Unter den Corona-Regeln: So feiern Menschen in Kiel Silvester

Bester Ort, um dem nachzuspüren, ist wohl ein Supermarktzentrum: Der Parkplatz vor Famila Wik in der Prinz-Heinrich-Straße ist schon am Morgen vor Silvester brechend voll – verrückte Parkmanöver, lautes Hupen inklusive: Wer es nicht längst ahnte, weiß jetzt, dass der Lebensmittelkauf für den heimischen Bedarf in der Corona-Krise brummte, und erst recht an Silvester brummt. Mit einem knallvollen Wagen kommen Antje Hilbig und Christoph Ochs aus dem Markt. Was man dem Einkauf nicht ansieht: Die beiden Altenholzer haben ordentlich Abstriche gemacht. "Ansonsten feiern wir immer im privaten Rahmen mit 15 Paaren", berichtet die 61-jährige Hilbig. Ochs (63) berichtet, dass lange noch über Pläne wie ein Carport-Fest oder ähnliches nachgedacht wurde – doch letztendlich alles verboten, die Planungen eingestellt. "Mal schauen, ob wir noch Wunderkerzen haben": Und dann standen die beiden, wie die 14 anderen Paare wohl auch, vor einem Dilemma: Mit wem feiern wir jetzt, wenn wir nicht die einen bevorzugen, die anderen benachteiligen wollen? Also entschieden sich Hilbig und Ochs für ein Paar aus Schönkirchen, jenseits der angestammten Runde. Mit dem wird das Raclette-Gerät zum Jahreswechsel angeschmissen, wie auch ein Blick in den Einkaufswagen verrät. Und Feuerwerk? "Ich schaue mal, ob wir noch Wunderkerzen haben", sagt Hilbig bescheiden. Noch bescheidener plant Dagmar Keunecke. Die 84-jährige Kielerin aus Friedrichsort entgegnet, wie viele andere Senioren: "Ich feiere ganz alleine." Doch sie steht dazu: "Es ist ja nicht zu ändern." Zu Weihnachten hatte sie noch Besuch von drei Kindern, die sich allesamt zehn Tage zuvor in Quarantäne begeben hatten. Silvester nun werde für sie ein extrem ruhiger Abend. Wann sie ins Bett gehe? "Mal sehen." Aber irgendwie die Regeln und damit die Runde zu erweitern, das komme für sie gar nicht in Frage: "Ich war früher Beamte. Da ist man sehr konsequent." Warum ist der Einkaufswagen leer? Einen fast leeren Einkaufswagen schieben Lars Wethgrube und Cindy Roitsch aus dem Famila-Markt. Wie kommt es dazu? "Wir haben gerade eine Sushi-Platte bestellt", sagt der 27-jährige Student. Also doch jemand, der eine etwas größere Runde zusammentrommelt? Nein: "Wir feiern mit einem anderen Paar, mit ihm habe ich zusammen gewohnt." Aus der alten WG wird nun also eine kleine Feier-Runde. Natürlich weiß die 26-jährige Roitsch sehr wohl, dass man von ihrer Generation mehr Party erwarten würde: "Es wird verrückt", sagt sie daher sarkastisch. Aber genau genommen freuen sich die beiden für sich und für ihren Hund auf einen ruhigen Jahreswechsel. Ansturm auf Corona-Impfung in Schleswig-Holstein: Erste Termine schon ausgebucht Verbotszonen: Wo Böllern an Silvester in Schleswig-Holstein nicht erlaubt ist Diese Corona-Regeln gelten für Silvester in Schleswig-Holstein Corona-Liveblog: So ist die aktuelle Lage in Schleswig-Holstein Weitere Informationen zum Coronavirus erhalten Sie auf unserer Themenseite. Und das Feuerwerk? Das hätten sie noch nie für sich entdeckt, sagen die beiden. Aus ihrer Sicht könnte es auch gerne für immer verboten bleiben, Pyrotechnik zu verkaufen oder eben zu zünden. Und dennoch ist zumindest der optische Reiz nicht ganz von der Hand zu weisen: Zumindest kurz vor die Tür gehen wollen die vier dann doch um 24 Uhr. Anstoßen auf ein gutes neues Jahr und schauen, "wie andere ihr Geld verpulvern", sagt Lars Wethgrube. Ganz gemütlich machen wollen es sich dieses Jahr in jedem Fall viele Kieler: Der Eintritt zum Famila-Markt wurde durch Sicherheitskräfte zwischenzeitlich verwehrt – damit das Einkaufen in Ruhe gelingt.