Talkmaster Gerd Hausotto: Mit ihm lässt es sich gut schnacken

Da Hausotto selbst auf ein spannendes Leben blickt, weiß er genau, wo er nachhaken muss. Deshalb bittet er seine Gäste auch vor der Sendung um ihre Vita. „Ich bin der einzige Talkmaster, dessen Show den Lebenslauf seines Gastes miteinbezieht. Das macht kein anderer, das ist mein Erfolg“, sagt der gebürtige Kieler. Und so sollte ein Bericht über den Talkmaster natürlich auch nicht ohne ein Blick auf sein Leben sein. Vom Prokurist zum Moderator: Den gelernten Kaufmann verschlug es in jungen Jahren nach Haltern in Westfalen, wo er als Prokurist in einem Unternehmen arbeitete. Dann machte er sich für ein paar Jahre mit einem Hotel selbständig, kehrte 1970 aber wieder nach Kiel zurück. Hausotto arbeitete in der Lohnabrechnung der Howaldtswerke und später in der Uniklinik, wo er zum Verwaltungsleiter der Neurochirurgie aufstieg und 20 Jahre blieb. Eine schwere Herzerkrankung machte ihn mit 45 Jahren zum Frührentner. Das ihm neu geschenkte Leben nutzte er für eine andere Ausrichtung seines Daseins. Er gründete die Agentur 90 für Künstler, spielte wieder Schlagzeug in einer Band ohne Namen, führte durch das Abendprogramm der „Langeland“, veranstaltete mit der Band Silvestereisen nach Sonderburg. Dann kam ein An- und Verkaufsladen von Kleidung und Hartholzmöbeln und immer wieder das Organisieren und Moderieren vieler Veranstaltungen wie beim Kieler Umschlag oder auf der Kieler Woche. Egon Müller war sein erster Gast: Wer so viel herumkommt und unternimmt, hat einen großen Bekanntenkreis, zu dem auch mittlerweile viele Prominente des Landes zählen. Es war also nur eine Frage der Zeit, dass er sie in ein Studio lockte und nach ihrem Leben befragte. Vor nunmehr acht Jahren kam Hausotto also zum Offenen Kanal Kiel (OKK) und setzte seine Leidenschaft um: „Eine eigene Talkshow, das wollte ich immer schon machen“, sagt er. Bei der ersten Sendung „ Lass mal schnacken!“ war die Speedway-Legende Egon Müller zu Gast, in der zweiten die ehemalige Oberbürgermeisterin Angelika Volquartz. Der ganzheitliche Blick auf den Menschen kam bei den Zuschauern an. „Den einzigen Anspruch, den ich an meine Gäste habe: Sie müssen ein interessantes Leben haben. Und mir ist die Vielfalt wichtig“. Jede Woche fast eine Stunde Talk: Gab es die Sendung in den ersten drei Jahren nur einmal im Monat, gibt es sie heute wöchentlich. Und dank der Videos, die sich jeder im Internet anschauen kann, ist das Interesse an seiner Sendung gestiegen. Früher hat Hausotto noch viel telefoniert und bei Leuten angefragt, „jetzt werde ich angerufen“. Ob der Gast dann auch interessant genug für seine knapp einstündige Show ist, entscheidet Hausotto nach ausgiebiger Recherche. Vor allem bei Wikipedia. „Wer einen Namen hat, steht da drin.“ Und so saßen namhafte Politiker des Landes und der Stadt Kiel auf seinem gelben Sofa, Komiker wie Herr Holm oder Herr Momsen, TV-Prominenz, Modells, Unternehmer, Musiker, Schriftsteller, Autoren, Kapitäne, Pröbste und viele mehr. Ein Team unterstützt ihn: Er duzt sie zum größten Teil, schließlich geht es ja um ganz persönliche Dinge. Anfängliche Nervosität nimmt er den Gästen durch seine warme, unaufgeregte und freundliche Art. „Ich bin in der Lage, mich auf andere einzulassen, bin beim Gespräch hemdsärmelig und lasse alle ausreden.“ Noch nie habe er es bereut, einen Gast eingeladen zu haben. „Bis jetzt waren alle sehr redegewandt.“ Und, darauf ist er besonders stolz: „Die, die ich gerne in meiner Sendung haben wollte, habe ich alle bei mir gehabt.“ Immer zuverlässig an seiner Seite ist nicht nur Ehefrau Elke, sondern sein Team. Dazu gehört von Anfang an Heike Fleischhauer, die sich das Wissen rund um die Kamera selber angeeignet hat, mit der sie den Blick auf die Gäste hat. Sie schwärmt von der Art, wie sich Hausotto der Geschichte der Prominenten nähert. „Für mich ist er der Talk-Kaiser von Kiel, denn man lernt die Gäste bei ihm mal anders kennen“, sagt sie. Ins rechte Kameralicht setzt Wolfgang Naumann den Moderatoren Hausotto. Er gibt ihm auch Zeichen, wenn die Haare zu wellig sind. „Das mag er nämlich nicht“. Zur 250. Sendung, die am 30. und 31. Dezember jeweils um 17 Uhr ausgestrahlt wird, ist der Trompeter Bob Lanese zu Gast. Der 78-Jährige stammt aus Cleveland/Amerika, lebt seit 1971 in Deutschland und spielte 30 Jahre lang bei James Last mit. Mehr zu Kiel lesen Sie hier

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