Seehund sorgte im Kieler Hafen für Feuerwehreinsatz

Beim Eintreffen der Einsatzkräfte der Feuerwehr wurde das Tier auch in dem Bereich im Wasser entdeckt. Allerdings schien das Tier gesund zu sein und nur auf Futter zu lauern. „Dort wurde ja vor Jahren extra ein Riff angelegt, dass Heringen als Laichgrund dienen soll. Wenn der Seehund das spitz bekommt, findet er dort genug Nahrung“, sagt Meeresbiologe Boris Culik. Die Nähe zu Anglern ist für das Raubtier auch keine Gefahr. „Diese Tiere lernen schnell und es gibt Fälle, wo sie selbst Fische von Anglern wegfressen. Da hat der Angler nachher nur den Kopf vom Fisch am Haken“, so Culik. Dem Tier ging es gut: Für die Feuerwehr war der Seehund kein Notfall. „Das Tier hat sich normal verhalten und war auch äußerlich nicht verletzt“, so Peter Reinhard vom Lagedienst der Berufsfeuerwehr. Deshalb sind die Einsatzkräfte nach kurzer Zeit wieder abgerückt. Zuvor wurde das Tier mit der Taschenlampe von der Kaimauer aus abgeleuchtet. „Seehunde sind in der Ostsee normale Lebewesen. Wir hatten hier bei uns am Ponton schon Schweinswale und Delfine“, sagt Ansgar Stalder, Betriebsleiter der Schlepp- und Fährgesellschaft Kiel. Die SFK hat ihren Betriebshof in der Hörn. Die Sichtung von Seehunden, Delphinen und Kegelrobben nimmt an der Ostseeküste wieder zu. „Das hat mit Corona zu tun. Dadurch, dass im Frühjahr die Strände leer waren und auch weniger gefischt wurde, haben sich die Lebensbedingungen für die Tiere verbessert“, so Susanna Knotz von der Umweltschutzorganisation BUND aus Rostock. „An der Küste Mecklenburg-Vorpommerns breiten sich die Kegelrobben in südwestlicher Richtung aus, das geht inzwischen bis Neustadt in Schleswig-Holstein“, so Knotz. Seehunde haben Tradition: Während sich in Mecklenburg-Vorpommern Kegelrobben besonders wohlfühlen, sind in Schleswig-Holstein vermehrt Seehunde anzutreffen. Und das hat Tradition. Der Ingenieur Wilhelm Bauer konstruierte 1850 das erste deutsche U-Boot in Kiel. Bei der Formgebung des „Brandtauchers“ wurde Bauer von Seehunden inspiriert, die er bei der Schlacht an den Düppeler Schanzen in der Flensburger Förde beobachtete. Der „Brandtaucher“ wurde 1851 von der Kieler Werft Schweffel & Howaldt an der heutigen Kaistraße gebaut. Das U-Boot trug den Spitznamen „Eiserner Seehund“. Salzigeres Wasser, neue Meeresbewohner: Neben den typischen Meeresbewohnern der Ostsee tauchen hier aber auch untypische Meeresbewohner auf einmal auf. Vergangene Woche fing ein Fischer nahe Wismar einen Schwertfisch, der eigentlich im Nordatlantik zuhause ist. Grund für die Ausbreitung dieser großen Meeresbewohner bis in die Flache Ostsee dürfte durch bestimmte Stürme und Wetterphänomene im Winter zu tun haben. Das gilt auch für die Quallen-Flut, die gerade entlang der Ostseeküste Badegäste verschreckt. Wissenschaftler vom Geomar Helmholtz-Zentrum haben den Verdacht, dass im Winter sehr viel salzreiches Wasser aus der Nordsee und dem Kattegat in die südwestliche Ostsee geströmt ist. Das hat die Lebensgrundlage für Tiere aus der Nordsee und dem Atlantik verbessert. Lesen Sie weitere Nachrichten aus Kiel.