auch einige Brandbomben in geringer Tiefe. Was die Kleingärten über Jahrzehnte verdeckt hatten, kommt nun durch den Bau ans Licht. Hier ebenfalls beteiligt: Abbruch Freimuth aus Bülkau bei Cuxhaven. Schon Anfang 2021 geht es in die Höhe: Bis Jahresende soll das Gelände so weit vorbereitet sein, ab Anfang 2021 wird die Pfahlgründung geplant, ab Mitte Februar kommen die Fertigteile für Höffner und Sconto: "Das ist dann wie Lego – nur in groß", sagt Kohnert. Mit Verzögerungen sei derzeit nicht zu rechnen, auch Corona habe dem Bau bis auf einige Verzögerungen bei Fliesen aus Italien kaum etwas anhaben können, erinnert sich Kohnert an Erfahrungen aus Paderborn. Der Geheimtipp führt zur Gilde: Und die linke Straße? Die führt zu einem Geheimtipp, der künftig im Gildenweg 1 zu finden sein soll: Auf dem Gelände der Großen Grünen Schützengilde betreiben Anja und Jochen Strehler das Gasthaus. "Wir hoffen hier auf bessere Erreichbarkeit", sehen sie in der Baustelle das Gute. Auch Wasseranschlüsse und Telefonleitungen sollen optimiert werden – später einmal werden die Gäste von der Möbelzufahrt aus einem Kreisverkehr zur Gilde abbiegen können. Und ab sofort können auch die Mitglieder ihr Außer-Haus-Essen wieder selbst am Tor abholen. Denn das war mit ihren Porsches in der ersten Phase wirklich problematisch, erinnert man sich auf der Baustelle augenzwinkernd.