Schroeder-Schulen in Kiel: An der Gorch-Fock-Schule "kann man toll lernen"

Das Schülerparlament ist nicht zufrieden und das hat einen Grund: Nachdem die Friedrich-Junge-Grundschule in den Sommerferien umziehen musste, wird viel über die Schroeder-Schulen diskutiert. Zuletzt forderte die Ratsversammlung parteiübergreifend eine Lockerung beim Denkmalschutz der elf geschützten Schroeder-Schulen. Ratsmitglieder sprachen davon, dass es kein Nachteil sein dürfe, dort zu lernen oder dass gute Bildung in den Schulen nicht möglich sei. Lesen Sie auch: Maroder Zustand: Kieler Grundschule muss umziehen Sätze, die den 16 Mitgliedern des gemeinsamen Schülerparlaments von der Gorch-Fock-Grundschule und des Förderzentrums Lilli-Nielsen-Schule, die sich das Gelände teilen, missfielen. Sie wandten sich an die Kieler Nachrichten. „Wir wollen nicht, dass so was über unsere Schule in der Zeitung steht. Da stand: Es ist eine Zumutung hier zu lernen. Das stimmt nicht“, schrieben sie an die Redaktion. Es sei ja bekannt, dass es an den Schulen Sanierungsstau und Renovierungsbedarf gebe, sagt Irene Mittelstaedt, Schulleiterin der Gorch-Fock-Schule. „Doch die Sicht der Kinder auf ihre Schule ist eine andere.“ Lesen Sie auch: "Denkmalschutz ist nicht verhandelbar" Lesen Sie auch: Kieler Kommunalpolitik: Wut über Zwangsumzug der Grundschule Im Niedrigseilgarten der Gorch-Fock-Schule in Kiel klettern die Kinder gern: Nun zeigen die Schüler, was sie gut finden. Im sogenannten Niedrigseilgarten, durch den die Drittklässler klettern, lässt sich in den Pausen hervorragend Energie loswerden. Doch nicht nur da, wie die Schüler betonen. Es gebe etwa einen Sportplatz zum Fußballspielen. „Das geht auch auf dem unteren Schulhof“, sagt der Zweitklässler Eric. Marit von der Lilli-Nielsen-Schule ergänzt: „Man kann sich richtig austoben, bevor man wieder reingeht.“ Das gelte selbst jetzt, wo sich die Kinder nach Kohorten getrennt auf dem Schulgelände aufhalten müssen. Lernen kann man in den Klassengärten der Gorch-Fock-Schule: Draußen kann man aber nicht nur spielen, sondern auch lernen. „Wir haben sehr viel Grün und viele Bänke“, erzählt Julie. Dort könne man hervorragend arbeiten. Zudem haben die Klassen jeweils einen Klassengarten, den sie gemeinsam mit den Lehrern pflegen und nutzen: Aus dem eigenen Gemüse wird Eintopf, aus den angebauten Tomaten Nudelsoße. Ein „Naschgarten“ auf dem Schulhof bietet im Sommer Gelegenheit, verschiedene Beeren zu essen. Lesen Sie auch: An diesen Schulen wird in Kiel gebaut Doch das Schülerparlament lobt nicht nur das Gelände, sondern auch die Klassenräume: Runde Teppiche, auf denen man sitzen kann, Leseecken und einen direkten Zugang ins Grüne haben sie. Die Räume seien groß, erzählen die Kinder. Wenn es während einer Arbeitsphase mal etwas lauter sei, könne man sich eine ruhige Ecke suchen. So machen es etwa die Kinder der 4a, als die Klassensprecher der Viertklässler den Raum zeigen. Auf dem Teppich vor der Tafel knien einige Kinder vor einem niedrigen Tisch und arbeiten in ihren Heften, andere sitzen am Picknicktisch im Garten und wieder andere an ihren Plätzen. Gartentür und Fenster sind geöffnet. „Wir können richtig gut lüften“, hatte das Schülerparlament schon im Vorfeld geschrieben. Das Schülerparlament tagt in der Lesehalle: Durch einen der offenen Laubengänge, den die Kinder „Meeresgrundallee“ getauft haben, geht es im Anschluss an den Klassenbesuch noch in die Lesehalle. Hier sind die Bücherregale thematisch sortiert. Wer sich mit Detektiven oder Dinosauriern beschäftigen möchte, wird schnell fündig und kann sich dann in die Hängematte oder auf einen Sitzsack setzen. Lesen Sie auch: SH: Sechs Milliarden Euro Sanierungsstau Auch das Schülerparlament tagt hier. Einmal im Monat treffen sich die zwölf Klassensprecher der zweiten bis vierten Klassen der Gorch-Fock-Schule sowie die vier Klassensprecher der Lilli-Nielsen-Schule und besprechen Wünsche, Probleme und Ideen. Sie überlegen etwa, wohin der Erlös eines Basars gespendet werden soll. Oder sie ärgern sich darüber, wie Erwachsene über ihre Schule sprechen und schreiben dann gemeinsam eine E-Mail. Die endete übrigens mit folgenden Worten über ihre Schule: „Man kann viel reparieren, aber sie ist trotzdem schön und man kann hier toll lernen.“ Direkter Zugang zu Außenflächen und offenen Laubengängen: Das sind typische Merkmale der 21 Kieler Schulen, die der Architekt Rudolf Schroeder im Zuge des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg entworfen hat. Schroeder war von 1927 bis zu seinem Ruhestand 1962 Abteilungsleiter im damaligen Kieler Hochbauamt und hat in dieser Zeit den Schulbau in der Landeshauptstadt maßgeblich geprägt. Elf seiner Schulen stehen heute unter Denkmalschutz, darunter etwa die Goetheschule, die Max-Planck-Schule oder die Theodor-Storm-Schule. In seinen Entwürfen setzte Schroeder reformpädagogische Ideale in Backsteinbauten um, die gemeinsame gestalterische Grundprinzipien haben, wie die kammartig angeordneten eingeschossigen Pavillionbauten. Die Gebäude wurden aber auch an den jeweiligen städtebaulichen Kontext angepasst. Weitere Nachrichten aus Kiel lesen Sie hier.