Selbsttest in der Grundschule: Schulen wuppen Testung mit Elternhilfe

Rechts liegen auf einer kleinen Empore zehn Ukulelen aufgereiht, ein paar Meter daneben auf einem Regal elf durchnummerierte Corona-Testkassetten. Wo sonst Musikunterricht läuft, hat die Grundschule Schilksee ihre Corona-Teststraße aufgebaut. Auf jedem Tisch wartet schon ein verpacktes Wattestäbchen, ein Teststreifen und ein gelbes Knettöpfchen, in dem ein Glasröhrchen steckt, auf die Kinder. "Bitte noch nichts anfassen", sagt Schulleiterin Susanne Raimund als gegen 9.30 Uhr die ersten Kinder aus der 4a hereinkommen. "Das sind Britta, die Mama von Justus, und Inga, die Mama von Oskar. Beide sind Ärztinnen und wissen deshalb ganz genau, wie man so einen Test macht, ohne dass es weh tut", erklärt sie den Viertklässlern. Es sei ganz wichtig, dass sich die Kinder genau daran hielten, was sie ihnen nun vormachten. "Mit den Stäbchen wollen wir jetzt nämlich auf Popelfang gehen." Vorsichtig sollen die Kinder den Abstrichtupfer in ihr Nasenloch stecken. "Legt den Kopf ruhig ein bisschen zurück und jetzt richtig schön eine Runde damit drehen", sagt Britta Scharfenberg. "Ich darf eigentlich gar nicht popeln", wirft ein Mädchen ein. An diesem Morgen ist das aber ausnahmsweise mal erlaubt. Die meisten Kinder sind beim Corona-Test entspannt: "Sehr gut, Flora. Ruhig richtig drehen, Marie", ermutigt Raimund die Kinder sogar. "Jetzt bitte umparken ins andere Nasenloch." Zwei Kinder kichern laut und rufen: "Das kitzelt aber." Ihr Sitznachbar ist dagegen schwer konzentriert und schließt die Augen während des Abstrichs. "Wenn euch ein paar Tränen runterkullern, macht ihr das richtig", sagt Inga Twilling. Auch die Erstklässler, die schon um 8 Uhr morgens dran waren, hätten den Selbsttest alle gut gemeistert. "Nur einer hatte etwas feinmotorische Schwierigkeiten." Beide Frauen sind Gynäkologinnen und bringen ihre medizinische Expertise mit, um die Kinder zu unterstützen. Am Freitag kommen zwei andere Mütter. "Wir sind hier Glückskinder", sagt Raimund. Es hätten sich mehrere Eltern gleich angeboten, bei den Tests zu unterstützen, darunter seien mehrere Ärzte. "Das ist natürlich ein tolles Bonbon. Ich weiß, dass wir da anderen Schulen gegenüber privilegiert sind." Sie finde es super, dass das Land die Mittel für die Tests zur Verfügung stelle. Alleine würden Schulen das Testprogramm nicht schaffen: Die Durchführung sei aber kaum ohne zusätzliche Hilfe von außen möglich. Weil nicht alle Kinder mitmachen, muss eine Lehrerin und ein Lehrer sie in der Klasse beaufsichtigen, während ein anderer Erwachsener im Testraum aufpasst. Muss ein Kind nach einem positiven Ergebnis isoliert werden, bis die Eltern eintreffen, wird auch hier eine Person zur Betreuung gebraucht. "Ohne Eltern, auf die sich Bildungsministerin Karin Prien verlässt, würde es nicht funktionieren", sagt auch Michael Drews-Bruhn vom Schulelternbeirat der Grundschule Nortorf. Dort haben sich etwa 20 Eltern gefunden, die an drei Vormittagen die Tests betreuen. "Die Lehrer müssen ja Unterricht geben." Denn Tests vor oder nach dem Unterricht funktionierten nicht. Das sei für Buskinder schwierig. Zudem könnten sie nur in kleinen Gruppen zur Testung kommen, da dauere es bei über 300 Schülerinnen und Schülern mehrere Stunden, bis alle durchgeschleust seien. Eltern hoffen auf Tests für zu Hause: "Wir können elf Kinder gleichzeitig im Raum testen. Weil sie dafür kurz ihre Maske abnehmen, müssen sie mit genug Abstand voneinander sitzen können", sagt Raimund. Jeder Tisch hat eine Nummer. Die Schulleiterin trägt auf einer Klassenliste ein, welches Kind unter welcher Nummer sitzt. Das soll die Anonymität bei der Testung wahren. "Ich hoffe, dass wir künftig Tests mit nach Hause nehmen können", sagt Inga Twilling. "Dann könnte man nach dem Zähneputzen den Abstrich machen und das Kind gleich zu Hause behalten, wenn das Ergebnis positiv ausfällt." 50 Prozent der Kieler Eltern haben einem Test zugestimmt: Laut Stadt Kiel hat über alle Schulformen hinweg die Hälfte der Eltern ihre Einwilligung für die Testung der Kinder gegeben. Etwa 75 Prozent der 150 Kinder an der Schule machten bei den Tests mit. Bei der nächsten Runde könnten es noch mehr werden, glaubt Raimund. "Von einigen habe ich die Einverständniserklärungen noch nicht zurückbekommen. Denn wir mussten erst einmal darauf warten, bis wir eine Übersetzung für die Familien von Daz-Kindern bekommen haben. Es versteht ja nicht jeder problemlos vier Seiten mit Informationen." Kinder wollen Test wiederholen: Die Viertklässler sind an diesem Morgen alle diszipliniert dabei. Kein Kind stößt das Röhrchen um, als sie ihre Stäbchen in die Pufferlösung tunken. "„Die Popelsuppe gut umrühren“, sagt Raimund lachend. Das Tropfen der Probe auf die Teststreifen übernehmen später die Mütter, wenn die Kinder den Raum verlassen haben. "Wer fand es ganz fürchterlich?", fragt die Lehrerin. Keiner meldet sich. "Wer fand das eigentlich ganz gut und will nächste Woche wiederkommen?" Alle Hände gehen nach oben.