Reventlouschule in Kiel: Neue Schulkindbetreuung unter einem Dach

"Wir bauen hier immer", sagt Emilian (6). Der Bautisch steht im "Heimatraum" der Erstklässler, der dem Jahrgang nach Unterrichtsschluss als Anlaufpunkt dient. Neben Garderoben und Fächern für die Schulranzen gibt es in den Räumlichkeiten auch Sitzgelegenheiten und verschiedene Spielangebote. Doch wie ist es, nach Unterrichtsschluss in der Schule zu spielen? "Das macht mehr Spaß, weil man hier mehr Freunde finden kann", sagt Luca Pascal (7). Doch bevor sie nun weiterbauen können, heißt es erstmal, Hausaufgaben machen. Daran erinnert die drei Jungs Jonas Bereuther (30), der die pädagogische Leitung der Schulkindbetreuung inne hat. Er bespricht kurz mit ihnen, in welchen Raum sie dafür gehen sollen und erinnert daran, dass sie ihre Schulranzen mitnehmen müssen. „Wir machen die Hausaufgaben mit den anderen aus der Klasse“, erklärt Emilian. In der Reventlouschule Kiel werden nachmittags 227 Kinder betreut: Insgesamt hat die Reventlouschule rund 270 Schüler, in der Schulkindbetreuung gibt es laut Stadt etwa 250 Plätze. "Aktuell betreuen wir 227 Kinder", so Bereuther. Dreizehn Mitarbeiter hat der CVJM dafür an der Reventlouschule im Einsatz. Sie kümmern sich darum, dass die Kinder in der Mensa Mittag essen, ihre Hausaufgaben machen und bieten verschiedene Angebote für die freie Zeit am Nachmittag an. Von 12 bis 16 Uhr sind die Kernzeiten der Betreuung, die aber bei Bedarf bis 17 Uhr geht. Zudem wird ein Frühdienst von 7 bis 8 Uhr angeboten. Keines der Kinder ist laut Bereuther jedoch regelmäßig von 7 bis 17 Uhr in der Schule. Lesen Sie auch: Schroeder-Schulen in Kiel: Rat fordert Lockerungen beim Denkmalschutz Während die Betreuung bis zum letzten Schuljahr von verschiedenen Trägern an mehreren Standorten angeboten wurde, ist das Angebot vom CVJM jetzt ausschließlich direkt in der Reventlouschule untergebracht. Dafür wurden in den vergangenen Monaten die Räume renoviert, die vorher schon für die Schulkindbetreuung genutzt wurden, wie Bereuther schildert. "Neben den Heimaträumen haben wir etwa auch ein Schülercafé, einen Ruheraum und ein Künstleratelier." Bereuther hat das Konzept selbst mitentwickelt. Er war vorher Leiter der Schulkindbetreuung an der Friedrich-Junge-Grundschule. Hier ist der CVJM ebenso wie an der Muhliusschule der Träger. Die Schulkindbetreuung ist durch die Corona-Auflagen etwas eingeschränkt: Eigentlich sei geplant gewesen, dass sich die Kinder in ihrer Freizeit selbst aussuchen können, in welchen Räumen sie sich aufhalten wollen, erzählt Bereuther. Aufgrund der Corona-Pandemie sind die Abläufe aber bereits seit Betreuungsstart zu Schuljahresbeginn andere. "Die Kinder sind nun in vier Kohorten aufgeteilt, die wir wie auf einem Schachbrett bewegen." Durch die Hygieneauflagen sei den Kindern ein wenig Entscheidungsfreiheit genommen, aber man versuche, dass die Kohorten im Wochenablauf die verschiedenen Bereiche nutzen können. Lesen Sie auch: Bildungsreport 2019: Eltern suchen vermehrt Unterstützung Noch kann der CVJM nicht alles anbieten, was geplant war, wie etwa Kooperationen mit Sportvereinen oder einer Musikschule. „Wir erweitern die Angebote schrittweise aus eigener Kraft“, so Bereuther. Dazu gehört die freiwillige „Jungschar-AG“, in der Bibelgeschichten mit Spiel und Spaß vermittelt werden sollen. „Ansonsten merkt man unseren christlichen Background vor allem im offenen Umgang miteinander“, sagt Jens Herrmann, leitender Sekretär des CVJM Kiel. Kinder haben an der Reventlouschule keine Laufwege mehr: „Die Betreuung unter Corona-Bedingungen klappt sehr gut“, findet Schulleiterin Christine Michaelis. Auch in der Vergangenheit habe die Betreuung der Schulkinder gut geklappt. Doch da seien die Kinder nicht alle in einer Einrichtung gewesen, teils waren die Klassen getrennt. „Jetzt sind sie zusammen und es gibt keine Laufwege mehr.“ Allerdings kann es bei 230 Kindern manchmal gar nicht so einfach sein, sie zu finden, wenn die Eltern sie abholen wollen. „Das ist ja nicht wie in der Kita, wo sie in ihrer Gruppe sind“, sagt Bereuther. Daher halten die Mitarbeiter untereinander über Walkie-Talkies Kontakt. „Das haben wir uns von einer anderen betreuten Grundschule abgeguckt. Mit dem Handy sind es zu viele Anrufe, bis das Kind gefunden ist.“ Per Funkgerät sei der Aufenthaltsort auf dem Gelände schnell ermittelt. „Die Eltern holen die Kinder dann im Heimatraum ab.“ Weitere Nachrichten aus Kiel lesen Sie hier.