Gegenwind für mögliche Bäderregelung in Kiel

„Wir sehen keinen zusätzlichen Bedarf für weitere Sonntagsöffnungszeiten“, sagt der neue CDU-Kreischef Tobias von der Heide. Kiel sei „kein reiner Touristenort, in dem die Geschäfte fast ausschließlich von den Touristen leben“. Die vier verkaufsoffenen Sonntage im Jahr seien „vollkommen ausreichend“. Wie berichtet soll die Verwaltung untersuchen lassen, wie sich die Potenziale für Wirtschaft und Tourismus mit „finanziellen und gesellschaftlichen Herausforderungen“ verbinden lassen. Der Auftrag geht auf einen Antrag der Kooperation von SPD, Grünen und FDP zurück. FDP-Ratsfrau Annkathrin Hübner hatte im Wirtschaftsausschuss die Hoffnung geäußert, dass die Landeshauptstadt künftig unter die Bäderregelung fallen könne. Dann könnten die Geschäfte in der Innenstadt wie in den Ostseebädern und in Schilksee von April bis Oktober an jedem Sonntag öffnen. Pikant: Auch die Kieler CDU stimmte im Ausschuss für den Antrag, dessen Intention die Partei nun aber grundsätzlich ablehnt. Man habe das Thema erst später in der Kreispartei abgestimmt, lautet die Erklärung von Ratsherr Florian Weigel. Nun sei die Haltung aber eindeutig. CDU will Sontagsschutz beibehalten: Der neue Kreischef Tobias von der Heide stellt in einer Stellungnahme klar, dass die Kieler CDU den „vom Grundgesetz garantierten Sonntagsschutz in Kiel in der bewährten Form“ erhalten wolle. „Statt der Ausweitung der Sonntagsöffnungszeiten setzen wir uns für eine Attraktivierung der Kieler Innenstadt ein. Mehr Gastronomie, schöne Plätze, Sauberkeit und Aufenthaltsqualität in der Innenstadt machen sie auch am Sonntag für Touristen attraktiv und laden zum Verweilen ein.“ Für dieses Jahr hat die Stadt bereits die vereinbarte Höchstzahl von vier verkaufsoffenen Sonntagen terminiert. Die Läden in der Innenstadt, in Hassee/Russee, an der Holtenauer Straße und in der Wik dürfen an folgenden Sonntagen jeweils von 13 bis 18 Uhr öffnen: Am nächsten Sonntag zum Kieler Umschlag, am 26. April zu „Kiel blüht auf“, am 4. Oktober zum Bauern- und Regionalmarkt und am 8. November zu den Skandinavien-Tagen. Zusätzlich dürfen die Geschäfte in Wellingdorf beim Stadtteilfest am 23. August von 12 bis 18 Uhr öffnen. Lesen Sie auch: Das sind die Shoppingsonntage 2020 in Schleswig-Holstein Unverändert ist die Haltung der Kirchen, die laut Antrag in der Untersuchung ebenso befragt werden sollen wie die Gewerkschaften. Kiels Pröpstin Almut Witt findet es „schade“, dass das Thema Sonntagsöffnung wieder auf die Tagesordnung kommt. „Wir haben in Kiel bereits einen guten Kompromiss gefunden.“ Arbeitsfreie Sonntage seien für die Menschen wichtig, um Zeit für Familie, Natur, Freunde oder natürlich auch Kirche zu haben. Die Innenstadt, so Almut Witt, gehöre auch mit geöffneten Geschäften nicht zu den schönsten Orten der Stadt. „Kreuzfahrer kommen nicht als Erstes nach Kiel, um zu shoppen.“ Bäderregelung für Kiel: Gewerkschaftsseite signalisiert Frontalablehnung: Die katholische Kirche hat in der Kieler Debatte ebenfalls eine klare Position, an der sich noch nie etwas geändert hat. Die derzeit geltende Bäderregelung basiere auf einem Kompromiss mit „wackligen Beinen“ gerade in Bezug auf die Anzahl und die Größe der berücksichtigten Orte, sagt Beate Bäumer, Leiterin des katholischen Büros Schleswig-Holstein. Es gehe bei der Bäderverordnung um Ausnahmen für den touristischen Bedarf sowie Waren des täglichen Ge- und Verbrauchs. Bäumer: „Dazu gehört bestimmt nicht das gesamte Sortiment der Kieler Innenstadt.“ Lesen Sie auch: Kristian Blasel kommentiert die Debatte um die Bäderregelung Auch die Gewerkschaftsseite signalisiert bereits Frontalablehnung, bevor sie offiziell befragt wird. „Wir laufen schon gegen die bestehende Regelung Sturm“, sagt Finn Petersen, Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten Schleswig-Holstein Nord. Es müsse verlässliche Zeiten geben, zu denen Menschen gleichzeitig frei haben. „Schon der Mehrumsatz, der in der Vergangenheit durch die verlängerten Öffnungszeiten erzielt worden ist, war nur durch Arbeitszeitausweitungen möglich“, sagt Petersen. „Wo soll das alles noch hinführen?“ Weitere Nachrichten aus Kiel finden Sie hier.

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