Tiessenkai in Kiel: Segler kehren nach Protest wegen höherer Liegeplatzgebühren zurück

Die Überraschung war groß. Als die ersten Großsegler nach der Winterpause jetzt wieder nach Holtenau zum Tiessenkai zurückkamen, sollten sie deutlich mehr als früher zahlen – wir berichteten. Der Grund war die Änderung der Hafengebühren, die nicht mehr nach der Bruttoraumzahl (BRZ), sondern nach der Länge des Schiffes bemessen wurden. Nachdem die ersten Segler bereits Richtung Laboe und Eckernförde abgewandert waren und sogar ein Boykott Kiels erwogen wurde, gab es am Freitag erste Signale der Verständigung. „Wir wurden von der Sporthafen Kiel angerufen und informiert, dass bis Mitte Mai die Gebühren ausgesetzt werden“, sagt André Hanzens, Kapitän des Großseglers „Avatar“. Tiessenkai-Gebühren: Kummer der Segler im Kieler Rathaus angekommen: Die Sporthafen Kiel GmbH, die am 1. April die Bewirtschaftung des Tiessenkais übernommen hatte, hat zuvor bereits angekündigt, weitere Gespräche mit der Stadt führen zu wollen. Im Rathaus ist der Kummer der Segler angekommen. „Die Anlegestelle am Tiessenkai soll insbesondere für Traditionssegler zur Verfügung stehen. Insofern ist es bedauerlich, dass die wirtschaftliche Situation es offensichtlich nicht ermöglicht, die übliche Liegegebühr zu entrichten“, so Stadtrat Gerwin Stöcken. Lesen Sie auch Abschied aus Kiel: Großseglern sind die Gebühren am Tiessenkai zu hoch Er signalisiert den betroffenen Kapitänen und Eignern aber Bereitschaft für die Suche nach einem Ausweg. „Daher werden wir gemeinsam mit der Sporthafen GmbH überlegen, wie die Gebühren gestaltet werden müssen, um die angespannte Situation der Traditionssegler abzubilden“, teilt Stöcken weiter mit. Die Umstellung der Gebührenkalkulation auf das Raummaß BRZ und die Zahl der an Bord gebuchten Passagiere ist den Seglern wichtig. Außerdem reduzieren viele Häfen die Gebühren für Ausflugs- und Segelschiffe, wenn sie keine Passagiere an Bord haben. CDU auf der Seite der Segler: Unterstützung bekommen die Segler auch von der Kieler CDU. Mehr als verständlich sei der Unmut der Großsegler, dass sich nach Übernahme des Tiessenkais durch die Sporthafen GmbH der Landeshauptstadt Kiel die Gebühren für ihre Liegeplätze an eben jenem Tiessenkai exorbitant erhöht haben, erklärte der stellvertretende Vorsitzende der CDU-Ratsfraktion, Ratsherr Jan Wohlfarth. Er fordert schnellst möglich eine Nachbesserung der Liegeplatz- und Gebührenordnung seitens der Verwaltung. „In der aktuellen Gebührenordnung stimmt die Ausfertigung des Textes ganz offensichtlich nicht mit unserer ursprünglichen Absicht zur weiteren Unterstützung auch von nicht gemeinnützigen Großseglern überein“, so Ratsherr Wohlfarth. Mit dem Skipper des Großseglers „Avatar“ hatten sich weitere Segler solidarisch erklärt und andere Liegeplätze gesucht. Ausweichhäfen sind Eckernförde, Laboe, Kappeln oder Flensburg. Rund 20 niederländische Großsegler nutzen in den Sommermonaten den Tiessenkai in Holteau.