Selbstversuch: eine Woche ohne Verpackungen in Kiel

Eine Woche lang möglichst ohne Verpackungen zu leben: Was schwierig klingt, klappt schon besser als gedacht. Dafür ist allerdings ein bisschen Vorbereitung notwendig. Ein Selbstversuch. Ich starte passenderweise an einem Montag. Zum Frühstück habe ich noch Milch im Haus und Müsli bereits Ende der vergangenen Woche in eine Mehrwegdose gefüllt. Zur Arbeit nehme ich eine Alu-Trinkflasche mit. Soweit kein Problem, denn das mache ich schon lange. Mittags geht es mit Kollegen in die Kantine der Oper in der Innenstadt von Kiel. Das Knusper-Hähnchen und der Kartoffelstampf werden auf einem Porzellan-Teller serviert. Einziger Sündenfall ist die Papierserviette, die ich hinterher wegschmeiße. Für Abends habe ich noch Brot. Wurst und Käse lagere ich in Frischhalte-Boxen. Gekauft sind die Lebensmittel noch konventionell. Mit Brotbox zur Arbeit: Dienstag will ich es besser machen und nehme eine Brotbox mit zur Arbeit. Mittags entdecke ich am Europaplatz "Neighborhood – House of Hummus", entscheide mich für eine gefüllte Pita. Als ich die anschließend aus Platzgründen nicht in meine Dose bekomme, verweist der Mitarbeiter gleich auf das klimaneutral hergestellte Papier, welches er in seinem Laden verwendet. Ich lasse mich überzeugen und nehme das Fladenbrot so mit in die Redaktion. Am Mittwoch gehe ich wieder an den Europaplatz, dieses Mal in die Campus Suite. Ich nehme den Bagel Tomate-Mozzarella. Ihn ohne Verpackung direkt in meine Brotdose gelegt zu bekommen, ist kein Problem. Lesen Sie auch: Zu Besuch bei Madame Unverpackt Unverpackt-Einkauf scheitert an Öffnungszeiten: Meine Reserven zu Hause neigen sich hingegen langsam dem Ende. Mein Plan, noch im Unverpackt-Laden in der Nähe des Exerzierplatzes vorbeizuschauen scheitert, weil ich länger arbeiten muss und es nicht innerhalb der Öffnungszeiten von 10 bis 19 Uhr in das Geschäft schaffe. Hier könnte ich mir Müsli in mitgebrachte Behälter abfüllen und zum Beispiel Milch in Pfandflaschen kaufen. Den Besuch will ich in der kommenden Woche nachholen. Ist aber nicht so schlimm, denn mit Jutebeutel und Obst-Netz bewaffnet bekomme ich auch im Lidl am Südfriedhof Äpfel, Bananen, Kiwis und Rispentomaten ganz ohne Verpackung. Schwieriger wird es bei Wurst und Käse. Serrano-Schinken und jungen Gouda kaufe ich abgepackt und werfe die Verpackung anschließend in die gelbe Tonne. So habe ich meinen Abfall zumindest recyclebar getrennt. Erstaunen bei McDonald's-Personal: Freitag lasse ich es darauf ankommen und gehe mit meinen Kollegen zu McDonald's an der Holstenbrücke. Mein Wunsch, meinen Hamburger Royal TS in meine Brotdose zu bekommen, sorgt für Erstaunen beim Personal und wird umgehend abgelehnt. Schließlich werde der Burger schon vor der Ausgabe in eine Pappschachtel getan. "Dann können Sie ihn ja umfüllen", heißt es nur lapidar. Sonnabend bin ich zu Besuch bei meiner Familie. Es soll einen Gemüseauflauf geben. Beim Einkauf auf dem Wochenmarkt in Hamburg-Volksdorf kaufen wir Tomaten, Paprika, Zucchini und Kartoffeln – die gibt's allesamt unverpackt und auch den Käse kann ich auf Wunsch direkt in meine Box bekommen. Meiner Erfahrung nach läuft das auf den Kieler Wochenmärkten genau so. Gefühlter Rückfall in die Steinzeit im Kino: Am Abend geht's mit einer Freundin in Hamburg ins Kino. "Enkel für Anfänger" läuft im UCI, eine der großen Ketten. Das Kino liegt im Mundsburg-Einkaufscenter, Getränke müssen am Counter bezahlt werden. Dann gibt es einen Pappbecher, der selbst an einem Automaten mit Touch-Screen aufgefüllt werden muss. Was modern sein soll, kommt mir spätestens nach dieser Woche geradezu steinzeitlich vor. Wir sparen Verpackung, in dem wir uns Cola und Popcorn teilen. Ein halber Liter ist ohnehin die kleinste Größe. Als wir den Saal verlassen, geben wir unsere (leeren) Verpackungen dem Personal, das mit dem Aufräumen beginnt. An den meisten Plätzen sind Becher und Popcorn-Eimer noch halb voll und landen nun im Müll. Sonntag steht Reste-Essen auf den Plan. Vom Auflauf ist noch genug über, den haben wir in einer verschließbaren Kunststoff-Box im Kühlschrank frisch gehalten, bevor es am Abend zurück nach Kiel geht. Mein Selbstversuch geht zu Ende und ganz ohne Verpackungen bin ich nicht durch die Woche gekommen. Ich konnte aber viel mehr Müll vermeiden, als gedacht. Und das, ohne mich nennenswert einzuschränken. Zumal mittlerweile auch Supermarktketten wie Rewe und Lidl immer mehr Produkte ohne Verpackungen anbieten. Ist der Weg einmal beschritten, wird es immer einfacher. Ich will ihn jedenfalls weitergehen. Mehr aus Kiel lesen Sie hier.

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