THW-Vereins-Gaststätte: Familie Reis hört nach 40 Jahren auf

Es begann 1979 mit einer Stellenanzeige in den Kieler Nachrichten: „Wir wollten war Neues wagen und haben uns als Pächter beim THW beworben“, erzählen die frühere Bürokauffrau und der gelernte Konditor. Das klappte: Am 1. Januar 1980 öffnete das Ehepaar Reis die Türen der Vereins Gaststätte am Vieburger Gehölz. Von kleinen Snacks zur richtigen Küche: Anfangs servierten sie Getränke und kleine Snacks. Die wurden in der engen Küchennische hinter dem Tresen zubereitet. Doch die Sportler hatten nach dem Training Hunger – also fing Regina an zu kochen. Erstmal nur auf Bestellung, dann wurde die Küchenzeile auf rund 12 Quadratmeter erweitert. Mit der neuen Küche kamen die ersten Feste: „Zu Anfang haben wir immer viel zu viel aufgetischt. Wir hatten noch keine Ahnung, welche Mengen wir kochen mussten“, sagt die 65-Jährige. Auch heute noch sind die Portionen dazu gedacht, die Gäste satt zu bekommen. Beköstigt werden längst nicht mehr nur Sportler. „Bei uns ist jeder willkommen, egal ob kleiner Angestellter oder großer Chef.“ Sie alle eint schließlich eins: Hunger und Durst. Und da sind sie bei Regina richtig. Gekocht wird wie bei Muttern: Schnitzel, Frikadellen, Sauerfleisch, Rouladen, Grünkohl, Spargel und die „weltbesten Bratkartoffel“. Für die hat sie einst von ihren Gästen „die goldene Bratpfanne“ verliehen bekommen. Verbundeheit mit den Handballern ist groß: Manner kümmert sich um den Tresen. Dort versorgte er jahrelang unter anderem die THW-Bundeliga-Handballer sowie deren Fans, die nach jedem Heimspiel auf ein Bier in die Vereins Gaststätte kamen. Die Verbundenheit gerade mit den Handballern war und ist teilweise immer noch groß. „Das war wie eine große Familie.“ Bei den THW-Weihnachtsfeiern zum Beispiel haben die Kinder von Magnus Wislander bei Manner und Regina übernachtet, wenn es zu spät wurde. Auch mancher Sieg wurde in der Vereins Gaststätte gefeiert – und das ausgiebig: Besonders in Erinnerung geblieben ist die Rocky-Horror-Show-Party mit Handballern und Sponsoren, bei der Reis und Klopapier flogen und die Magnum-Flasche Sekt in großer Fontäne durch den Saal spritzte. Oder der Morgen nach einer Meisterfeier, als das Vereinsheim von außen komplett in Schwarz-Weiß bemalt war. Es gibt zahlreiche Anekdoten, die der 67-Jährige erzählen könnte. „Als Gastwirt bekommt man vieles mit. Doch Diskretion gehört zum Job.“ Neue Pächter werden noch unterstützt: Die schönen Erlebnisse werden die beiden nun mit in den Ruhestand nehmen. „Wir reden seit fünf Jahren vom Abschied, jetzt ist es soweit“, erzählt Regina. Ausschlafen, Reisen und sich um die Enkelin kümmern steht ab Juli auf der Tagesordnung. Corona machte die große Abschiedsparty allerdings zunichte. Wobei, ein kompletter Abschied ist es für beide eh nicht. „Wir werden die neuen Pächter ab August noch ein-zwei Jahre lang unterstützen“, versichert das Paar. „Aber es ist schön, die Verantwortung für das große Ganze abzugeben, nicht morgens gleich mit der Einkaufsliste und dem Dienstplan im Kopf aufzuwachen.“ Mehr zu Kiel lesen Sie hier

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