Überweisungsbox ist zurück: Förde Sparkasse revidiert Entscheidung

Zwar sei das nur „übergangsweise“, wie die Bank betont, ein Erfolg ist es aber dennoch. „Ich bin begeistert“, sind die ersten Worte von Irmgard Wolf, als sie davon erfährt. Nachdem der Zeitungsartikel erschienen sei, habe ihr Telefon nicht mehr still gestanden. Viele hätte sie für ihren Mut gelobt. „Mit Mut hat das aber nichts zu tun, einer muss ja die Initiative ergreifen“, findet sie. Gleich nach dem ersten Artikel, in dem Irmgard Wolf die Situation für die älteren Menschen in Schilksee schildert und sich über die Begründung der Bank entrüstet, bekommt sie Unterstützung von politischer Seite. Lesen Sie auch: Diese Unterstützung bekommt Irmgard Wolf Thomas Stritzl, ehemaliger CDU-Kreisvorsitzender und Mitglied im Verwaltungsrat der Förde Sparkasse, meldet sich und fordert, die Entscheidung rückgängig zu machen. Auch der SPD-Kreisausschussvorsitzende in Kiel, Christoph Beeck, kritisiert die Bank und plädiert sogar dafür, „dass eine Sparkasse als öffentliche Einrichtung für die Menschen vor Ort ihre Kunden noch näher einbeziehen sollte in unternehmerische Entscheidungen, die sie betreffen“. Auch CDU-Ratsfrau Erika Diehr fordert die Förde Sparkasse auf, ihre Entscheidung zu revidieren: „Ein öffentlich-rechtliches Kreditinstitut hat, anders als private Kreditinstitute, die Aufgabe, eine flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Bankdienstleistungen zu gewährleisten. Diesem Auftrag muss die Förde Sparkasse nachkommen.“ Der Protest ist groß: Und „es haben sich wohl noch mehr eingeschaltet“, vermutet Stritzl, nachdem die Bank ihre Entscheidung vorläufig revidiert hat. Dazu zählt auch die Kieler Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Anke Oetken. Sie hatte sich direkt an den Vorstandsvorsitzenden der Förde Sparkasse, Götz Bormann, gewandt, und auf die Problematik hingewiesen. „Online- und Telefonbanking sind für Menschen über 65 noch keine Alternative. Nur knapp ein Fünftel aus dieser Altersgruppe nutzt diese Instrumente.“ Das Risiko für Sparkassenkunden, die die Überweisungsbox in Schilksee nutzen, hält Oetken für überschaubar, da der Kasten in einem Optiker-Geschäft untergebracht und nur während der Öffnungszeiten erreichbar ist. Der Vorsitzende des Seniorenbeirates Kiel, Karl Stanjek, hatte sich ebenfalls an oberster Stelle für die Rückkehr der Box eingesetzt und auf die Angst der Älteren vor Online- und Telefonbanking hingewiesen. Inzwischen hat die Bank wohl selbst eingesehen, dass sie vorschnell gehandelt hat. So heißt es in ihrer Pressemitteilung: „Der Abbau der Briefkästen in den Räumen von Optiker Hallmann in Schilksee und in der SB-Filiale in Dänischenhagen hatte viele Reaktionen ausgelöst. Insbesondere ältere Menschen zeigten sich besorgt darüber, dass eine Fahrt zur nächstgelegenen Filiale in Friedrichsort bzw. Altenholz für einige nur schwer zu realisieren ist.“ André Santen, Leiter der Unternehmenskommunikation der Förde Sparkasse, betont: „Diese Sorgen nehmen wir sehr ernst.“ Er räumt ein: „Offenbar haben wir im Vorfeld nicht ausreichend mit den Menschen vor Ort kommuniziert“. Dass die Bank ihre Entscheidung korrigiert hat, findet Stritzl gut. „Da hat sich das Engagement der KN gelohnt“, meint er. Nun wird nach Alternativen gesucht: Allerdings ist die Rückkehr des Kastens zeitlich begrenzt. Zur Dauer wollte sich Santen nicht äußern. „Wir werden mit allen, die die Box nutzen, ein Gespräch führen und ihnen Alternativen aufzeigen.“ Diese reichten von Online-Banking über Telefonbanking bis hin zu vorgedruckten Briefumschlägen. Aber auch andere Lösungen, die bisher noch nicht so im Fokus seien, wären denkbar. Irmgard Wolf hatte man bereits Online-Banking oder Telefon-Banking als Alternativen angeboten. Allerdings hält sie beide keinesfalls für sicherer. Dennoch wird sie über kurz oder lang von der Box Abschied nehmen müssen. Denn an einem hält die Bank laut Santen fest: „Dass ein weitgehend unbewachter Briefkasten für Überweisungsträger heute keine geeignete Möglichkeit mehr darstellt, davon sind wir nach wie vor überzeugt.“ Dennoch hofft der Seniorenbeirat, „dass die Entscheidung der Förde Sparkasse nicht nur kurzfristig ist“.