Stickoxid-Messwerte am Theodor-Heuss-Ring in Kiel: Die Luft ist rein

Erlaubt sind nach EU-Recht 40 Mikrogramm Stickoxid pro Kubikmeter Luft im Jahresmittel – ein Wert, den Kiel auf der Stadtautobahn Jahr für Jahr gerissen hat. So hatte der Jahresmittelwert 2018 bei 60 und 2019 bei 49 Mikrogramm Stickoxid pro Kubikmeter Luft gelegen. Auf Klage der Deutschen Umwelthilfe drohte auf dem Teilstück zwischen Barkauer Kreuz und Waldwiesenkreisel sogar ein Fahrverbot für Diesel-Fahrzeuge der Euro-Schadstoffklassen 1 bis 5. Aber 2020 ist die Luft rein. Der Mittelwert über die elf Monate Januar bis November beträgt nach der Messung an der amtlichen Messstation des Landes 34,1 Mikrogramm. Der Mittelwert für die zurückliegenden zwölf Monate Dezember 2019 bis November 2020 liegt bei 34,5 Mikrogramm. Seit August 2020 liegt der Mittelwert der zwölf jeweils vorangegangenen Monate nun Monat für Monat unter der kritischen Marke von 40 Mikrogramm. Stadt Kiel gibt Entwarnung für 2020: Der Leiter des städtischen Umweltschutzamtes, Andereas von der Heydt, frohlockt: „Damit kann bereits jetzt festgestellt werden, dass der Immissionsgrenzwert für Stickstoffdioxid zum Schutz der menschlichen Gesundheit im Jahresmittel für das Jahr 2020 sicher unterschritten wird.“ Lesen Sie auch: Kiel nimmt Luftfilteranlagen in Betrieb Von der Heydt lässt noch offen, welche Rolle die sechs Luftfilteranlagen dabei spielen, die seit dem 15. Oktober am Theodor-Heuss-Ring in Betrieb sind. Nur so viel: Er habe nie einen Zweifel an der Wirksamkeit der Filtertechnik auf Kohlebasis gehabt. Seit Oktober fallen die Messwerte in Kiel drastisch: Das bestätigen die Messergebnisse seit der Inbetriebnahme der Absauganlagen. Sie sind vergleichsweise drastisch gefallen. Der Monatsmittelwert im Oktober beträgt 19,8 Mikrogramm, im November 17,7 Mikrogramm Stickoxid pro Kubikmeter Luft. Es sind die mit Abstand niedrigsten Werte seit Beginn der Aufzeichnungen. Das seien ja fast Werte wie in einem Naturschutzgebiet, heißt es augenzwinkernd im Kieler Rathaus. Deutsche Umwelthilfe nimmt nur noch den Standort ins Visier: Vor diesem Hintergrund hat die Deutsche Umwelthilfe in ihrem jüngsten Schriftsatz zu ihrer Klage nicht mehr die Wirksamkeit der Luftfilter bezweifelt, sondern ihren Standort angegriffen. Die sechs High-Tech-Container stehen auf dem Radweg. Das sei verkehrsrechtswidrig, argumentiert die DUH vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig. Lesen Sie auch: Deutsche Umwelthilfe: Standort der Luftfilteranlagen ist rechtswidrig Dort ist ihre Klage gegen den Luftreinhalteplan des Landes für Kiel mittlerweile anhängig. Zuvor hatte die DUH den Prozess vor dem Oberverwaltungsgericht in Schleswig gewonnen. Die Schleswiger Richter hatten – vor der Inbetriebnahme der Absauganlagen – verneint, dass ihre Wirksamkeit nachgewiesen sei. Sowohl die Stadt Kiel als auch das schleswig-holsteinische Umweltministerium hatten aber Revision gegen das Urteil beantragt. Die neuen Messwerte scheinen ihnen nun Recht zu geben. Die Verhandlung beim Bundesverwaltungsgericht ist noch nicht terminiert.