Thematisch fiel Bergemann gleich mit der Tür ins Haus: „Im ersten Text geht es um Hässliche.“ Damit erntete sie höhnische Lacher und wetterte gegen gesellschaftlich anerkannte Benimmregeln: „Es ist eine Lüge, dass alle Menschen schön sind.“ Da wurden die Augen aller Hörer groß, die Ohren hellhörig. Sich selbst gegenüber keine Illusionen machend, erinnerte die Wahl-Kielerin sich an einen Tipp aus der „Bravo Girl“: „Mach Fotos mit Dicken, dann wirkst du selbst dünn.“ Wieder Gelächter, schließlich kam Bergemann zur Pointe: Schönheit ist keine Notwendigkeit, wenn man etwas gut kann.
Pointen wirkten nicht ausreichend fundiert
Das Aufzeigen, der von ihr bemerkten Missstände, wurde dermaßen humoristisch verpackt, sodass sie im Laufe ihrer Texte zwar die Lacher auf ihrer Seite hatte, doch wirkten dadurch die schlussendlichen Pointen nicht immer ausreichend fundiert. Stattdessen führte die Autorin nur allzu gerne auf das Glatteis.
Mit ungewöhnlichen Mitteln das Gewöhnliche sezieren
Einem Text über Feminismus gab sie den Namen „Pommes sind lecker und schmecken gut.“ Ihre große Stärke: mit ungewöhnlichen Mitteln das Gewöhnliche sezieren. Und da kamen beliebige Male ihre speziellen Beobachtungen zur Geltung. Eine Schwangerschaft ist beispielsweise kein Freibrief für Popeln im öffentlichen Personennahverkehr, wenn Bergemann im Text „Also nein, also ja“ festlegte, was geht und was nicht.
Ziel als Künstlerin erreicht
Man musste schon regelmäßig schmunzeln, denn zur durchweg unkonventionellen Art gehörte auch körperliche Ertüchtigung gemeinsam mit dem Publikum. Doch so hatte Victoria Helene Bergemann ihr Ziel als Künstlerin mehrfach erreicht: Sie eckte an, regte an und heimste den Applaus ein.