Stadt Kiel macht den Rettungsdienst fit für die Zukunft

62.139 Einsätze fuhren die Rettungswagen 2018 in Kiel. Das sind 84 Prozent mehr als vor 20 Jahren. Es ist absehbar, dass die aktuell 28 Rettungswagen an zehn Rettungswachen bald an die Kapazitätsgrenzen stoßen. Deshalb beschloss die Ratsversammlung jetzt einstimmig den neuen Rettungsdienstbedarfsplan 2020. Besonders das Stadtzentrum wird gestärkt: Sechs zusätzliche Rettungswagen sollen im nächsten Jahr allein bei der Feuerwehr angeschafft werden. Damit steigt die Zahl der in Kiel zur Verfügung stehenden Fahrzeuge auf 34. Grund sind die weiter drastisch steigenden Einsatzzahlen für den Rettungsdienst in Kiel. Feuerwehrdezernent Christian Zierau ist zufrieden. „Dieser von der Feuerwehr Kiel erarbeitete Rettungsdienstbedarfsplan ist eine in Schleswig-Holstein einzigartige Grundlage zur Bemessung der eingesetzten Rettungsmittel.“ Mit eingebunden sind die Rettungskräfte des Deutschen Roten Kreuzes, der Johanniter Unfall-Hilfe und des Arbeiter-Samariter-Bundes. Ausgearbeitet hat das Zukunftspapier Dr. Michael Corzillius, der Abteilungsleiter für den Rettungsdienst bei der Feuerwehr. Zielvorgabe ist die Sicherstellung der bestmöglichen Abdeckung mit Kapazitäten in Kiel. „Wir haben die meisten Einsätze im Zentralbereich der Stadt. Hier wird es auch eine Aufstockung geben“, so Corzillius. Je ein Rettungswagen wird wieder fest den drei Löschzügen der Wachen in West, Nord und Ost zugeteilt. „Die neue Nordwache bekommt auch einen Flügel für die Rettungswache“, so der Leiter. Die Anschaffung der sechs Fahrzeuge soll so schnell wie möglich angeschoben werden. Meilenstein für den Kieler Rettungsdienst: Für den Amtsleiter der Feuerwehr, Thomas Hinz, ist das neue Rettungsdienstkonzept der zweite Baustein nach dem Brandschutzbedarfsplan aus dem vergangenen Jahr. „Der Rettungsdienstbedarfsplan ist der größte Meilenstein für den Kieler Rettungsdienst in den letzten 20 Jahren“, freut sich Hinz. Als drittes Konzept ist ein Katastrophenschutzplan in Vorbereitung. Ein wichtiges Ziel ist jetzt die Stärkung des Rettungsdienstes einmal für das Tagesgeschäft und gleichzeitig für besondere Ausnahmesituationen. „Wir wollen auch eine bessere Versorgung bei möglichen Großschadensereignissen erreichen“, sagt Corzillius. Das sind Unfälle mit einer Vielzahl Verletzter, wie etwa Bus-, Flugzeug- oder Schiffsunglücke. Mehr Kapazitäten für große Notfälle: Mit der Leitstelle wurde bereits ein großer Schritt getan. Die Anschaffung von Gerät für die Versorgung von vielen Verletzten steht auch auf dem Programm. Wie schnell so etwas passieren kann, hatte die Feuerwehr Kiel am 9. Oktober 2010 erleben müssen, als mitten in der Nacht plötzlich über 200 evakuierte und zum Teil verletzte Passagiere der Fähre „Lisco Gloria“ in Kiel angelandet wurden. Damals musste als Verletztensammelstelle eine Turnhalle der Marine mit Ausrüstung der Bundeswehr hergerichtet werden. „Wir wollen für derartige Vorfälle einfach besser gerüstet sein. Deshalb soll eine mobile Verletztenversorgungseinrichtung beschafft werden“, so Corzillius. Neues und modernes Gerät ist aber nur eine Hälfte der Aufgabe. „Wir brauchen auch das Personal dafür. Deshalb werden wir die Ausbildung an der Akademie der Feuerwehr ausbauen“, verspricht Hinz. Die Zahl der Auszubildenden soll von jährlich zehn auf 24 steigen. Gleichzeitig wolle man auch auf dem Markt um ausgebildete Notfallsanitäter werben. Was jedoch im Norden angesichts der Besoldung nicht ganz einfach sei, wie Hinz einräumt. Es gebe da ein echtes Nord-Süd-Gefälle in Deutschland. Weitere Nachrichten aus Kiel lesen Sie hier.

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