Veloroute 10 in Kiel: Bauausschuss tauft Fahrradstraße auf Veloroute 10

Sollte sich eines der Ausschussmitglieder den Antrag eigens ausgedruckt haben, brauchte der zumindest nicht so viel Papier. Denn den Vorschlag, den das Amt für Bauordnung, Vermessung und Geoinformation nun in das Gremium einbrachte, fasste das Amt in einem einzigen kurzen Satz zusammen: "Die Premiumradroute zwischen dem Winterbeker Weg (Start/Ende) und dem Holstein-Stadion (Start/Ende) erhält den Namen: 'Veloroute 10'." Soweit, so überraschend. Heißt die Veloroute 10 in Kiel nicht längst so? Hieß die Veloroute 10 etwa nicht längst so, wie sie nun getauft werden sollte? Oder anders: Hatten sich die Kieler und auch die Ausschussmitglieder stets verlesen, wenn sie beispielsweise auf eine der etlichen Brücken zufuhren, an denen auf meist buntem Untergrund der Schriftzug "Veloroute 10" prangt? Lesen Sie auch: Immer häufiger fällt die Wahl aufs Rad Das erste Ausschussmitglied, das diesen scheinbaren Widerspruch aufgriff, war Niclas Köser ("Fraktion"): "Warum stehen da schon so viele Schilder, auf denen 'Veloroute 10' steht, wenn sie noch gar nicht so heißt?", fragte Köser. Vielleicht witterte er auch einen Antrag der Verwaltung, der endlich einmal ganz im Sinne seiner Satirepartei sein dürfte. Doch weit gefehlt: Zwar erntete Köser einiges an zustimmendem Gelächter aus der Runde, auch den wohl gemeinten Zuruf der verkehrspolitischen Sprecherin der FDP-Ratsfraktion Christina Musculus-Stahnke: "Gute Frage!" Lesen Sie auch: Das tut sich um die Veloroute in Kiel Doch Peter Bender, Leiter des städtischen Tiefbauamts, war in der Runde vertreten, um für Klarheit zu sorgen. Bei der Veloroute 10, so erklärte es Bender, sei der Volksmund den städtischen Ämtern gewissermaßen voraus: Während die Kieler eigentlich allesamt wissen, wo und was die Veloroute 10 ist – so wisse es der Stadtplan offiziell noch nicht. Dazu gelte es auch noch klar zu machen, dass es einen Unterschied zwischen dem Kategorienamen Veloroute und der konkreten Veloroute 10 gebe. Der Stadtplan kennt die Veloroute noch nicht: Als Vergleich nannte Bender die Bundesstraße 76, die als eigentliche Straßenbezeichnung in Kiel in mehreren Abschnitten unterschiedliche Namen trägt – von Olof-Palme-Damm über Theodor-Heuss-Ring bis Konrad-Adenauer-Damm. Erschwerend komme hinzu, dass die Veloroute 10 zwar an einigen Stellen auf bereits existierenden Straßen verlaufe – zum größten Teil aber auf einer ehemaligen Güterzugtrasse, weshalb hier keine bestehende Bezeichnung existiert. Mit dem Antrag sollte nun dem offiziellen Bedarf Genüge getan werden. Lesen Sie auch: Graffiti an der Veloroute: Kunst oder kann das weg? Köser schmunzelte ein wenig, nahm den Ball von Bender aber dennoch auf, und fragte: "Jetzt sind doch gerade überall neue Schilder aufgestellt worden – es müssen nun aber keine weiteren dazukommen, wenn wir das hier verabschieden?" Nein, bekräftigte Bender. Erst wenn über die Veloroute 10 tatsächlich Adressen erschlossen würden, wäre das notwendig: Momentan sei das aber nirgendwo möglich, geschweige denn geplant. Das besänftigte nicht nur Köser: Der Antrag wurde einstimmig bewilligt.