Schlagseite in der Adria: Auf dem Kreuzfahrtschiff „Costa Fascinosa“

Italienische Medien berichteten sogar über einen Wirbelsturm. „Das war ein Erlebnis, wie man es nicht gern zweimal machen möchte“, erklärt Langer nach der Rückkehr. Es war die erste Nacht nach dem Auslaufen aus Venedig. Die „Costa Fascinosa“ fuhr südwärts durch die Adria. „Wir hatten es uns in der Kabine gerade gemütlich gemacht. Das Schiff bekam plötzlich Schlagseite von 10 bis 15 Grad“, erinnert sich Langer. In ihrer Balkonkabine sahen Langer und seine Partnerin das Meer auf sich zukommen. „Wir hatten die Seite, zu der sich das Schiff neigte, und schauten auf das Wasser“, erzählt der pensionierte 62-Jährige. Und klein ist die „Costa Fascinosa“ nicht: 290 Meter lang, 14 Decks hoch und 113216 BRZ groß. 2012 wurde sie als modernstes Schiff der Reederei Costa in Dienst gestellt. Sie ist eines der Schwesterschiffe der 2012 vor der italienischen Insel Giglio verunglückten „Costa Concordia“. „Mit der ,Costa Concordia’ bin ich auch schon gefahren. Ich habe noch eine Mütze von damals“, sagt Dirk Langer. Mit Costa hat der ehemalige Marinesoldat schon viel erlebt. In dieser Nacht auf der „Costa Fascinosa“ war aber alles anders. „Das Schiff richtete sich eben nicht wieder auf. Meine Partnerin bekam einen fürchterlichen Schreck. In den Gängen brach Chaos aus. Aus den Innenkabinen stürmten die Menschen zum Teil leicht bekleidet an Deck“, sagt er. In den Restaurants und Küchen schepperten Teller und Geschirr über den Boden. Ein Crewmitglied und Passagiere haben das Chaos gefilmt und ihre Filme bei Youtube im Internet hochgeladen. „Ans Fotografieren habe ich in dem Augenblick nicht gedacht“, sagt Dirk Langer. Das sei ihm absolut nicht in den Sinn gekommen. Eine Schnittwunde trug der in Mönkeberg wohnende Kieler auch davon. „Wir hatten eine Flasche Prosecco in einem Kühler auf der Anrichte stehen. Die sauste runter und zerbrach. Als ich auf dem Boden dann meine Brille suchte, habe ich mich in den Scherben geschnitten“, erzählt Langer. Etwa eine halbe Stunde hielt die Schlagseite an. Erst danach richtete sich das Schiff wieder auf und setzte die Reise fort. Dirk Langer kehrte in seine Kabine zurück. „Viele Passagiere haben dann aber die Nacht an Deck verbracht“, erzählt er. Die Reederei Costa bestätigt auf Anfrage die außergewöhnliche Wetterlage. In einer Stellungnahme teilt das Unternehmen mit, dass es aber zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr für das Schiff gegeben habe und dass die Schiffsführung die Lage im Griff gehabt habe. Nach dem Unwetter hätten mehrere Passagiere medizinische Hilfe benötigt. „Ich hätte mir mehr Informationen von der Schiffsführung gewünscht. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis die erste Durchsage kam“, kritisiert Dirk Langer. Zunächst hatte es geheißen, dass ein Navigationsfehler die Ursache war, berichtet er. Von dem Unwetter hätten sie erst später erfahren. „Ich hätte mir auch eine Warnung gewünscht. So etwas geschieht ja nicht ohne Vorankündigung.“ Neben der „Costa Fascinosa“ waren in der Nacht zum 23. September noch eine ganze Reihe anderer Schiffe von dem Sturm getroffen worden, darunter auch eine Superfast-Fähre auf dem Weg von Italien nach Griechenland. Alle Schiffe konnten ihre Fahrt aber fortsetzen.

Kreuzfahrtschiff „Costa Fascinosa“ - Todesängste auf der Adria