Sharing-Anbieter in Kiel: Sprottenflotte beendet Testphase mit Erfolg

Seit eineinhalb Jahren können die Räder der Sprottenflotte in Kiel und dem Umland ausgeliehen werden – und das Konzept kommt hier offensichtlich bestens an. "Laut Nextbike liegen wir mit unseren Ausleihzahlen im deutschlandweiten Vergleich ganz vorn", jubelt Jana Haverbier, Prokuristin der Kiel-Region. Lesen Sie auch: Sprottenflotte startet in der Kiel-Region Nextbike ist der Rahmenanbieter für die inzwischen insgesamt 300 Fahrräder in Kiel, Altenholz, Kronshagen, Mönkeberg, Schönkirchen, Heikendorf und Laboe und in mehr als 70 weiteren deutschen Städten tätig. Aber nirgendwo scheinen die Räder derartig genutzt zu werden wie in Kiel: Durchschnittlich wurde 2020 jedes Fahrrad dreimal am Tag ausgeliehen. Stadt Kiel ist stolz auf die Sprottenflotte: "Wir haben mit der Sprottenflotte innerhalb kürzester Zeit eines der attraktivsten Bikesharing-Systeme Deutschlands geschaffen", sagt Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer. "Die Herausforderung der kommenden Monate wird sein, die Sprottenflotte auch in Eckernförde, Plön, Preetz und Rendsburg zu etablieren", sagt Haverbier. Einige politische Beschlüsse stehen allerdings noch aus. Denn die Räder und das Verleihsystem verschlingen auch Geld. Lesen Sie auch: Sprottenflotte nimmt Kurs Eckernförde In der nun endenden Pilotphase hat das Projekt mehr als 500,000 Euro gekostet, wovon die Stadt Kiel mehr als die Hälfte trägt, die andere Hälfte wird vom Bund gefördert. Aber auch die Umlandgemeinden werden beteiligt und investierten bisher rund 50.000 Euro. Das ist gewollt: Denn das Ziel ist, mit dem ÖPNV gemeinsam eine Pendler-Alternative zum Auto zu bieten, so Haverbier. Schließlich ist die erste halbe Stunde Sprottenflotten-Fahrt kostenlos. "Einen Deckungsbeitrag werden zunehmend Unternehmenskooperationen leisten. Dennoch ist davon auszugehen, dass die Sprottenflotte auch mittelfristig keine Gewinne erzielt." Im Corona-Jahr brachen die Nutzerzahlen der Sprotten im März-Lockdown kurzfristig ein, ab Mitte Juni gab es dann aber Rekordzahlen, die erst im Oktober witterungsbedingt wieder sanken. E-Scooter ebenfalls ein Erfolg: Im Juli ging in Kiel mit Tier auch der erste Elektro-Tretroller-Verleih an den Start. Nach eigenen Angaben ebenfalls mit riesigem Erfolg. Zahlen gibt es zwar nicht – aber Corona hat Tier demnach nicht gezähmt: "Wir haben gemerkt, dass in der Corona-Zeit die Scooter trotzdem genutzt werden, da die Menschen weiter einkaufen oder auch zur Arbeit fahren", sagt Kiels Stadtmanager Fabian Kaiser. Lesen Sie auch: Positive Bilanz nach E-Scooter-Start Immer mehr Pendler nutzten die 600 Scooter häufig, zusätzlich sei inzwischen eine Sicherheitserweiterung der Roller mit Helm und Blinker verbreitet. Ab März sollen leere Batterien in kooperierenden Geschäften getauscht werden können. Und während auch der Leih-Anbieter von E-Motorrollern World of Energy mit seinen 2020 in Kiel gestarteten Wofii-Rollern eine positive Bilanz zieht, haben die Auto-Sharing-Anbieter mehr unter der Pandemie gelitten: Der Taxi-Konkurrent Clevershuttle stellte seinen Dienst Ende Oktober sogar ganz ein. Das Angebot war vielversprechend gestartet, hatte dann aber auch unter dem Aus für das Nachtleben extrem zu leiden. Letztlich entschloss sich der Mutterkonzern Deutsche Bahn gegen den Weiterbetrieb. Stattauto hatte unter Corona zu leiden: Der Pkw-Verleihdienst Stattauto musste trotz Kundenwachstum massive Einbußen (im Frühjahrs-Lockdown bis zu 60 Prozent) hinnehmen und auf Rücklagen zurückgreifen. Doch nach einem Auf im Sommer geht man nun wieder von einem Wachstum 2021 aus. "Zeitlich begrenzte Lockdowns sind noch verkraftbar", sagt Hinrich Kählert aus dem Vorstand, "schwierig sind dagegen längere Phasen der Ungewissheit wie in diesem Frühjahr und die fehlende Planungssicherheit für Investitionen." Mit einem ähnlichen Modell will die Sprottenflotte in Zukunft zumindest etwas mehr Rentabilität erzeugen: So ist angedacht, mit Unternehmen wie dem Sophienhof als Kooperationspartner das Netz zu erweitern. In Kiel sind einige Stadtteile noch benachteiligt: So kündigt die Kiel-Region an, das Netz im Süden und auf dem Ostufer noch zu verdichten. Die Stadt Kiel stellt dafür ab 2021 jährlich 350.000 Euro zur Verfügung und entwickelt auch Mobilitätsstationen, die mehrere Anbieter wie Sprottenflotte oder Stattauto miteinander verbinden – sollte Corona ihnen nicht wieder einen Strich durch die Rechnung machen.