Theodor-Heuss-Ring in Kiel: Das misst das neue Schadstoff-Messgerät

Aufgestellt haben es weder das Land noch die Stadt, sondern der Hersteller und Betreiber der Absauganlagen selbst. Die Firma Purevento aus Trittau im schleswig-holsteinischen Kreis Stormarn misst mit dem neuen Messgerät am Theodor-Heuss-Ring den Schadstoffgehalt in der Luft, bevor die Luftfilter sie ansaugen, filtern und hinten wieder ausstoßen. Die Fachleute erfahren so, wie dreckig die Luft wirklich war, bevor sie hinten sauber wieder rauskommt. Damit nicht genug: Das schmale Messgerät liefert auch meteorologische Daten, zum Beispiel zur Sonneneinstrahlung, zur Windrichtung und -geschwindigkeit sowie zum Niederschlag. Die Daten erlauben genaue Erkenntnisse über den Einfluss des Wetters auf die Schadstoffverteilung an der meistbefahrenen Straße Schleswig-Holsteins. Messdaten sollen die Luftfilter nachsteuern: Purevento hat das Messgerät erst Anfang März aufgestellt und experimentiert noch ein bisschen damit. Ziel ist es, mit den Messergebnissen die Luftfilteranlagen passgenau nachzusteuern. Also etwa bei besonders hohem Schadstoffausstoß die Filterleistung zu erhöhen, bei weniger Stickoxidgehalt die Filterleistung zu drosseln. Oder bei Windstille mehr und bei kräftigem Wind weniger zu filtern. Die Absauganlagen halten, was sie versprochen haben: Mit der Leistung seiner Absauganlagen ist der Purevento-Geschäftsführer Robert Krüger allerdings auch jetzt schon zufrieden. „Es könnte immer noch besser sein, aber alles ist gut“, sagt Krüger. Das belegt die Messwertkurve auf der Homepage von Purevento. Die Grafik strahlt ein bisschen Stolz aus. Lesen Sie auch: Jetzt ist die Luft am Theodor-Heuss-Ring rein Darüber steht: „Mit unserer Luftfilteranlage bestehend aus sechs Stadtluftreinigern vom Typ S-60 haben wir die Stickstoffdioxidbelastung im Tagesmittel in den ersten zwei Monaten deutlich unter den EU-Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter gesenkt.“ Landesmessstation bestätigt gute Messwerte: Denn entscheidend ist, was hinten raus kommt. Seit Purevento die Luftfilter im Herbst 2020 am Fahrbahnrand installiert hat, wird der gesetzliche Grenzwert von 40 Mikrogramm Stickoxid pro Kubikmeter Luft kontinuierlich unterschritten. Vorher war der Grenzwert seit 2012 ebenso kontinuierlich überschritten worden. 2020 hat zum ersten Mal das gesamte Jahresmittel unter 40 gelegen, nämlich bei 34 Mikrogramm. Exakt genau so hoch liegt der Monatsmittelwert im Januar 2021. Im Februar ist der Monatsmittelwert auf 38 gestiegen. Die Messwerte dazu liefert unverändert die Messstation des schleswig-holsteinischen Umweltamtes hinten an der Wand der Häuserfront neben dem Theodor-Heuss-Ring nahe der Fußgängerbrücke im Zuge des Krusenrotter Wegs. Deutsche Umwelthilfe geht gegen Luftfilteranlagen vor: Der Klage der Deutschen Umwelthilfe (DUH) auf ein Diesel-Fahrverbot auf dem Theodor-Heuss-Ring ist damit einstweilen der dreckige Wind aus den Segeln genommen. Die DUH wehrt sich jetzt wie berichtet vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig dagegen, dass die Absauganlagen überhaupt aufgestellt worden sind. Purevento hat von Kiel aus den Weltmarkt im Blick: Purevento-Chef Krüger ficht das nicht an. Kiel dient ihm auch als Referenzort. Die Landeshauptstadt ist die erste Großstadt, die zur Luftreinhaltung auf die Absauganlagen aus Trittau setzt. Krüger möchte seine Geräte in Kiel auch deshalb weiter optimieren, weil er den Weltmarkt in Blick hat. Metropolen in Asien und Mittelamerika haben vielfach weit dramatischere Schadstoffbelastungen als Kiel. Messbar.