TH Lübeck: Studentische Ideen für Kiels Zentrum

Der Titel des bundesweiten Wettbewerbs klingt zwar etwas sperrig: "Plattform Innenstadt – Zurück zu multifunktionalen Zentren | universal, flexibel, wandlungsfähig". Die Studentinnen Verena Christin Beythien, Linn Grönheim und Julia Rönneburg sind mit ihrem Projekt "KielPlus – Altstadt kann mehr", aber sehr konkret geworden. Es setzt im Wesentlichen auf drei Schwerpunkte: Zunächst wollen sie unter dem Titel "EinkaufPlus" die Verbindung von Online- und Offline-Handel stärken. Dann ging es den Nachwuchs-Städtebauern um mehr Zugänge zum Wasser und die Frage, wie diese genutzt werden können ("FördePlus"). Und zuletzt haben sie das Ziel formuliert, das Schloss und den Schlossplatz zu beleben – und somit sichtbar zu machen. "SchlossPlus", heißt das Konzept bei ihnen. Leben in die Altstadt von Kiel bringen: "Die Altstadt hat ihren Altstadtcharakter eigentlich verloren", sagt Studentin Linn Grönheim. "Wir wollten aber das Leben dorthin zurückbringen." So sei beispielsweise das Schloss ein Ort der Geschichte. "Die ist in Kiel aber nicht sichtbar genug." Das Vorschläge der Studentinnen waren demnach, "die vorhanden Stärken minimalinvasiv zu nutzen". Gerade in einem studentischen Projekt bestehe die Freiheit für solche Gedanken. Lesen Sie auch: Neugestaltung: Jetzt geht's um die Holstenstraße Ein weiteres Projekt mit dem Namen "Vielfaltstadt Kiel" erhielt in dem Wettbewerb eine Anerkennung: Paul Dewan, Lukas Lübke und Helge Schaubs hatten sich hier entschieden, in der Innenstadt neue Ausrufezeichen zu setzen, um der kompletten Abhängigkeit vom Einzelhandel zu entkommen. Beispiele sind Büro-Areale, die mit studentischer Nutzung ergänzt werden sollten. So könne ein Kleiner-Kiel-Campus entstehen. Rund um das Schloss, so eine weitere Idee, könnte die Kultur- und Mediennutzung gestärkt werden. Diskussionen in Kiel unterstützen: Betreut wurden die Gruppen von Frank Schwartze, Professor für Städtebau und Planung, sowie Anika Slawski, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Fachgruppe Städtebau und Stadtentwicklung am Fachbereich Bauwesen. Hier liegt auch die Erklärung für die Beschäftigung mit Kiel als Aufgabenstellung. Es bestehe ein guter Kontakt zu Felix Schmuck, Leiter Bezirk Mitte im Kieler Stadtplanungsamt. Mit Schmuck zusammen sei nicht nur die Aufgabenstellung erarbeitet worden – eigentlich waren auch mehrere Diskussionen in Kiel geplant, so Schwartze. Diese seien allerdings Corona zum Opfer gefallen. "Zum anderen ist Kiel mit seinen aktuellen Planungen und seiner städtebaulichen Geschichte für das Thema 'Multifunktionale Stadt' prädestiniert", sagt Schwartze weiter. Man könnte formulieren: In Kiel wandelt sich so viel, dass sich auch extrem viel diskutieren und entwickeln lässt. "Wir wollten mit dem Projekt die aktuellen Diskussionen unterstützen", betont Schwartze. Außerdem sei es im Studiengang eine gute Tradition, die Projekte in Kooperation mit den Kommunen und Städten Schleswig-Holsteins zu gestalten. Wie müssen sich die Innenstädte verändern? "Wir haben vor allem eine fachliche Perspektive eingenommen", sagt Schwartze. "Dass die Innenstädte sich verändern müssen. Das ist klar. Aber wie baut man sie dafür um?" Seiner Einschätzung nach hat auch die nachwachsende Generation der Stadtplaner ein gemeinsames Ziel: "Alle wollen eine lebendige Innenstadt – als Erlebnisraum." Schließlich wollten sich Menschen treffen, auch die sogenannten Digital Natives. Lesen Sie auch: Multimedia-Story zur Innenstadt von Kiel Kiel könne sich angesichts dieses Prozesses kaum auf einem historischen Erbe der Innenstadtgestaltung ausruhen. Aber das müsse kein Nachteil sein: "Weniger Erbe kann auch zu etwas Aufregendem führen."