Schwentinental: Ab Sommer höhere Kita-Beiträge durch die Hintertür

Die Stadt steckt ganz schön in der Klemme: Entweder, sie verlangt künftig von Kita-Eltern einen vollen Beitragssatz, selbst wenn ihre Kinder nur stundenweise betreut werden. Was einer Art Gebührenerhöhung durch die Hintertüre gleichkäme. Oder die Stadt vergrößert mit weiterhin angebotenen flexiblen Betreuungszeiten (und entsprechend geringeren Beiträgen) ihr ohnehin schon beträchtliches Defizit. Entscheiden muss darüber die Stadtvertretung – voraussichtlich im März oder April. Für das Land spielt stundenweise Betreuung keine Rolle für Kostenberechnung: Ursache des Dilemmas ist das seit 1. Januar 2021 geltende Kindertagesförderungsgesetz mit dem darin enthaltenen Standard-Qualität-Kosten-Modell (SQKM). Die darin erfassten Daten der Kommunen dienen als Berechnungsgrundlage zur Finanzierung der Kitas. Das Problem daran erläutert der auch für Kitas zuständige Hauptamtsleiter Patrick Vahle: „Die SQKM-Datenbank berücksichtigt leider nicht, ob Kinder den ganzen Tag oder nur stundenweise betreut werden. Denn für das Land spielt das bei der Berechnung der Kosten für den einzelnen Kita-Platz keine Rolle.“ Sehr wohl hingegen für Schwentinentaler Eltern, die ihre Kinder in den Einrichtungen vier oder sechs, aber nicht acht Stunden betreuen lassen. Eltern zahlten in Schwentinental weniger für stundenweise Betreuung: Sie zahlten dafür bislang entsprechend der reduzierten Stundenzahl auch weniger Gebühren. Ob das ab Sommer so bleiben kann, ist mehr als ungewiss. „Die Stadtvertretung muss nun entscheiden, ob und wie wir hier eine Differenzierung nach Betreuungsstunden vornehmen und welchen Preis wir dafür zahlen wollen und können“, erklärt Bürgermeister Thomas Haß. Lesen Sie auch: Martin Habersaat kritisiert Karin Priens Politik in der Corona-Pandemie: Wir wollen keine Märchentante Aktuelle Zahlen und Grafiken: So entwickelt sich das Coronavirus Corona-Liveblog: So ist die aktuelle Lage in Schleswig-Holstein Weitere Informationen zum Coronavirus erhalten Sie auf unserer Themenseite. In konkreten Zahlen gefasst, bedeute das: Bleibt die Flexi-Regelung erhalten, würde das die Stadt das rund 650 000 Euro im Jahr kosten. Ein ebenso großes Loch in den Haushalt reißen würde Mehrkosten von jährlich noch einmal 650 000 Euro, weil Schwentinental 2021 weitere 60 Betreuungsplätze bereitstellen muss (eine Kita entsteht derzeit auf dem Gelände der Grundschule am Schwentinepark). Stadt Schwentinental zahlt pro Jahr fünf Millionen Euro für Kita-Plätze: Damit muss die Stadt eine gewaltige Finanzlast schultern: Nach Abzug von Elternbeiträgen und Landeszuschüssen bleiben nach Angaben von Thomas Haß noch fünf Millionen Euro, um die künftig 664 Betreuungsplätze zu finanzieren. Zum Vergleich: Der Haushalt hat ein Gesamtvolumen von 30 Millionen Euro. Dabei ist der städtische Etat in diesem Jahr ohnehin schon schwindsüchtig. Denn Schwentinental bekommt keine bereits fest eingeplanten rund 1,5 Millionen Euro an Schlüsselzuweisungen – inklusive weiterer damit entgangener Förderungen – vom Land. Grund dafür: Im Vergleich zu anderen Kommunen gehe es Schwentinental wirtschaftlich noch so gut, dass es keine Förderung des Landes benötige (wir berichteten). Folge: Verwaltung und Fraktionen stellen derzeit alle Haushaltspositionen auf den Prüfstand, um mögliche Einsparpotenziale zum Ausgleich des Verlustes zu identifizieren. "Schwentinental wird für positive Entwicklung bestraft": Bei der Summierung aller Faktoren fällt das Fazit des Bürgermeisters entsprechend ernüchternd aus: „Im Grunde werden wir für eine positive Entwicklung bestraft – dass wir gut gewirtschaftet haben und eine junge Stadt mit vielen Kindern sind.“ Lesen Sie auch: Warum Mönkeberg durch Millioneninvestition zur Großbaustelle wird Aus Sicht der Verwaltungsspitze gibt es aber auch Gewinner des neuen Kita-Gesetzes: „Die Eltern profitieren davon unter dem Strich“, betont Patrick Vahle. Nicht nur von den im Gesetz vorgeschriebenen Qualitätsstandards von Gruppengrößen, Personalschlüsseln bis zum Qualitätsmanagement. Auch die Kita-Gebührenhöchstsätze wurden im Gesetz nach unten korrigiert: von bislang 370 auf 288 Euro für unter Dreijährige, für ältere Kinder von 245 auf 226 Euro. Das hat auch begrenzende Auswirkungen für die Kommunen, erklärt Thomas Haß: „Denn damit haben wir bei den Eltern jetzt keine Stellschrauben mehr nach oben, was den Ausgleich steigender Kosten angeht.“