Seniorpartner in School in Kiel: Senioren helfen bei Problemen in der Schule

Egal ob Zickenkrieg in der fünften Klasse oder handfester Streit zwischen zwei Jungs auf dem Pausenhof: die Seniorpartner in School (SiS) sind Ruheständler, die mit Milde und viel Lebenserfahrung auf die Probleme der Schüler blicken und bei der Konfliktlösung helfen. Jetzt sucht der Verein in Kiel weitere Mitstreiter. Gesucht werden sowohl Senioren als auch Schulen: „Wir wollen unser Angebot ausweiten und suchen dafür sowohl Senioren als auch Schulen“, sagt Angela Lembke. Die 68-Jährige ist Botschafterin des gemeinnützigen Vereins und hat sich jahrelang selbst Mediatorin engagiert. Jetzt kümmert sie sich um die Ausweitung des Wirkungskreises. Derzeit sind die SiS’ler, wie sie sich selbst nennen, an 25 Schulen in Schleswig-Holstein aktiv. Lembke sagt: „Als nächstes wollen wir in Kiel an der Grundschule in Schilksee starten.“ Weitere Standorte in Mettenhof oder am Ostufer sind geplant. Dazu braucht der Verein mindestens acht neue Mitstreiter, die von professionellen Trainern in 80 Stunden gründlich auf ihren Einsatz als ehrenamtliche Mediatoren vorbereitet werden. Angedacht ist die Ausbildung im Frühjahr kommenden Jahres. Sie richtet sich an Menschen ab 55 Jahren, die nicht mehr im Berufsleben stehen sollen. Wer den Kurs wahrnimmt, verpflichtet sich, für mindestens anderthalb Jahre einen Vormittag pro Woche aktiv zu werden. „Natürlich kann jeder mal krank sein oder ausnahmsweise auch in der Schulzeit in den Urlaub fahren“, sagt Lembke. Die Regel sollte es jedoch nicht sein. Auch die Lehrer sind dankbar für die Hilfe: Das Angebot der Senioren, regelmäßig in die Schulen zu kommen und als unabhängiger Gesprächspartner für die Kinder zu fungieren, wird dabei gut angenommen. Albert Benning, Geschäftsführer der Lernwerft, in Friedrichsort, sagt: „Der Beratungsbedarf steigt.“ Zusammen mit den Senioren wolle die Schule den Kindern Raum geben, um sich bei Problemen öffnen zu können. Dafür sind auch die Lehrer dankbar. „Im Unterricht oder den Pausen ist oft zu wenig Zeit, auf Probleme einzelner Schüler einzugehen“, sagt Jule Feldtkeller. Manchmal sei das vor der ganzen Klasse auch nicht sinnvoll. So könnten die Kinder zu den Seniorpartnern gehen, wenn sie wollen. „Dafür bekommen sie dann auch so viel Zeit, wie sie brauchen“, so die junge Lehrerin. Seniorpartner sind zur Verschwiegenheit verpflichtet: Einer dieser Seniorpartner ist Wilfried Adamzik. Er sagt: „Wir sollen Hilfe zur Selbsthilfe geben und sind dabei zu absoluter Verschwiegenheit verpflichtet.“ Durch diese Position und auch ihr Alter hätten die SiS’ler den nötigen Abstand zur Schule, um von den Kindern als unabhängige Instand angenommen zu werden, so der 67-jährige ehemalige Referatsleiter aus der Staatskanzlei. Ähnlich sieht das Kollegin Jutta Isermeyer. „Wir klären erst den Sachverhalt, halten uns aber selbst mit Ratschlägen zurück“, sagt 69-jährige pensionierte Amtsrichterin. Die Gespräche führen die Seniorpartner dabei in der Regel zu zweit, oft kommen auch mehrere Kinder gemeinsam, bringen Mitschüler als Zeugen mit. „Ausgrenzung ist dabei gerade unter Mädchen ein Problem“, sagt Jutta Sauer. Die ehemalige Lehrerin ist die dritte Seniorpartnerin an der Schule. „In dem wir zeigen, was das für die Betroffenen bedeutet, erzeugen wir Empathie“, erklärt die 67-jährige den Ansatz der Mediatoren. Verein bietet "Chancenpartnerschaft" an: Wer sich die Arbeit in der Schule nicht vorstellen kann, hat aber noch eine andere Chance, Kindern zu helfen. Der Verein bietet an, eine „Chancenpartnerschaft“ für einen Schüler oder Schülerin zu übernehmen. „Dabei geht es darum, regelmäßig Zeit mit einem benachteiligten Kind zu verbringen“, sagt Jutta Sauer. Zum Beispiel bei einem gemeinsamen Zoobesuch am Nachmittag. „Auch dafür suchen wir noch Ruheständler.“ Dabei profitieren nicht nur die Schüler von dem Programm. Sauer sagt: „Heute kann ich den Kindern die Zeit geben, die ich als Lehrerin oft nicht hatte. Das empfinde ich als sehr wohltuend.“ Seniorpartner in Schulen: Der gemeinnützige Verein wurde 2001 in Berlin gegründet und ist mittlerweile bundesweit aktiv. In Schleswig-Holstein betreut er 25 Schulen an 14 Standorten, überwiegend im nördlichen Landesteil. Für Interessenten gibt es am Dienstag, den 3. Dezember, um 15 Uhr einen Info-Termin im Statt-Café (Andreas-Gayk-Straße 31). Die Ausbildung teilt sich in drei Blöcke vom 3. bis zum 6., 24. bis 27. Februar und am 9. und 10. März 2020. Zwischen den Terminen haben die Teilnehmer Gelegenheit, in den Schulen zu hospitieren. Die Ausbildung ist kostenlos. Wer mitmacht, soll jedoch mindestens anderthalb Jahre dabei bleiben. Mehr Informationen gibt es bei Jutta Isermeyer unter Telefon 0431/23 22 96 oder online. Mehr aus Kiel lesen Sie hier.

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