Sie spielt im Kieler Tatort die Titelfigur Rita: Elisa Schlott (20)

Du spielst im neuen Kieler Tatort die Rolle der Titelfigur Rita – eine krasse Rolle… Elisa Schlott: Oh ja, das war eine Herausforderung, weil meine Figur Seiten hat, die mir völlig fremd sind. Das ist aber umso spannender, weil ich forschen und ganz viel in die Rolle reinpacken konnte. Erst hatte ich Angst davor, dann habe ich aber angefangen, mir ganz viel Wissen anzueignen. Ich habe viel gelesen, Dokus gesehen, mich mit einer Therapiegruppe getroffen, in der Menschen, die Crystal Meth konsumiert haben, betreut werden. Sehr offen haben sie berichtet, wie sie ihren ersten Rausch erlebt haben oder welche Gefühle sie bei ihrem Entzug hatten. Dadurch bekam ich einen guten Zugang. Das war hilfreich. Als du das Drehbuch gelesen hast, was dachtest du – an einen Lottogewinn oder überwog die Skepsis? Ich war total geflasht von dieser spannenden und vielschichtigen Rolle. Ich dachte: Diese Rolle will ich unbedingt spielen, denn vergleichbare Angebote bekommt man nicht so häufig. Vor allem der Facettenreichtum, die Gegensätzlichkeit der Figur beeindruckten mich. Es gibt heftige Gewalt- und Sex-Szenen in dem Tatort. War das eine zusätzliche Herausforderung? Ich hatte das große Glück, mit Christian Schwochow einen Regisseur zu haben, dem ich über alle Maßen vertrauen konnte. Klar hatte ich erst Angst vor den Sex-Szenen und auch ein merkwürdiges Bauchgefühl, als ich an diesem Tag zum Set gefahren bin. Aber: Da die Sex-Szenen letztendlich auch nicht so emotional waren und keine große Intimität zwischen den Figuren geherrscht hat, sondern es allein um harten, geilen Sex ging, der nur körperlich anstrengend war, war das nicht so schwierig. Hattest du den fertigen Tatort vor der Ausstrahlung schon gesehen? Ja, auf dem Filmfest in Hamburg mit meinen Eltern. Und wie war das angesichts besagter Szenen? Ich hab meine Eltern nicht beobachtet. Meine Mutter hat anschließend aber nicht gesagt „Kind, wie kannst du sowas drehen“. Im Gegenteil: Sie war nach dem Film ziemlich berührt und hat sogar ein wenig geweint, weil sie auch mich in der Rolle gesehen hat. Schockiert war sie aber nicht, dass ich nackt war. Welche Szene ist für dich persönlich die stärkste? Ich glaube, es ist die Szene, in der der Zuschauer spürt, dass Rita so süchtig ist, dass ihr ihr Freund und alles andere egal wird. Sie lebt nur noch für den Stoff und hat ihr Leben komplett der Droge untergeordnet. Sie kauert vor ihrem Freund und fleht um den letzten Stoff. Der Tatort hat ein offenes Ende. Das schreit doch förmlich nach einer Fortsetzung… Darüber ist nicht nachgedacht worden. Ich persönlich würde die Geschichte aber auch nicht weitererzählen wollen. Gerade zu Beginn des Tatorts wird der Konsum der Droge beinahe schon glorifiziert. Siehst du Gefahren, dass beim Zuschauer eine falsche Botschaft ankommt? Nein. Man muss zeigen, was den Reiz dieser Droge ausmacht, um verständlich zu machen, weshalb sie so gefährlich ist. Im Umkehrschluss wird ja auch sehr deutlich gezeigt, wie schlimm der Absturz ist. Das ist im Tatort sehr dunkel, düster, deprimierend umgesetzt worden. Beide Seiten zu zeigen, war und ist sehr wichtig. Letztlich geht es doch auch darum zu zeigen, dass nicht nur Menschen aus schwierigen Verhältnissen in die Fänge von Drogen geraten können – sondern aus allen gesellschaftlichen Schichten. Wenn man mehrere Wochen sehr eng am Set zusammenarbeitet, entstehen dabei eigentlich Freundschaften? In erster Linie ist man eine Arbeitsgemeinschaft – auch wenn es sich beim Drehen nicht so anfühlt. Aber man verliert sich nach Abschluss der Dreharbeiten dann doch zunehmend. Hast du von Kiel eigentlich ein bisschen was sehen können? Ein bisschen, ja. Ich war viel an der Kiellinie spazieren. Das war schön.

Titelfigur Rita aus dem Kieler Tatort - „Ich war total geflasht von der Rolle“