Weihnachten in Corona-Zeiten: So haben Familien aus Kiel gefeiert

Unabhängig von Corona gehört ein Spaziergang zu Weihnachten häufig zum Pflichtprogramm. Am sonnigen, aber kalten ersten Feiertag zieht es viele Familien nach draußen. Die Parkplätze am Falckensteiner Strand sind gut gefüllt, und auch auf der Kiellinie tummeln sich zahlreiche Passanten. „Am Freitag war es hier brechend voll“, berichtet Ivo Villnow, der Koch in der „Kombüse Blücherbrücke“. In den zwei Buden an der Kiellinie verkauft der Catering- und Partyservice Karolinen Kiel seit Juni Fischbrötchen, Burger, Currywurst oder Kuchen. Auch über die Weihnachtsfeiertage ist der Imbiss geöffnet – täglich bis 18 Uhr. Deshalb fällt das Fest für Ivo Villnow in diesem Jahr kleiner aus. Er arbeitet an allen drei Tagen in den Verkaufsständen an der Blücherbrücke. Gefeiert hat er im engsten Kreis mit der Familie. Aufgrund der langen Arbeitstage sind seine Weihnachtsplanungen nicht durch das Coronavirus beeinflusst. Treffen mit den Großeltern auf der Terrasse: Anders ist das bei Markus, Gesche, Hinrich und Adele Ohrt. Die vierköpfige Familie hat deutlich ruhigere Tage verbracht als üblich. „Es war viel entspannter mit weniger Reisen“, erzählt Vater Markus. Den Heiligen Abend haben die Ohrts zu fünft mit einem weiteren Großelternteil gefeiert. Ihre anderen Großeltern konnten die Enkel Hinrich (10) und Adele (8) nur draußen auf der Terrasse treffen. Lesen Sie auch: 100 Kieler beim Freiluft-Gottesdienst am Bootshafen „Die ganzen zusätzlichen Termine sind weggefallen. Gefühlt sehen wir an Weihnachten normalerweise rund 30 Leute“, sagt Gesche Ohrt, deren Nichte üblicherweise am 24. Dezember morgens zu ihrem Geburtstag einlädt. „Wir bezeichnen Weihnachten gerne als Event-Hopping. Das fiel in diesem Jahr komplett aus.“ Statt zu der Verwandtschaft geht es für die Familie aus Russee dafür am Sonnabend an die bei schlechterem Wetter deutlich leerere Kiellinie zu einem Spaziergang. Ohne die ganzen Besuche und die Fahrerei seien die Feiertage zwar entspannter gewesen, dies solle sich aber nicht etablieren. „Wir freuen uns schon auf den Stress im nächsten Jahr. Wir haben ihn vermisst.“ Essen mit der Großfamilie fällt aus: Das sieht Heike Mehrerer ähnlich. Sie hat die kompletten Feiertage gemeinsam mit ihrem Mann verbracht – und am Telefon. Da sie ihre Verwandten und Freunden nicht treffen kann, kommuniziert sie über den digitalen Weg. „In diesem Jahr ist das leider so, wir hoffen, dass es 2021 wieder normal wird.“ Dann wollen die Mehrers wieder wie üblich am zweiten Weihnachtsfeiertag mit der 14-köpfigen Großfamilie essen gehen. Polizei-Bilanz: Keine Corona-Einsätze an Weihnachten Aufgrund von Corona hat auch die Familie Gollek ihre Besuche an Weihnachten reduziert. Normalerweise feiern Britta und Olaf gemeinsam am 24. Dezembermit ihrer Tochter, ihrem Sohn, dessen Frau, Kindern und Schwiegereltern. Doch dieses Jahr wurde das Fest gesplittet. An Heiligabend blieben die Golleks mit Tochter Maria zu dritt, am ersten Feiertag kam nur der Sohn mit den beiden Enkeln. Dessen Schwiegereltern sahen Olaf, Britta und Maria nicht, da diese zur Risikogruppe zählen. Dass an zwei Tagen statt an einem Tag Weihnachten gefeiert wurde, hat den Stress nicht erhöht. „Der Stress war vorher, als wir uns Gedanken gemacht haben, wie wir feiern können“, sagt die 20-jährige Maria Gollek. Kein Gruppentreffen in der Kirche: Bei Nico Krafftzig dagegen findet Weihnachten fast so statt, wie sonst auch. An Heiligabend ist der Aumühler bei seinen Eltern zu Gast, am 26. Dezember besucht er seinen Bruder in Kiel. „Wir haben das Spielen wieder entdeckt“, berichtet er. Gefehlt habe ihm in diesem Jahr lediglich der Gottesdienst. „Ein guter Freund von mir ist Pastor geworden. Wir hatten geplant mit einer großen Gruppe in die Kirche zu gehen.“