Wahrzeichen oder Fass ohne Boden?

Einfach ist die Sache in keiner Hinsicht. Zunächst einmal gehört der Bunker an der Ecke Preetzer Straße/Iltisstraße immer noch dem Bund, der ihn allerdings an die Stadt Kiel übergeben will. Doch das dauert. Georg Sartorius, der das Gebäude zusammen mit seinem Bruder kaufen will, steht nach eigenen Angaben in dieser Angelegenheit bereits seit 2007 mit dem Bund im Kontakt und hat doch noch nichts Endgültiges erreicht. Nun sieht es aber ganz so aus, als könnte der Handel doch bald über die Bühne gehen. Sartorius, der bereits den Rathausbunker betreibt, will in der Iltisstraße Proberäume und andere künstlerische Nutzungen schaffen, im oberen Bereich auch eine Wohnung für sich selbst. Dazu soll zur Preetzer Straße hin eine Fensterfläche von etwa fünf auf 2,50 Meter geschaffen werden, kündigte der Eigentümer in spe an. Was aus der 1989 entstandenen Wandmalerei wird, die in wuchtigen Motiven die deutsche und Kieler Geschichte zwischen 1918 und 1945 zeigt, ist derweil unklar. Sicher ist laut Restaurator Christian Leonhardt, dass das Kunstwerk stark gelitten hat. Sonne, Feuchtigkeit und Frost haben dem teilweise ohnehin nicht fachgerecht angebrachten Beton zugesetzt und lassen die Farbe immer mehr abblättern. Etwa 20 Prozent der Bildfläche sind nach Leonhardts Schätzung schon beschädigt, der Verfall schreitet nach den Worten des Fachmanns in zunehmendem Tempo voran. Dieses Problem vernünftig zu beheben, erfordert allerdings erheblichen Aufwand. Laut Leonhardt geht es an der Ost- und Südwand um eine bemalte Fläche von etwa 600 Quadratmetern, und die bedarf erst einmal einer gründlichen Betonsanierung. Nach Einschätzung der Maler- und Lackiererinnung Kiel müsste dazu das Bild komplett entfernt und später wieder aufgetragen werden. Leonhardt veranschlagt für die Rettungsaktion in einer ersten groben Schätzung eine Summe von 100000 Euro. Das erschien einigen Ortsbeiräten arg happig. Von einem „Fass ohne Boden“ sprach Gigi Ernst-Bretschneider (Grüne) und dachte laut darüber nach, die Malerei „dem Verfall preiszugeben“, um vielleicht eines fernen Tages eine neue Bildidee zu verwirklichen. Dagegen sprach Sonja Plambeck (SPD) von einem „Wahrzeichen“, das unabhängig vom ästhetischen Geschmack erhalten werden müsse. Andererseits zeichnen sich durchaus Möglichkeiten der Kostenoptimierung ab. Die Maler- und Lackiererinnung könnte sich ohne Weiteres für ein Projekt mit Auszubildenden erwärmen und wäre außerdem bereit, Sponsoren aus der Industrie zu mobilisieren. Der künftige Eigentümer deutete zudem an, dass eine Kostenteilung mit der Stadt denkbar sei. Unabhängig davon spielt das Urheberrecht eine Rolle. Das Werk des Malers Shahin Charmi darf rein rechtlich zwar entfernt werden oder einfach abblättern, Veränderungen sind aber nur mit Zustimmung des Künstlers möglich. Angesichts der komplexen Problematik entschied sich der Ortsbeirat zunächst für eine Vertagung. Mehr Klarheit erhofft man sich von der nächsten Sitzung, zu der ein Vertreter der städtischen Immobilienwirtschaft eingeladen werden soll.

Kieler Iltisbunker - Wahrzeichen oder Fass ohne Boden?