Spielplätze öffnen - aber wie können die Corona-Regeln eingehalten werden?

Seit dem 16. März sind in Schleswig-Holstein die Spielplätze gesperrt - eine der Schutzmaßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus. Zu lange, finden viele. Die Spielplätze sollten zügig wieder freigegeben werden, sagt auch die Landesvorsitzende des Kinderschutzbundes Schleswig-Holstein, Irene Johns. „Bei allen notwendigen Vorsichtsmaßnahmen muss dennoch berücksichtigt werden, dass gerade junge Kinder einen starken Bewegungsdrang haben und nicht alle Familien über einen Garten verfügen.“ Zudem würden den Kindern Spielkameraden und damit wichtige Anregungen und Interaktionen für die Entwicklung fehlen. Corona-Krise: Risiko für Gewalt steigt: Johns sieht in der Isolation der Kinder und sozialen Distanzierung aber auch ein wachsendes Risiko für unterschiedliche Formen von Gewalt. „Eine weiter anhaltende Beschränkung auf den häuslichen Bereich ist für Kinder und Eltern ein ernstzunehmender Stresstest, der auf Dauer besonders bei ohnehin schon stark belasteten Familien zur Zerreißprobe werden kann.“ Spielplätze und Freizeit- oder Sportflächen seien in dieser Situation wichtige Bewegungsangebote, die leicht erreichbar und kostenfrei seien. „Damit sind sie vor allem für Kinder aus finanziell schwächer aufgestellten Familien ein wichtiges Ausgleichsangebot.“ Die Kinderschützerin Irene Johns appelliert an die Kita-Träger, noch stärker Kinder aus besonders belasteten Familien aufzunehmen. Das ist grundsätzlich möglich, allerdings liegt nach der Landesverordnung die Entscheidung beim Jugendamt. „Nach Erfahrung der Fachkräfte in Kitas schreckt es einige Eltern ab, wenn das Jugendamt involviert wird. Besser wäre es, wenn die Kitas das direkt mit den Eltern regeln könnten.“ Auch insgesamt sollten aus Sicht des Kinderschutzbundes mehr Kindern der Zugang zu den Kitas ermöglicht werden. Eine Möglichkeit seien rotierende Kleingruppen. So können gewährleistet werden, dass jedes Kind unabhängig von der Notbetreuung mindestens einmal pro Woche seine Einrichtung besuchen könne. „Wir dürfen bei allen notwendigen Schutzmaßnahmen die elementaren Bedürfnisse von Kindern und ihren Familien nicht aus dem Blick verlieren“, mahnt die Landesvorsitzende Irene Johns. Kinder entwickelten schon im Alter von drei Jahren kleine Freundschaften. Das sei ein wichtiger Entwicklungsschritt. Diese Freunde für mehrere Wochen nicht zu sehen, sei eine starke Belastung. „Darüber hinaus sind das soziale Lernen und die frühe Förderung durch pädagogische Fachkräfte Grundlage für den späteren Bildungserfolg. Je länger diese aussetzen, desto bleibender sind die Folgen.“ Darauf hatte zuvor auch Prof. Olaf Köller, Kieler Bildungswissenschaflter und Mitglied im Corona-Expergermium der Leopoldina, hingewiesen. Corona-Regeln für Spielplätze: Auch die Landes-SPD hält die Öffnung der Spielplätze für geboten. Die zuständige Dezernentin bei der Stadt Kiel, Renate Treutel, sieht das genauso. „Ich würde, wenn das Land dies zuließe, die Spielplätze lieber heute als morgen öffnen. Das muss der nächste Schritt sein, diese unnatürliche Situation zu beenden.“ Doch klar sei, dass auch dort der Gesundheitsschutz gewährleistet werden muss. Dazu müssten klare Regeln aufgestellt werden: Es darf nur eine begrenzte Anzahl von Personen gleichzeitig auf das Gelände. Der Abstand muss so weit auch unter Kindern, die nicht aus einem Haushalt kommen und auch sonst nicht gemeinsam betreut werden, eingehalten werden. Eltern sollen Geräte auf Spielplätzen desinfizieren: Für Treutel wäre auch notwendig, dass die Erwachsene Desinfektionsmittel mitbringen, um die Griffe, Geländer und Haltestangen zu desinfizieren. „Das erfordert von den Erwachsenen ein hohes Maß an Disziplin und gegenseitiger Rücksichtnahme, um das gut zu regeln“, sagt Treutel, „denn wir können es als Stadt nicht leisten, dafür an jeden Spielplatz einen Mitarbeiter abzustellen.“ Dennoch plädiert sie dafür, die Spielplätze freizugeben. „Wenn sich bei Kontrollen herausstellt, dass es mit der Einhaltung der Regeln nicht klappt, müssen die Plätze wieder gesperrt werden.“ Kinderschutzbund schlägt Paten für Spielplätze vor: Irene Johns sieht noch eine andere Möglichkeit. „Vielleicht könnte man Paten finden, die nach einer Einweisung für bestimmte Zeiten die Spielplätze betreuen und dort für die Einhaltung der Regeln sorgen.“ Die Kinderschützerin appelliert außerdem an die Kita-Träger, noch stärker Kinder aus besonders belasteten Familien aufzunehmen. Das ist grundsätzlich möglich, allerdings liegt nach der Landesverordnung die Entscheidung beim Jugendamt. „Nach Erfahrung der Fachkräfte in Kitas schreckt es einige Eltern ab, wenn das Jugendamt involviert wird. Besser wäre es, wenn die Kitas das direkt mit den Eltern regeln könnten.“ Kennen Sie schon die Post aus dem Newsroom? Den kostenfreien Newsletter der Kieler Nachrichten versenden wir Mo-Fr ab 17 Uhr. Hier können Sie sich für unser Mailing anmelden. Sie interessieren sich für Holstein Kiel? Dann melden Sie sich hier für den Newsletter " Holstein Kiel - Die Woche " kostenfrei an. Versand: jeden Freitag, 11.30 Uhr. 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Corona-Regeln in SH - Spielplätze öffnen – wie soll das gehen?