Stadtwerke Kiel färben Wasser der Fernwärme mit Uranin ein

Die Suche nach den Leckagen in den Heizungsleitungen soll vor allem Wasser und Energie sparen, sagt Sönke Schuster, Sprecher der Stadtwerke: „Je mehr Leckagen wir finden, desto weniger Wasser muss für das Fernwärmenetz aufbereitet werden.“ Nachdem 2017 und 2018 bereits für kurze Kampagnen der Farbstoff Uranin beigemischt wurde, konnten die Verluste durch die so aufgespürten und reparierten Leckagen wieder auf 150 bis 200 Tonnen täglich gesenkt werden. Einspeisung in der Wik: Jede Tonne verlorenes Wasser muss aufwendig neu ersetzt werden. Dafür wird Brunnenwasser entkalkt und entsalzt. „Mit unserer Wasseraufbereitungsanlage können wir so bis zu 200 Tonnen Wasser für den Fernwärmebedarf pro Tag erzeugen“, sagt Kesselmaschinist Felix Kruse. „Wenn wir mit dieser Aktion pro Jahr auch nur eine Leckage finden, rentiert sich der Aufwand schon“, ergänzt Michael Kellmann aus der Fernwärme-Abteilung der Stadtwerke. Der Wunsch wäre, die Verlustmenge an Wasser für die Fernwärme irgendwann vielleicht auf unter 100 Tonnen pro Tag in der Heizperiode zu senken. Uranin ist gesundheitlich unbedenklich: Zusammen mit seinem Kollegen Carsten Müller ist Kruse jetzt der Herr der Farbe. In fünf Fässern mit je 200 Litern lagert der Farbstoff Uranin in der Halle des Heizkraftwerks Wik. Der im Lieferzustand rote Farbstoff wird dort mit einer sogenannten Impfanlage in den Fernwärme-Kreislauf eingespritzt. Über eine Kanüle saugt die Impfanlage kontinuierlich Farbstoff aus dem Fass. Im heißen Wasser wird das rote Uranin dann sofort neongrün. An Leckstellen fließt das Wasser der Fernwärme dann ins Erdreich, vermischt sich dort mit Regenwasser und fließt in die Gewässer. Spätestens dann ist es für die Bevölkerung sichtbar. „Wir rechnen eigentlich schon bald mit den ersten Meldungen. Das war bei der letzten Aktion 2018 auch so“, sagt Kellmann. Die Aktion ist diesmal nicht zeitlich begrenzt, sondern dauerhaft. Bei den ersten zeitlich begrenzten Kampagnen wurde der Farbstoff in Pulverform beigemischt. „Das war bei der Anwendung nicht so sauber“, sagt Kruse. Die Handhabung und Mischung der Pulverkartuschen verursachte in der Maschinenhalle des Heizkraftwerks eine Menge Dreck. Wachsame Bevölkerung als Schlüssel: „Zum Teil sieht man das heute noch“, sagt Maschinist Kruse und deutet auf die Ränder auf dem gefliesten Boden der Maschinenhalle. Die 200-Liter-Fässer lassen sich dagegen auf einer Palette direkt an die Impfanlage fahren und sauber anschließen. „Da tropft fast nichts“, so der Maschinist. Die Behälter mit einem Restbestand Pulver lagern im Ersatzteillager des Heizkraftwerks Wik. „Der Farbstoff ist gesundheitlich und wasserbiologisch unbedenklich. Es geht von ihm keine Gefahr aus“, so Schuster. Wenn jetzt das eingefärbte Heizwasser auf einem Gewässer sichtbar wird, lässt sich meist durch den Wasserlauf die Herkunft ermitteln. Der Grund für den Start der Aktion ist die laufende Heizsaison. Jetzt sind die meisten Verbraucher aktiv, und der Durchlauf des auf 115 Grad erhitzten Wassers ist besonders groß. Die Entscheidung zur Wahl der Wik als Ort für die Impfung hat mit der Ausrichtung der Verbraucher zu tun. Der Zugang zum Verbundnetz ist in der Wik besonders kurz. Von dort aus lassen sich die 337 Kilometer Netzwerk in Kiel sehr gut erreichen. Das Kraftwerk Wik kommt außerdem immer dann zum Einsatz, wenn die Umwälzung des Wassers durch den Heizbedarf besonders groß ist. Hinweise über Telefon, Facebook, Instagram oder Twitter: Wer die fluoreszierenden grünen Einfärbungen in Gewässern in der Kieler Innenstadt entdeckt, der sollte diese Beobachtung der Fernwärmeleitwarte unter Tel. 0431/594 3001 telefonisch mitteilen, so Schuster. Die Leitwarte ist rund um die Uhr besetzt. Darüber hinaus sind die Stadtwerke aber auch über Twitter, Facebook und Instagram erreichbar.