Verstöße gegen Maskenpflicht in Kiel-Gaarden: Stöcken lehnt härtere Strafen ab

„Seit einem Jahr setzen wir überall, auch in Gaarden, auf Aufklärung“, sagt Gesundheitsdezernent Gerwin Stöcken. Dass Menschen mitunter keine Maske tragen würden, liege nicht daran, dass ihnen keine zur Verfügung stehen. „Es fehlt an der Stelle manchmal an Einsicht“, sagt Stöcken. Auch in Gaarden stecke sich niemand freiwillig an. „Wir führen laufend Gespräche, um die Menschen in die Lage zu versetzen, die Dinge richtig und selbstwirksam umzusetzen. Wir müssen die Einsichtsfähigkeit herstellen.“ Nach Bekanntgabe der Infektionszahlen in den Kieler Stadtteilen war zuvor in der Kieler Kommunalpolitik eine Debatte darüber entbrannt, wie die Corona-Hygieneregeln besser durchgesetzt werden können. Neben der Forderung, noch stärker und in mehr Sprachen zu informieren, gab es auch den Vorschlag, kostenlos Masken zu verteilen. „Mehr Härte“ lehnt Stöcken auf jeden Fall ab. Solche Forderungen müsse man vom Ende her denken. „Es ist nicht mit dem Verhängen von Bußgeldern getan.“ Die könnten bei Menschen, die von Sozialleistungen leben, auch nicht eingetrieben werden. Zum Schluss stünden dann vielleicht weitere Forderungen, zum Beispiel nach Ersatzfreiheitsstrafen. „Man muss sich fragen, ob das dann noch die richtige Ahndung für so ein Vergehen ist." Ordnungsdienst und Polizei sprechen die Menschen in Kiel-Gaarden an: Kommunaler Ordnungsdienst und Polizei würden die Menschen schon jetzt regelmäßig ansprechen. „Wir haben nochmal mit den Vertretern der Ethnien in Kiel gesprochen und auch mit den Moscheeverbänden. Sie helfen uns, die Bevölkerung zu erreichen.“ Lesen Sie auch: Corona in Gaarden: Maskenpflicht am Vinetaplatz in Kiel wird oft ignoriert Die Stadt hat unterdessen ihre Angaben zu den Infektionszahlen im Monat März näher erläutert. Die relativ hohen absoluten Zahlen in Gaarden und Mettenhof seien unter anderem darauf zurückzuführen, dass es in diesen Stadtteilen überproportional „Familien mit vielen Personen“ gebe. „Auch die Enge der Wohnverhältnisse spielt eine Rolle“, sagte Stöcken. So wisse die Stadt, dass beispielsweise in Gaarden mehr Personen eine Zwei-Zimmer-Wohnung bewohnen als in anderen Stadtteilen. Corona-Infektionen in den Kieler Ortsteilen unterschiedlich hoch: Bezogen auf die Einwohnerzahl ist der Anteil der Menschen mit Corona-Infektionen in anderen Ortsteilen gleichwohl höher als in Gaarden und Mettenhof. Nach dieser Rechnung, die nach Auffassung der Stadt allerdings wenig Aussagekraft hat, liegt Holtenau (0,43 Prozent) an der Spitze der Infektionsbelastung, gefolgt von Meimersdorf/Moorsee (0,42). Erst dann kommen Gaarden (0,41) sowie Mettenhof und Elmschenhagen/Kroog (je 0,25). Bezogen auf das gesamte Stadtgebiet haben sich demnach im Monat März 0,18 Prozent der Bevölkerung Kiels infiziert (434 Fälle). Die Stadt Kiel hat die Corona-Fallzahlen für den Monat März nach Ortsteilen aufgeschlüsselt. Gemeint ist damit die kleinste politisch selbstverwaltete Ebene (Ortsbeiratsbezirke) der Landeshauptstadt, von denen es 18 gibt. Die größten Ortsteile sind Ravenberg/Brunswik/Düsternbrook vor den großen Bezirken Mitte und Gaarden. Etwas anderes sind die 30 historisch gewachsenen Stadtteile, von denen Mettenhof (20008 Einwohner, Stand 31. Dezember 2018) den höchsten Bevölkerungsanteil hat – gefolgt von der Wik (19695) und Gaarden-Ost (18633). In Bezug auf die Einwohnerzahl sind andere Ortsteile ohnehin deutlich größer als Gaarden: An der Spitze liegt der Bereich Ravensberg/Brunswik/Düsternbrook (32750 Einwohner/Stand 31.12.2018) gefolgt vom Ortsteil Mitte (25737 Einwohner). Erst dann folgen Gaarden (22974 Einwohner) und Mettenhof (19897). Stöcken warnt davor, dass die Debatte über einzelne Probleme in den Ortsteilen den bisherigen Gesamterfolg im Kampf gegen das Virus überschattet. „Dass Kiel im bundesweiten Vergleich bislang so gut dasteht, ist ein Erfolg aller Akteure in der Stadt.“ Seit einem Jahr setzen wir überall, auch in Gaarden, auf Aufklärung. Manchmal fehlt es aber an Einsicht.