Schwarzbau in Kiel-Gaarden: Der Klotz stört den Blick auf die Fröbelschule

Ob das so hingenommen werden kann, das prüfen die Behörden. Allerdings lassen sie sich nach dem Geschmack von Gaardener Stadtteilpolitikern gar zu viel Zeit dafür. Früher befand sich im Eckhaus Preetzer Straße/Iltisstraße ein Musikfachgeschäft. Vor zehn Jahren eröffnete dann ein Kiosk, der gut in Anspruch genommen wird und als Mini-Tante-Emma-Laden für Gaarden-Süd auch eine kleine Rolle in der Nahversorgung übernimmt. Insoweit also alles gut, nur dass eben inzwischen ein mutmaßlicher Schwarzbau immer wieder Unverständnis bei Anwohnern wie Passanten hervorruft. Der Bau wurde nie fertiggestellt: „Wir sprechen das schon lange an“, bestätigt Ortsbeiratsvorsitzender Bruno Levtzow (SPD), dass auch an ihn selbst wiederholt Kritik an dem Objekt geäußert worden ist. Das Wort Schandfleck sei dabei mehr als einmal gefallen. Moritz Koitka, SPD-Ratsherr für Gaarden-Süd, kann das nachvollziehen. „Nicht nur, dass es allem Anschein nach keine Genehmigung gibt, es ist ja auch noch eine Bauruine“, sagt er mit Blick auf die immer noch unverputzte Fassade des Baus. Lesen Sie auch: Nur ein Schandfleck bereit noch Sorgen Bei der Stadtverwaltung stellte er deshalb eine entsprechende Nachfrage und erfuhr daraufhin, dass das Problem bekannt sei und man vom Eigentümer, der im Übrigen nicht mit dem Betreiber des Kiosks identisch ist, „prüffähige Unterlagen“ angefordert habe. Abgabefrist war der 31. August vergangenen Jahres, eine Entscheidung ist aber noch nicht gefallen. Die Sache sei in Bearbeitung, ließ die Verwaltung zuletzt auch auf Nachfrage unserer Zeitung verlauten. Darüber könne er „natürlich nicht glücklich“ sein, kommentiert Ratsherr Koitka den gemächlichen Gang der Dinge. Und auch Bruno Levtzow gibt sich ungehalten: Immer wieder werde bei der Beurteilung von ordentlich beantragten Bauvorhaben die Bedeutung von Sichtachsen hervorgehoben, in diesem Fall scheine das aber gar nicht so wichtig sein. Die Untere Denkmalschutzbehörde prüft den Vorgang: Wie indes das Landesamt für Denkmalschutz auf Nachfrage unserer Zeitung mitteilt, ist das Thema durchaus sensibel. „Bei Situationen wie diesen stellt sich die Frage nach dem Umgebungsschutz, also die Frage nach einer wesentlichen Beeinträchtigung des Denkmals“, heißt es in einem Schreiben der Behörde. Wichtig sei dabei tatsächlich der Aspekt der wesentlichen Beeinträchtigung. Und genau das zu prüfen, falle erst einmal in die Kompetenz der Unteren Denkmalschutzbehörde, die unterm Dach der Landeshauptstadt Kiel angesiedelt ist. Sollte dort der Fall als entsprechend gravierend eingeschätzt werden, hätte der Bauherr schlechte Karten. Weil die Fröbelschule schon seit 1997 als Denkmal gilt, könnte er sich jedenfalls nicht auf so etwas wie ältere Rechte berufen. Carport muss nicht abgerissen werden: Während dieses Verfahren noch offen ist, scheinen in einer anderen Angelegenheit die Würfel gefallen zu sein. Ebenfalls schon vor längerer Zeit entstand vor der Moschee an der Ecke Helmholtzstraße/Karlstal ein Carport, der von den Gemeindemitgliedern als überdachter Sitzplatz genutzt wird und tatsächlich auch genehmigt ist. Allerdings ist das Holzkonstrukt laut Stadtverwaltung „abweichend von der Baugenehmigung errichtet worden“, sodass es stark in den Straßenraum hineinragt und für Autofahrer, die von der Kaiser- in die Helmholtzstraße einbiegen wollen, die Sicht einschränkt. Den Carport abreißen zu lassen, sei aber rechtlich nicht durchsetzbar, weil dies nicht mit dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit in Einklang zu bringen sei.