"Kleiner Strand": Baden bald offiziell möglich?

In der Nähe der „Lernwerft“ befindet sich an einer von Linden gesäumten Uferpromenade ein Strandabschnitt. Eingerahmt ist er vom Unternehmen Caterpillar und der Lindenau-Werft. Einmal jährlich wird in der Regel an dem idyllischen Ort ein Musikfestival gegen Rassismus gefeiert. Ortsbeirat verwundert über das Badeverbot: „Der Strand erfüllt eine Freizeit- und Erholungsfunktion für den Stadtteil“, erläuterte der Ortsbeiratsvorsitzende Hans-Meinert Redlin. „Er wird als Aufenthaltsziel auch von Kindertagesstätten und den angrenzenden Schulen genutzt.“ Redlin stellte weiter seine Bedeutung heraus: „Es ist der einzige Südstrand in Kiel, und hier liegt der wichtige Fähranleger Friedrichsort.“ Damit habe der Abschnitt „auch für den Tourismus eine besondere Funktion“. Der Ortsbeirat war verwundert, als er erfuhr, dass an der Stelle das Baden verboten ist: „Ein Badeverbot ist in der Bevölkerung nicht bekannt, es ist nicht ausgewiesen und wird zudem vom Ordnungsamt nicht durchgesetzt“, stellte der Vorsitzende des Gremiums klar. Formal gibt es das Badeverbot seit den 90er-Jahren: Formal gibt es seit den 90er-Jahren ein Badeverbot, teilte die Stadt mit. Aber man befasse sich momentan nicht mit dem Thema, sagt Stadtsprecher Arne Gloy. „Man ging damals wohl davon aus, dass die Arbeit auf den benachbarten Werften sich negativ auf die Wasserqualität auswirkte.“Aus einer Geschäftlichen Mitteilung des Umweltschutzamtes von Ende 2001 geht hervor, dass die Stadt vor 19 Jahren die Absicht hatte, das Badeverbot aufzuheben und daher Untersuchungen veranlasste. Gemessen wurden zum Beispiel zinnhaltige Verbindungen. Das Resultat damals: „Die vom Umweltschutzamt und vom Gesundheitsamt durchgeführten Boden- und Wasseranalysen erbrachten Ergebnisse, die eine Aufhebung des Badeverbotes ohne Weiteres zulassen.“ Dennoch gab es Gegenargumente, zum Beispiel die Nähe zur Lindenau-Werft. Diese komme „als Quelle von direkt oder, über die Luft, indirekt eingetragenen Schadstoffen in Betracht“. Das Staatliche Umweltamt habe Bedenken gegen die Nachbarschaft von Industrie und Badevergnügen. Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung hat Bedenken: Welche Voraussetzungen wären heute nötig, um am Skagerrakufer eine offizielle Badestelle einzurichten? Zum einen müsse die Badegewässerlandesverordnung beachtet werden, so Gloy. Das heiße zum Beispiel, dass sanitäre Anlagen aufgestellt werden müssten. Notwendig seien zum anderen Genehmigungen verschiedener Behörden. „Entscheidend ist aber, dass die Eigentümerin der Fläche einverstanden ist.“ Die Stadt Kiel nimmt zwar im Auftrag des Bundes Aufgaben für den Bezirk wahr. Doch Eigentümerin ist die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV). „Gegen die Genehmigung bestehen aus strom- und schifffahrtspolizeilicher Sicht grundsätzliche Bedenken, da in diesem Bereich mehrere strom- und schifffahrtspolizeiliche Genehmigungen erteilt sind“, erläuterte Sabine-Dorothea Heider vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Lübeck. Als Beispiel wies sie auf die Anlage des Friedrichsorter Sport- und Fischereibootvereins „Boje“ hin. Die Mitglieder des relativ kleinen Vereins, der in diesem Bereich über einen Steg verfügt, machen ihre Boote auch an Bojen fest. Durch eine Badeerlaubnis könnten ihre Rechte und die Rechte anderer eingeschränkt werden, so Heider. Nicht ungefährlich könnte auch die Nähe zwischen maritimen Anlagen und Schwimmern sein. Redlin ist überzeugt: „Dem Kleinen Strand und seinen angrenzenden Bereichen kommt zukünftig eine noch stärkere Bedeutung zu, wenn der Anschluss eines Fußweges bis zur Festung hergestellt wird.“ Weitere Nachrichten aus Kiel lesen Sie hier.

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