Was das Toilettenhäuschen mit einer längeren Vollsperrung des Knooper Wegs in Kiel zu tun hat

"Auch für mich war das überraschend", sagt Bauherr Tim Ebert von der Ebert Erneuerbare Energien Wind GmbH aus dem Grasweg in Kiel. Er selbst war am Mittwochvormittag bereits vor Ort, so wie der Longfront-Abbruchbagger. Doch nach dem Besuch der BG konnten beide zunächst wieder abdrehen. Der Grund: Auf der Baustelle waren noch nicht die erforderlichen Corona-Bedingungen hergestellt. Es fehlten Aufenthaltsräume und Toiletten. Wie berichtet, wurde daher die Vollsperrung des Knooper Wegs um eine Woche verlängert. Lesen Sie auch: Knooper Weg noch länger gesperrt "Aufgrund von Corona wird jetzt einiges enger kontrolliert", erläutert Ebert. "Kleine werden nun quasi wie große Baustellen gesehen." Selbst bei den für den Abriss vorgesehenen drei Mitarbeitern auf der Baustelle seien Sozialräume und Toiletten- sowie Waschmöglichkeiten erforderlich, bei denen konsequent Abstände eingehalten werden können. "Ein reines Dixi-Klo reicht da nicht mehr aus", so Ebert. Container sind in der Corona-Krise sehr begehrt: Auch wenn der Bagger vorerst wieder davongefahren war, begann für die beteiligten Firmen am Mittwoch eine stressige Zeit. In Kürze mussten sie Container für die Vorgaben organisieren, die derzeit äußerst begehrt sind. "Außerdem gibt es logistisch weitere Herausforderungen: So ist jetzt die Stellfläche am Haus etwas größer", beschreibt Ebert. Irgendwo im Baustellenbereich müssen die Container auch stehen. Er plant anstelle des nun abzureißenden Hauses das "Grüne Zentrum Kiel", für das er eine Objektgesellschaft gegründet hat. Der Altbestand mit sechs Wohnungen und einer Gewerbeeinheit war Ebert zufolge stark sanierungsbedürftig und teilweise bereits unbewohnbar – also Abriss für ein neues Mehrfamilien-Energiesparhaus mit 22 Wohnungen. Doch vorerst kann in dieser Woche noch nicht mit den Arbeiten begonnen werden – derzeit wird ein fixer Termin Anfang der kommenden Woche gesucht, so Ebert. Er entschuldigt sich bei den Nachbarn für die Verzögerung und hat daher auch Handzettel geplant, die im Umfeld der Baustelle eingeworfen wird, um die Betroffenen zu informieren. Verständnis für die Kontrollen: Selbstverständlich habe er außerdem Verständnis für die Kontrollen und Vorgaben, deren Einhaltung die Berufsgenossenschaft Bau kontrolliert. "Ich finde es wichtig und richtig, dass es eingehalten wird", sagt Ebert. "Es gilt immer: Arbeitsschutz geht vor." In einem Schreiben des Landesgesundheitsministeriums werden die verschärften Corona-Baustellen-Regeln erläutert: So sei von Bauherr und Arbeitgeber zu gewährleisten, dass es so wenig Kontakt wie möglich gebe. Dies könne durch räumliche Abstände, Arbeitsschritte oder -zeiten erreicht werden. Sanitärräume müssten mit ausreichend Waschgelegenheiten mit fließendem Wasser, Seife und Einmalhandtüchern ausgestattet werden. Pausenbereiche müssten täglich gereinigt werden und der Abstand soll bei Nutzung möglich sein. In der gemeinsamen Fahrt zur Baustelle solle der Kontakt begrenzt werden. Diese Informationen für die Arbeitsschutzmaßnahmen seien auszuhängen – außerdem genaue Anwesenheits- und Personendaten zu erfassen, um gegebenenfalls Kontakte für Quarantänefälle nachvollziehen zu können. Das Ministerium empfiehlt, die Vorgaben in die Planung des Bauvorhabens mit einzubeziehen. Am Knooper Weg in Kiel ist das offenbar nicht ausreichend geschehen. "Vor allem Hygiene und Infektionsschutz sind nach wie vor zentrale Themen auf den Baustellen. Von Anbeginn der Pandemie sind wir vor Ort – wir beraten, aber wir überwachen auch die konsequente Umsetzung der Maßnahmen", sagt BG-Bau-Sprecherin Susanne Diehr. Inzwischen sei dies nach Einschätzung der BG auf einem guten Niveau. Das bedeute aber nicht, dass es nicht in Einzelfällen zu Verstößen komme. Üblicherweise erhielten die Unternehmen die Auflage, die Mängel zu beseitigen. In schwerwiegenden Fällen gebe es auch Bußgelder.