Schmierereien: Polizei ermittelt wegen Sachbeschädigung

Wer für die Schmierereien an verschiedenen Bushaltestellen in der Innenstadt verantwortlich ist, ist noch unklar. Die Schriftzüge in hellgrüner Farbe, die offenbar teils Corona-Maßnahmen kritisieren, teils Stichworte aus Verschwörungstheorien wie „Qanon“ aufgreifen, waren in den vergangenen Tagen aufgetaucht. Die Polizei hatte am Montag zwei Haltestellen bereits als Tatorte aufgenommen, neben Martensdamm auch den Halt „Rathaus/Opernhaus“. Das 2. Revier ermittle nun wegen gemeinschädlicher Sachbeschädigung, sagte ein Polizeisprecher – bislang gegen unbekannt. Wenn sich Ermittlungsansätze ergeben, könnte eventuell das Kommissariat 5 (Staatsschutz) übernehmen, so der Sprecher weiter. KVG überprüft weitere Wartehäuschen: Die Kieler Verkehrsgesellschaft (KVG) wollte am Montag auch an anderen Stellen überprüfen, ob weitere Schmierereien entstanden sind. „Das werden wir dann den Eigentümern der Wartehäuschen melden. Sie gehören teils der Landeshauptstadt und teils der DSM-Ströer-Gruppe“, so KVG-Sprecherin Andrea Kobarg. Da man nicht wisse, wer dahinterstecke, sollte man wachsam bleiben, „aber man muss auch nicht jede Schmiererei überbewerten“, sagt Julian Keil, Professor für Biologische Psychologie an der Kieler Universität, mit Blick auf die Anspielungen auf Verschwörungstheorien. Letztere seien in der Corona-Pandemie sichtbarer geworden. „Generell sucht man in Zeiten von Unsicherheit nach Erklärungen“, so Keil. „Je unsicherer die Situation, desto leichter fällt es, einfache Erklärungsmuster und Verschwörungstheorien zu glauben.“ Expertendiskurs verunsichert Bevölkerung: In der Pandemie komme hinzu, dass Experten aus der Wissenschaft bei neuen Informationen auch mal eine Meinung revidieren. Im Wissenschaftsdiskurs sei das normal, bei der breiten Bevölkerung aber eher unbekannt. „Da entsteht dann der Eindruck: Die wissen ja auch nicht, wovon sie reden.“ Gefährlich würden Verschwörungstheorien und andere gefestigte Weltbilder dann, wenn man Fakten in bestimmter Weise interpretiere und so eigentlich neutrale Informationen negativ einfärbe. „In der einfachen Variante ist es dann ein ,Wacht auf’ an der Bushaltestelle. Bei sehr extremen Verläufen, etwa bei politischen Extremisten, kann es zu Anschlägen kommen.“ Weitere Nachrichten aus Kiel lesen Sie hier. Von Jördis Früchtenicht

Schmierereien an Haltestellen in Kiel - Ermittlungen wegen Sachbeschädigung