Schlepper zogen den Rumpf des Segelschulschiffes am Mittwoch von der Fassmer Werft zur Lürssen Werft. Es ist jetzt der vierte Werftbetrieb, bei dem das Segelschiff seit 2015 festmachte.
Was die Sanierung letztendlich den Steuerzahler kosten wird, steht nicht fest. Die Lürssen Werft äußerte sich in einer Mitteilung zum Werftverkauf am Mittwoch weder zu den Kosten noch zum Zeitplan.
Weitere Gespräche angekündigt
„Zum weiteren Vorgehen bei der Sanierung des Segelschulschiffes, das am 30. Oktober zum Lürssen-Standort Berne verholt wurde, werden wir in den kommenden Wochen weiterführende intensive Gespräche mit dem Kunden führen“, heißt es knapp in der Mitteilung.
Lürssen wird jetzt Art und Umfang der noch ausstehenden Arbeiten an dem Rohbau des 89 Meter langen Schiffes selbst prüfen. Es gibt aus diesem Grund von Lürssen auch weder ein Datum für die Fertigstellung noch eine Zusage zur Einhaltung des Kostenrahmens.
Der Bund hatte in einer bislang beispiellosen Sanierung bereits enorme Kostensteigerungen seit 2015 abgesegnet. Dabei stand die Elsflether Werft als Generalunternehmer in der Kritik. Die Kosten für die „Gorch Fock“-Sanierung waren von ursprünglich 10 Millionen Euro 2015 auf die Rekordsumme von 135 Millionen Euro gestiegen.
Suche nach den Millionen ohne Ergebnis
Etwa 70 Millionen dieser Summe wurden bereits an die Elsflether Schiffswerft für die Sanierung des Rumpfes bezahlt. Ein Teil des Geldes ist jedoch nicht für die Überholung eingesetzt worden und gilt als verschwunden. Gegen die alte Werftleitung wird deshalb wegen des Verdachts der Untreue ermittelt.
Außerdem laufen bei der Staatsanwaltschaft Osnabrück komplexe Ermittlungen wegen des Verdachts der Korruption. Die Suche nach den vermissten Millionen blieb im Umfeld der Werft bislang erfolglos.
Kostenrahmen steht weiter bei 135 Millionen Euro
Die ehemalige Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hatte 2018 die Summe von 135 Millionen für die Sanierung des 1958 gebauten Schiffes als Kostenobergrenze für das erklärt. Ihre Nachfolgerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) hat sich zur Einhaltung des Kostenrahmens bislang noch nicht geäußert.
Auch der Zeitplan für die Marine ist inzwischen nicht mehr sicher. Die Marine möchte das Schiff nach fünf Jahren endlich spätestens im Herbst 2020 wieder im einsatzfähigen Zustand zurückhaben.
Sollte die Lürssen Werft bei ihrer neuen Kalkulation zu einem neuen Ergebnis kommen, wird dieser Zeitplan für die Marine nicht mehr zu halten sein. Bereits in diesem Winter trainieren die jungen Kadetten auf dem Segelschulschiff "Alexander von Humboldt 2".
Bei der Finanzierung der Fertigstellung ist außerdem noch zu klären, ob die Restsumme für den Ausbau des Rumpfes, die Masten und die Erprobung ausreichen.
Inzwischen sind über 70 der 135 Millionen Euro bereits ausgegeben. Auch der Kostenrahmen für die noch zu erbringenden Arbeiten wird bei Lürssen Werft Teil der neuen Kalkulation sein.
Werftarbeiter und Anlagen sind jetzt bei Lürssen
Die 130 Mitarbeiter und die Werftanlagen der Elsflether Werft sind mit dem Verkauf nun Teil der Lürssen-Gruppe. Angaben zu dem Kaufpreis werden keine gemacht. Verschwiegenheit ist eines der Grundprinzipien der im Familienbesitz befindlichen Lürssen-Gruppe.
"Zur Akquisition und zur Sanierung der „Gorch Fock“ werden keine weiteren Auskünfte gegeben", so die Werft in der Mitteilung. Wenn die Lürssen Werft selbst einen Überblick hat, werden zunächst das Verteidigungsministerium und die Parlamentarier des Verteidigungsausschusses des Bundestages informiert.
Neuer Bericht noch vor Weihnachten
Insider rechnen hier aber noch mit einem Zwischenbericht vor der Weihnachtspause. Ob es danach weitergeht, muss dann das Verteidigungsministerium entscheiden.
Die Akquisition der Elsflether Werft durch die Lürssen-Gruppe ist eine Stärkung des deutschen Marineschiffbaus. Lürssen repariert und Baut an den Standorten Berne, Lemwerder, Wilhelmshaven, Hamburg und Wolgast Marineeinheiten. In die Schlagzeilen war das Unternehmen zuletzt durch den Export von Patrouillenbooten an Saudi-Arabien geraten.