Tauben-Plage in Kiel-Gaarden: Kommt jetzt ein Taubenhaus?

Nun sucht die kleine Gruppe der Tierschützerinnen das Gespräch – und nach Lösungen, mit denen alle Beteiligten leben können. Seit etwa fünf Jahren sind Ayten Atas und einige Gleichgesinnte regelmäßig in Gaarden unterwegs, um nach dem Rechten zu sehen. „Die Tauben leben aus der Not heraus an Gebäuden, auf Balkonen oder über Geschäften, weil es ihnen an natürlichem Lebensraum fehlt“, beschreibt die Kielerin das Dilemma. Auf der anderen Seite haben die Menschen ebenso ihre Not mit den Vögeln und rüsten verzweifelt auf. Allenthalben werden Dachvorsprünge und Fensterbänke mit Metalldornen gespickt, Balkone werden gern auch komplett vernetzt. Was nicht schön aussieht, sich teils hart an der Grenze des Tierschutzrechts bewegt und überdies das Problem nicht löst, sondern allenfalls verlagert: Die Tauben suchen sich einfach eine Bleibe in der Nachbarschaft. Nur gefühlt mehr Tauben in Kiel-Gaarden: Weil der stete Verdrängungsdruck dazu führt, dass die Vögel, die überwiegend von entflogenen Zucht- oder Brieftauben abstammen, immer weniger potenzielle Brutstätten vorfinden, entsteht zumindest optisch der Eindruck einer sich verschärfenden Plage. Tatsächlich verändert sich der Bestand kaum, glaubt Tierschützerin Atas. Im Bereich von Elisabethstraße und Vinetaplatz geht sie aufgrund von eigenen Zählungen davon aus, dass dort aktuell um die 400 Tiere leben. Das Problem wird nur verlagert: Unterdessen dauert der Kampf an. Seit einiger Zeit haben sich viele Tauben am Vinetaplatz unter der Überdachung des Gebäudes der Stadtbücherei eingenistet und verdrecken großflächig den Außenbereich. Weil dieses verheerende Bild nicht hingenommen werden soll, versuchen die Eigentümer und auch der Pächter des ebenfalls betroffenen Gemüseladens, die Tauben durch Stacheln und Abdichtung der Lücken im Vordach zu vertreiben. Wirklich gelungen ist das nicht, und sollte es doch klappen, würde das Drama an anderer Stelle wieder von vorn beginnen. Sehr angetan sind die Taubenfreundinnen deshalb von einem Beschluss, den die Ratsversammlung im Dezember auf Antrag der Linken gefasst hat. Im Bereich des Hauptbahnhofs soll wie berichtet zunächst versuchsweise für ein Jahr ein Taubenhaus geschaffen werden, das in Zusammenarbeit mit dem Tierschutzverein betreut wird. Geburtenkontrolle soll stattfinden, indem dort die Eier gegen künstliche Kopien ausgetauscht werden. „So etwas brauchen wir in Gaarden auch“, meint Ayten Atas, die allerdings befürchtet, dass es bis dahin noch Jahre dauern könnte. Weil das aus ihrer Sicht völlig unzumutbar ist, fordert sie: „Man muss sich zusammensetzen.“ Lesen Sie auch: Kieler Stadttauben sollen rauf aufs Dach Dabei geht es nach ihrer Einschätzung keineswegs um große Investitionen. Für denkbar hält sie zum Beispiel einen ungenutzten Container, der auch ein Stück entfernt vom Gaardener Zentrum aufgestellt werden könnte. Mit Futter lassen sich die Tauben erfahrungsgemäß durchaus eine gewisse Strecke von ihren angestammten Plätzen weglocken. Hoffen auf eine schnelle Lösung: Dialogbereit ist der Ortsbeirat Gaarden. Dessen Votum könnte nötig sein, falls die Taubenfreundinnen für ihr Projekt, das in einem ersten Schritt Platz für etwa 100 Tiere bieten soll, Geld aus dem Fördertopf „Gemeinsam Kiel gestalten“ beantragen. Die Frist für dieses Jahr ist allerdings schon abgelaufen, sodass es mit dem Taubenhotel am Ostufer erst 2022 etwas werden würde. Es sei denn, es findet sich eine schnellere provisorische Alternative. Unterdessen gibt sich der für Gaarden-Ost zuständige SPD-Ratsherr Nesimi Temel zuversichtlich. Falls das Pilotprojekt am Hauptbahnhof gut läuft, könnte es nach seiner Einschätzung schnell auf Gaarden und andere Stadtteile ausgedehnt werden: „Wir reden da ja von überschaubaren Summen.“