Kaum hatte die Kieler Kinderstadt am Sonnabend begonnen, kam auch schon der Wahlkampf auf Touren. Fiona (12) als einzige Neu-Sprottenhausenerin im sechsköpfigen Kandidatenkreis warb mit Bürgernähe um Stimmen. Leonie (12) versprach mehr Lohn und mehr Arbeitsplätze. Der gleichaltrige Jonas kämpfte mit Ehrlichkeit ums Amt des Bürgermeisters, Mira (12) mit einem Herz für die Arbeiterschaft. Vincent, mit elf Jahren der jüngste Kandidat, hatte dagegen als Wahlkampfschlager einen Elternbesuchstag parat. Mit dem Eintrittsgeld, so seine Idee, könnte das Gewerbe in Sprottenhausen gefördert werden. Klassisch liberales Profil zeigte derweil Keivan, der sich Steuersenkungen und mehr Unterstützung für Selbstständige auf die Fahnen geschrieben hatte.
Das auf der abendlichen Bürgerversammlung verkündete Ergebnis war so klar wie selten in der Geschichte der Kinderstadt. Mit 61 Stimmen kratzte Keivan fast schon an der absoluten Mehrheit und trat seinen Job als Rathaus-Chef entsprechend erfreut an.
Die Themen ähneln der realen Welt
Beratungs- oder besser gesagt Handlungsbedarf gibt es bereits für die Rathausspitze von Sprottenhausen. Kopfzerbrechen bereitet die wirtschaftliche Lage vom städtischen Zirkus, der mehr oder weniger vor der Pleite steht und möglicherweise mit einer Spendenaktion wieder auf Trab gebracht werden soll. Viele weitere bisher im Stadtrat angesprochene Themen weisen derweil starke Ähnlichkeiten mit Debatten in der Nachbarstadt Kiel auf. Die Sauberkeit lässt zu wünschen übrig, für die Gesundheitsvorsorge soll mehr getan werden, und intensiv wird darüber nachgedacht, wie in der an Flächen armen Kinderstadt Raum für neue Initiativen geschaffen werden kann.
Über all das kann am Mittwoch in der Ferien-Kommune der Kieler Arbeiterwohlfahrt ausgiebig gefachsimpelt werden. Für den Nachmittag hat sich der Kieler Stadtpräsident Hans-Werner Tovar zum Antrittsbesuch und zum Gedankenaustausch angekündigt.