Umbaupläne der Kiellinie-Nord in Kiel: Das Misstrauen bleibt

Die Straßenumbaupläne sind zwar schon lange bekannt und stehen in keinem direkten Zusammenhang mit dem Gesamtprojekt. Die CDU fürchtet dennoch, dass es mit dem Rückbau von Autofahrspuren eine Vorfestlegung für eine autofreie Kiellinie gibt. Die Entscheidung für die Sanierung fiel jedoch klar aus. Konkret geht es um den Anschluss der Kiellinie an die Feldstraße. Bislang ist die Straße hier in beide Fahrtrichtungen durch einen Grünstreifen baulich getrennt – und weist jeweils zwei Spuren auf. Die Verwaltung schlug in Abstimmung mit dem Ortsbeirat vor, beide Fahrtrichtungen mit nur noch einer Spur südlich des Grünstreifens anzusiedeln. Nördlich davon sollen langfristig breitere Geh- und Radwege entstehen, mittelfristig eine durch Hütchen abgetrennte "Protected Bike Lane". Lesen Sie auch: Neuer Ärger um Kiellinie: Autofahrspuren sollen weg "Die autofreie Kiellinie darf nicht durch die Hintertür kommen", hatte der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Ratsfraktion, Florian Weigel, aber vorab gewarnt: Für ihn sei der Umbau dort weder eilig noch dringend nötig. Auch die Initiative "Kiellinie für alle", die sich für eine Autovariante der Kiellinie-Nord einsetzt, sieht hier eine Vorfestlegung. Ganz anders stellte es Tiefbauamtsleiter Peter Bender im Ausschuss dar. "Es besteht dringender Sanierungsbedarf", sagte Bender und fügte hinzu: "Die Straße ist kaputt." An dieser Stelle müsse nun etwas passieren – unabhängig von der ausstehenden Entscheidung zur Kiellinie-Nord. Da es sich um eine Kreisstraße handelt, sei es jetzt außerdem noch möglich, Fördergelder zu beantragen. Stadt verweist auf notwendige Sanierung: Den Vorwurf der Vorfestlegung wies er auch mit der Anmerkung zurück, dass neben der Sanierung der südlichen Spange im Norden noch gar nichts konkret geplant sei. Zwar kämen dort perspektivisch ein erweiterter Grünstreifen und Platz für Fuß- und Radwege infrage. "Aber jetzt wollen wir nur die Straße sanieren", sagte Bender. Eine Spur pro Richtung für Autos reiche für die Verkehrslast an dieser Stelle aus, so der Amtsleiter, wichtig sei aber auch, die Marine weiter anzubinden. "Zum geschützten Radstreifen" auf der nördlichen Seite sagte Bender: An dieser Stelle gebe es keine Möglichkeit, mit dem Auto zu halten, weshalb die "Protected Bike Lane" passend sei, da sie niemanden störe. "Und man kann sie jederzeit zurückbauen." CDU: "Vorlage kommt zum falschen Zeitpunkt": Weigel wollte das nicht gelten lassen: "Die Vorlage kommt einfach zum falschen Zeitpunkt.“ Es sei keine vertrauensbildende Maßnahme, sie in einer Sitzung mit dem weiteren Verfahren zur gesamten Kiellinien-Erneuerung einzubringen. "Und dass die Ortsbeirats-Vorsitzende der Wik eingebunden wurde, ist für mich noch keine gesamte Ortsbeirats-Einbindung." Kontra gaben Weigel die Vertreter der Ratskooperation: "Das ist eine simple Verkehrsbaumaßnahme", sagte der Grünen-Sprecher für Baupolitik, Arne Langniß. "Die Verzögerungstaktik der CDU erschließt sich mir hier nicht." Diese Vorlage sei keine Vorentscheidung zur Kiellinie. Ähnlich sah es SPD-Vertreter Achim Heinrichs, der in Richtung CDU sagte: "Sonst soll der Verkehr doch immer fließen." Im finalen Votum wurde der Baumaßnahme nur von der CDU nicht zugestimmt, die sich enthielt. Die Ratskooperation legte gestern mit einer Pressemitteilung noch einmal nach, in der sie die CDU "bewusster Störfeuer" im Kiellinien-Erneuerungsprozess bezichtigte, die "nur der Verunsicherung der Menschen" dienten. Debatte zum Gesamtprozess im Hintergrund: Ziemlich in den Hintergrund rückte dabei die Debatte um den Gesamtprozess zur Erneuerung der Kiellinie von der Reventlouwiese bis zur Marine – inzwischen erweitert um die Vorgabe für Planungsbüros, auch eine Variante mit Autoverkehr für die nördliche Kiellinie zu erarbeiten. Lesen Sie auch: Kiellinie: Jetzt übernehmen die Planer "Die Stadt Kiel hat hier die Gelegenheit, ihr schönstes Gesicht zu zeigen", sagte Baudezernentin Doris Grondke. Dem Vorberatungspapier stimmten alle Fraktionen bis auf die CDU zu, die sich erneut enthielt. Ende Februar kommt die Vorlage in die Ratsversammlung.