TKMS-Chef Andreas Burmester: "Was wir vom Handball lernen können"

Wie geht es mit der Werft ohne Andreas Burmester auf der „Brücke“ jetzt weiter? Andreas Burmester: Die Werft schreibt jetzt das nächste Kapitel. Wenn das Unternehmen den eingeschlagenen Weg der Modernisierung weiter fortsetzt und es dabei gelingt, alle Menschen mitzunehmen, dann glaube ich, hat das Unternehmen eine tolle Zukunft. Dann war das, was ich hier über 30 Jahre gemacht habe, genau richtig. Wie steht es um die Perspektiven der Werft in Kiel? Ich glaube zutiefst an den Zusammenhalt von Über- und Unterwasserschiffbau. In der Kombination von Über- und Unterwasserschiffbau wird dieses Unternehmen den Kunden immer technologisch erstklassige Lösungen anbieten können, die die Wettbewerber nur nachmachen können. Es gibt auf der Welt kein anderes Unternehmen wie TKMS, das U-Boote ohne staatliche Beteiligungen nach den Regeln der Marktwirtschaft baut. Deshalb ist die Werft hier sehr gut aufgestellt. Welche Rolle spielt die jetzt begonnene Modernisierung? Erfolg hat man nur, wenn man den beständigen Wandel auch lebt. Das betrifft ganz besonders den U-Bootbau. So wie wir früher die U-Boote vom Typ 206 und 209 gebaut haben, so kann man heute kein U-Boot mehr bauen. Wir passen uns dem Markt deshalb an. Welche U-Boote brauchen Marinen von morgen? Als ich hier anfing, begannen die Konstrukteure gerade am 212er zu arbeiten, das war eine U-Boot-Generation. Jetzt ist die nächste Generation da. Der Typ 212CD wird ein echter Gamechanger. Gerade was das Thema Ortbarkeit betrifft, wird die nächste Generation ein ganz anderes Produkt. Dieser Typ wird die Zukunft. Lesen Sie auch: Der letzte gelernte Schiffbauer geht Das bedeutet, die Werft bleibt Marktführer? Man darf sich nicht auf der Technik und den Erfolgen ausruhen. Man muss heute schneller sein als früher. Der Markt fordert das so. Solange ein Unternehmen gut und der Kunde mit dem Produkt zufrieden ist, wird der Kunde auch immer bei dem Unternehmen bleiben. Und hier ist die Werft gut aufgestellt. Wir haben einen tollen Kontakt zur deutschen Marine. Auch wenn der früher noch intensiver war. Wie motiviert man heute Schiffbauer zu Höchstleistungen? U-Bootbau hat ganz viel mit Handball zu tun. Ich hatte mal den Spieler Markus Alm vom THW zu einem Managementseminar auf der Werft. Seine Message war: Man muss es als Spitzenteam mögen, der Gejagte zu sein. Das Team ist dabei ganz wichtig. Einer allein ist nichts, alle zusammen bringen eine 68:0-Saison. Das gilt auch im Schiffbau. Wir brauchen hier keine Stars, wir brauchen hier Teamspieler. Es ist jetzt die Aufgabe der Führung der Werft, den Spirit hochzuhalten. Man muss es auch im Marineschiffbau mögen, der Gejagte zu sein. Welche Bedeutung haben die drei Buchstaben HDW? Viele denken noch zu sehr an gestern. Traditionen sind natürlich sehr wichtig. Es ist aber gut, dass die Werft sich wandelt. Nur dann hat das Unternehmen eine Chance. Wenn die Menschen hier mit der Einstellung an die Arbeit gehen, dass sie es toll finden, dann hat das mehr Bedeutung als die drei Buchstaben. Wie ändert sich dabei das Arbeitsumfeld auf der Werft? Heute geht alles schneller als früher. Das fängt schon beim Arbeitsumfeld an. Meine Generation wird immer ein eigenes Büro haben wollen. Wenn ich aber mit einem jungen Ingenieur spreche, der findet es spannend, wenn er in einem Großraumbüro arbeiten darf. Die jungen Kollegen arbeiten heute auch viel mehr lösungsorientiert und auf die Anforderung ausgerichtet als wir früher. Das ist aber der Wandel. Und wie sieht zukünftig der Alltag bei Andreas Burmester aus? Zeit haben. In den meisten Jahren meiner Tätigkeit hier war ich eigentlich nie mal mehr als 20 Tage im Jahr im Urlaub. Und oft bin ich im Urlaub zurück zur Werft, weil es irgendwo in der Fertigung ein Problem gab. Das ist jetzt vorbei. Gibt es Pläne? Es gibt hier noch so viele Orte in Deutschland und in Europa, die wir noch nicht gesehen haben. Ich will mit meiner Frau Deutschland und Europa erkunden. Vielleicht setze ich mich auch auf mein Motorrad und überlege erst bei Abfahrt, ob ich ans Nordkap oder nach Sizilien fahre. Jedenfalls dann, wenn Corona vorbei ist. Und der Schiffbau? Ich bin ja nicht ganz weg. Natürlich freue ich mich auf die Arbeit im Aufsichtsrat im Kta Naval Systems in Norwegen und im Verband für Schiffbau und Meerestechnik in Hamburg. Interview: Frank Behling