Schrevenpark in Kiel: Das denken Anwohner über das Lärmverbot

Es gab Nächte, da durchdrang die lautstarke Musik jede Wand, da wurden Raketen geschossen, da wurde in den Vorgarten uriniert, da wurden Flaschen geworfen. Es waren die Nächte, in denen die Partys im Schrevenpark „ausuferten“, erzählt Julia-Eva Felgendreher. Die 44-Jährige wohnt seit elf Jahren an der „Partywiese“. Jetzt will die Stadt Kiel Anwohnende wie sie schützen – mit einem Lärmverbot für Schrevenpark und Reventlouwiese ab 22 Uhr. Eine gute Idee? Lärmverbot im Schrevenpark: Anwohner sind zwiegespalten: Felgendreher ist bezüglich des Lärmverbots „zwiegespalten“. „Ich habe überhaupt nichts dagegen, dass im Schrevenpark gefeiert wird“, sagt sie. Laute Musik bis 22 Uhr oder auch mal bis 23 Uhr? Gerade am Wochenende mehr als verständlich. „Aber es gibt natürlich Grenzen.“ Man müsse gegenseitig aufeinander Rücksicht nehmen. Das sieht auch Anwohnerin Angela Beermann so, die das Lärmverbot als „eine gute Sache“ bezeichnet. Silke Aumann wohnt ebenfalls neben dem Schrevenpark – für sie sind die Partys kein großes Problem. Im Gegenteil: „Ich finde es toll, wenn sich junge Menschen hier treffen können.“ Aber ist das Lärmverbot 2022 überhaupt noch notwendig? Die ausufernden Partys im vergangenen Jahr wurden schließlich auch darauf zurückgeführt, dass die Clubs wegen Corona geschlossen hatten. Ordnungsamt Kiel rechnet auch 2022 mit hohem Besucheraufkommen im Schrevenpark: „Die intensive Nutzung von öffentlichen Räumen (insbesondere Schrevenpark und Reventlouwiese) wird voraussichtlich weiter anhalten“, heißt es vom Ordnungsamt Kiel. Die geplante Verordnung solle den Ordnungskräften daher „eine rechtlich sichere Grundlage zur Durchsetzung von Lärmschutzmaßnahmen“ geben. Keine laute Musik mehr nach 22 Uhr – für Henry Port nicht die beste Nachricht. „Ein bisschen blöd ist das schon“, sagt der 17-Jährige, der am Montagnachmittag mit ein paar Freunden auf der Schrevenpark-Wiese liegt. Andererseits könne er auch die Anwohner zum Teil verstehen: „Im letzten Jahr waren einige Menschen schon sehr laut.“ Davon berichtet auch Kathi Janda (25). Einige Partys seien „extrem“ gewesen. Janda ist sowohl Anwohnerin als auch öfter mal abends im Schrevenpark. Ein Lärmverbot? „Kann ich verstehen“, sagt sie. Das sei auch kein Problem – man könne die Musik ab 22 Uhr ja auch auf Zimmerlautstärke drehen. Schrevenpark in Kiel: Bußgeld soll nicht direkt verteilt werden: Eine Frage stellen sich aber nicht nur Port und Janda: Wie soll das Lärmverbot eigentlich durchgesetzt werden? Wird den Feiernden künftig ab 22 Uhr direkt ein Bußgeld aufgebrummt, wenn sie zu laut Musik hören? „Wie in gleichgelagerten Fällen wird eine mündliche Verwarnung und Ermahnung zu korrekten Verhalten jeder Ahndung vorausgehen“, heißt es dazu vom Ordnungsamt. Bedeutet: Nur, wenn die Musik auch danach nicht ausgeschaltet oder leiser gedreht wird, folgt schlussendlich die Einleitung eines Bußgeldverfahrens. Verordnung kann auch noch angepasst werden: Neben dem Inhalt der Verordnung beschäftigte den Ortsbeirat Schreventeich/Hasseldieksdamm auch das Vorgehen der Stadt: Der Ortsbeirat fühlte sich übergangen, weil er nicht über das geplante Lärmverbot informiert worden war. Die zuständige Umweltdezernentin Doris Grondke begründet das jetzt so: Weil es in der Verordnung keinen echten Spielraum für Beteiligung gebe, seien die betroffenen Ortbeiräte im Vorwege nicht mit der Verordnung befasst worden. Lesen Sie auch Schluss mit lauten Partys: Stadt Kiel plant Lärmverbot für Schrevenpark und Reventlouwiese Partys im Schrevenpark in Kiel: Könnten Konfliktmanager Teil der Lösung sein? „Rückblickend wäre eine Information der betroffenen Ortsbeiräte richtig gewesen, auch wenn sich am Inhalt der Verordnung dadurch nichts geändert hätte“, räumt Grondke ein. Im Zuge der Evaluation der Grünflächensatzung werde aber auch die Verordnung mit den Erfahrungen dieses Sommers bewertet und bei Bedarf für die Zukunft angepasst.