Weihnachtsmarkt in Kiel: Diese Stände stehen in der Holstenstraße

Kein Weihnachtswichtel, kein Glühwein, keine engen Gänge, durch die sich Tausende von Besuchern schieben – von einem normalen Weihnachtsmarkt kann in der Holstenstraße keine Rede sein. Doch die 13 Stände, die seit Montag in der Innenstadt aufgebaut sind, verbreiten wenigstens etwas weihnachtliche Atmosphäre. Besser als nichts, sagen da auch die Schausteller, die froh sind, zum Ende des Jahres doch noch einmal arbeiten zu können. „Bis zum Freitag hätte ich nicht damit gerechnet, noch einmal ausstellen zu können“, sagt Hermann Winter. Der Neumünsteraner erhielt wie seine zwölf Kollegen erst Ende letzter Woche die Zusage, ab Montag seinen Stand „Winters Lederladen“ in der Holstenstraße aufstellen zu dürfen. Dann musste es schnell gehen. Binnen weniger Tage musste Winter seine Ware einpacken und nach Kiel bringen. Auch die Holzbude musste auf den Asmus-Bremer-Platz gefahren werden, Strom wurde verlegt, Portemonnaies und Taschen aus Leder ordentlich in der Auslage präsentiert. Dazu kommen weihnachtliche Accessoires, die den Stand schmücken. Dankbar über die Chance zu arbeiten: Winter ist dankbar für die Möglichkeit, auf dem „Weihnachtsmarkt light“ verkaufen zu dürfen. Allzu große Hoffnungen auf ein üppiges Adventsgeschäft macht er sich allerdings nicht. „Ich befürchte, dass die Besucherzahlen weiter niedrig bleiben.“ Doch der Umsatz stehe ohnehin nicht an erster Stelle. „Ich will gar nicht jammern, das Wichtigste ist das Gefühl, wieder arbeiten zu können.“ Abgesehen vom Kieler Umschlag im Februar und einem Herbstmarkt konnte Winter in diesem Jahr seine Lederwaren nicht ausstellen. „Wir haben komplett von dem Gesparten gelebt, hatten für das Geschäft zum Glück keine laufenden Kosten“, sagt der dreifache Vater. „So blieb immerhin mehr Zeit für die Familie und den Nachwuchs.“ Das jüngste Kind ist im Frühjahr geboren. Als klar war, dass sich Schausteller für einen Standplatz in der Holstenstraße bewerben können, hat Winter nicht gezögert. „Ich habe ja nichts zu verlieren.“ Seine Ware hatte er ohnehin zu Hause gelagert. Auf eine Aushilfe wird er in diesem Jahr allerdings verzichten und die Bude alleine besetzen. „Ohne Pause und mit Maske wird das bestimmt anstrengend, aber das gehört in diesem Jahr einfach dazu.“ Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes auch für die Verkäufer gehört zum Hygienekonzept des Weihnachtsmarktes dazu. Bunter Mix am Holstenplatz: Gleichzeitig hat die Stadt dafür gesorgt, dass zwischen den einzelnen Ständen genügend Platz ist, um Abstand zu halten. Daraus ergibt sich die Zahl der Buden, die am Holstenplatz, am Asmus-Bremer-Platz und in der oberen Holstenstraße aufbauen durften. Bei den Zusagen hat die Stadt darauf geachtet, dass ein bunter Mix entsteht – abgesehen von Glühweinständen. Alkoholausschank ist verboten. Kinderkarussell im 48. Jahr in Folge dabei: So sind am Holstenplatz Stände mit Süßigkeiten, Crêpes, Poffertjes oder Kinderspielzeug aufgebaut. Nicht fehlen darf auch das historische Kinderkarussell der Familie Mantau/Reitz. Seit 1973 sorgt das mittlerweile 61 Jahre alte Fahrgeschäft auf dem Kieler Weihnachtsmarkt für leuchtende Kinderaugen – so auch wieder 2020. „Es stand außer Frage, dass wir wiederkommen, wenn es die Möglichkeit gibt, auch wenn es wahrscheinlich weniger Besucher geben wird“, sagt Dennis Mantau. „Zu Hause die Füße hochzulegen, ist für uns nichts.“ Das sagt auch Karin Janusch, die auf dem Holstenplatz Schmuck verkauft, der zum Teil selbstgemacht ist. Seit 1986 ist Janusch auf dem Kieler Weihnachtsmarkt. „Ich bin froh, dass ich wieder hier bin. Jetzt hoffe ich, dass auch die Kunden kommen.“ Besucherrückgang ohne Weihnachtsmarkt: Als eine „gut funktionierende Ehe“ hat der Schausteller Manfred Jipp in der vergangenen Woche auf KN-online das Verhältnis zwischen Weihnachtsmarkt und Einzelhandel beschrieben. Sowohl die Geschäfte als auch die weihnachtlichen Stände in der Innenstadt würden gegenseitig profitieren, beschreibt der Betreiber der Glühwein-Pyramide auf dem Asmus-Bremer-Platz die Symbiose. Dabei dient vor allem der Weihnachtsmarkt als Kundenmagnet – das offenbart ein Blick auf die Zahlen. Im Vergleich zum Vorjahr, als an Corona noch nicht zu denken und die Innenstadt voll von Buden war, verzeichnet die Holstenstraße in der Woche nach Totensonntag ohne Weihnachtsmarkt einen Besucherrückgang um 77,74 Prozent. 380.000 Passanten fehlen: Das belegen die Frequenzzähler von Kiel-Marketing am Howe-Haus und am Nordlicht. In der Kalenderwoche 48 (25. November bis 1. Dezember) im Jahr 2019 wurden 489.126 Besucher gemessen, im Vergleichszeitraum 2020 (23. bis 29. November) waren es 108.901 – 380.225 Menschen weniger. „Die Besucher der Weihnachtsmärkte sind maßgeblich relevant für die Belebung der Innenstadt in der Vorweihnachtszeit – oder ganz fachlich ausgedrückt: Sie sind wichtig für die Frequenzsteigerung der Passantenströme und die Unterstützung des stationären Einzelhandels“, sagt Kiel-Marketing-Chef Uwe Wanger. Die Besucherzahlen in der Innenstadt lagen auch in den vergangenen Wochen deutlich unter den Vorjahreswerten. Grund ist die Schließung der Gastronomie. Einzig am Freitag und Sonnabend gab es einen Ausreißer nach oben: Die Shopping-Angebote am „Black Friday“ lockten mehr Besucher in die Holstenstraße.