Tobias Kaiser ist neuer Seemannsdiakon mit klarem Blick für die Seeleute

Seit Anfang März ist der gebürtige Rendsburger, der in den vergangenen zwei Jahren als Koordinator in der Flüchtlingshilfe Flensburg gearbeitet hat, im Amt und zuständig für alle Einrichtungen der Seemannsmission in Kiel, Flensburg, Rendsburg und Eckernförde. Nachdem Stefanie Zernikow, die bisherige Seemannsdiakonin, nach drei Jahren Anfang Januar nach Rostock wechselte, war die Stelle vakant. Kurzfristig kehrte sogar der ehemalige Diakon Rudi Saß für vier Monate aus dem Ruhestand zurück. Denn nach der ersten Ausschreibung wurde noch keine Entscheidung getroffen. In der zweiten Runde entschied man sich für den 38-Jährigen, der zurzeit noch auf Wohnungssuche in Kiel ist. Auf Umwegen zur Seemannsmission: Wie schon seine Vorgängerin kam auch Tobias Kaiser auf Umwegen zur Seemannsmission, obwohl er schon in seiner Jugend in der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde mitarbeitete. Nach der mittleren Reife und dem Abschluss am Fachgymnasium Wirtschaft in Rendsburg zog es ihn zum zehnmonatigen Grundwehrdienst in die Eiderkaserne. Schon vorher hatte er sich auf einen Ausbildungsplatz bei der Bank beworben. Eigentlich hätte er dann gerne bei der Bundeswehr verlängert. „Die ineinandergreifenden Aufgabenbereiche, die Kameradschaft und die klaren Strukturen haben mir gefallen“, sagt Kaiser. Doch er hatte schon die Zusage für die Banklehre. Nach der Banklehre zum Theologie-Studium: „Schon nach einem halben Jahr merkte ich, das ist nichts für mich.“ Die Art der Kommunikation, etwas durch „die Blume zu sagen“, das lag ihm nicht. Trotzdem beendete er die Ausbildung. Sie führte ihn sogar in die Richtung seiner wirklichen Berufung. Denn mehr als die finanziellen Probleme seiner Kunden interessierten ihn die Gründe, die dahinter steckten. Der Wunsch, anderen zu helfen, mündete in der Überlegung, Theologie zu studieren. Doch bevor er tatsächlich von September 2005 bis Januar 2011 evangelische Theologie an der Fachhochschule in Elstal studierte, absolvierte er noch ein Vorpraktikum als Pastor in Sachsen-Anhalt. „Ich wollte gucken, ob der Beruf wirklich etwas für mich ist.“ Tauchen als theologische Walz: Privat schwierige Zeiten führten ihn danach erst einmal ins Ausland – zuerst als Tauchlehrer, später als Tauchbasisleiter in Länder wie Spanien, Oman, Thailand, Ägypten und Indonesien. Heute bezeichnet er diese Phase seines Lebens als „eine Art theologische Walz“. Zumal er dabei auch mit anderen Glaubensrichtungen in Kontakt kam und sich auseinandersetzte. Koordinator der Flüchtlingshilfe Flensburg: Zurück in Deutschland absolvierte er 2015 erst sein Vikariat und arbeitete bis März 2018 als Pastor der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde in Flensburg. Nebenbei besuchte er an der Uni Vorlesungen in Geschichte und Pädagogik. Seiner Leidenschaft fürs Tauchen ging er als Mitgründer des Unterwasserteams Flensburg weiter nach. Dabei setzte er sich für den Gewässerschutz insbesondere der Flensburger Förde ein. 2018 wechselte er als Koordinator zur Flüchtlingshilfe Flensburg. Eine Freundin machte ihn auf die Ausschreibung der Seemannsmission aufmerksam, wo er sich schließlich bewarb. Warten auf den Einsatz: „Mir ist klar, dass ich hier nicht rausgehe und Feierabend habe“, weiß Tobias Kaiser. Aber flexibles und spontanes Handeln sei er aus seiner Arbeit mit Flüchtlingen gewöhnt. Hier sitzt er nun wegen der Corona-Krise zunächst auf dem Trockenen. „Wir warten auf den Start der Kreuzfahrersaison, die Crew ist ja unser Hauptklientel.“ Die anderen Bordbesuche wurden eingestellt, um niemanden dort zu infizieren. „Wir passen auf, so gut es geht, um unseren Auftrag, den Seeleuten zu helfen, noch gerecht werden zu können.“ Zwei Schulpraktikanten hat er zurück nach Hause geschickt. „Meinen eigentlichen Job habe ich momentan noch nicht kennengelernt.“ Bleibt ihm vorerst die Aufgabe, den digitalen Auftritt der Seemannsmission voranzubringen – die Neugestaltung der Homepage und die Pflege der sozialen Medien. Dafür hat er auch einen neuen Instagram-Account angelegt. Mehr zu Kiel lesen Sie hier

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