Sozialverband startet kostenloses Angebot Sport soll nicht am Geld scheitern

Jeden Montag kann man ab kommender Woche zu einem festen Treffpunkt in Kiel-Ellerbek und in Hassee kommen. Dort warten Hanna Siercks vom Ellerbeker Turnverein ETV oder Patrick Mielke vom KMTV und ziehen gemeinsam mit den Teilnehmern los durch den Stadtteil, durch Parks, Wiesen, Wald. Nach einer Stunde ist man wieder am Startpunkt. „Wir bieten flottes Spazierengehen an, aber letztlich soll die Gruppe entscheiden, was sie möchte. Zum Beispiel zwischendurch auch mal leichte Übungen zur Dehnung, Kräftigung und Entspannung? Wir sind nicht die Bestimmer, sondern die Dienstleister für die Teilnehmer“, sagt Patrick Mielke. Auch Treffpunkt und Routen können je nach Wunsch variiert werden, betont Hanna Siercks. Wichtig ist den beiden Übungsleitern, dass die Teilnehmer Freude an der gemeinsamen Bewegung haben und sich dabei auch kennenlernen und austauschen können. „Nichts muss, alles kann“, fasst Gerd Schwertfeger vom Sozialverband das Konzept zusammen. Wichtig, so der Leiter des Ortsvereins Hassee/Russee weiter, „ist nicht nur, was für die Gesundheit zu tun, sondern überhaupt herauszukommen und mit anderen zu reden. Schwertfeger hat das Projekt seinem Ortsverein bereits vorgestellt und positive Rückmeldungen bekommen. „Viele Menschen mit wenig Geld bleiben irgendwann zuhause. Allein ist dann schwer, sich aufzuraffen und sich zu bewegen.“ Ganz wichtig für Schwertfeger: Das Angebot steht allen offen. „Wir haben es zwar auf Menschen ab 50 mit kleinem Budget zugeschnitten, aber jeder Bürger kann mitmachen. Man muss sich nicht anmelden, zu nichts verpflichten, nichts bezahlen.“ Die Idee kommt nicht von ungefähr. Den Ausschlag hat die Untersuchung gegeben, die Studenten der Kieler Universität im Auftrag des Sozialverbandes gemacht haben. Erstmals sollte dabei herausgefunden werden, was Armut für ältere Schleswig-Holsteiner konkret im Alltag bedeutet. Ein wesentliches Ergebnis der 2013 vorgestellten Studie (wir berichteten) war: Genauso wichtig wie das Materielle ist die psychische Stabilität, damit Menschen mit niedrigem Einkommen den Alltag bewältigen können und nicht aufgeben. Der Leiter des Lehrforschungsprojekts, Dr. Gerhard Berger vom Institut für Sozialwissenschaften der Kieler Universität nennt das Selbstwirksamkeitsüberzeugung. „Dieses schreckliche Wort bedeutet: Auch wenn die äußeren Bedingungen hart sind und man sehr eingegrenzt lebt, hat man das Gefühl, dass man etwas bewirken kann in seinem Leben.“ Um diese Überzeugung zu entwickeln, seien soziale Teilhabe, regelmäßige Kontakte, aber auch Bewegung wichtig. Genau das soll das neue Projekt bieten. Die Landesvereinigung für Gesundheitsförderung hat es in ihre Reihe „Komm mit…Aktiv draußen“ aufgenommen und Geld vom Bundesgesundheitsministerium besorgt. Bei Sozialverband hofft man, dass das Angebot gut angenommen wird. „Wir machen das erst einmal zwei Monate. Ist die Nachfrage da, soll es aber gerne zu einem Dauerangebot werden“, sagt Christian Schultz vom SoVD. Dort ist das Projekt ein Baustein, der einer wachenden Gruppe zeigen soll, dass man sie nicht vergisst: Ende 2013 haben 19000 Schleswig-Holsteiner Alters-Sozialhilfe (Grundsicherung) erhalten – 25 Prozent mehr als 2008. Die Treffen starten Montag: In Ellerbek um 17 Uhr am ETV-Vereinsheim, Große Ziegelstraße 54 (Infos: Tel. 0431/66849558) und in Hassee/Russee um 16.15 Uhr an der Bushaltestelle Strucksdiek (Infos: Tel. 0176/82100786).

Sozialverband startet kostenloses Angebot - Sport soll nicht am Geld scheitern