Wohnungssuche für Studenten in Kiel

Unter den vor Ansturm einstürzenden Altbauten sucht Johannes Hacker Deckung. „Wenn sie freundlich sind, kriegt man noch eine Absage“, stöhnt der 19-jährige Regensburger genervt. Auf sein Medizin-Studium freut er sich – eigentlich. Wenn da nicht die Krux mit der fehlenden Bleibe wäre. WG-Castings im zweistelligen Bereich hat er hinter sich. „Die Absagen sind da fast schon maschinell.“ „Ich bin jetzt gerade bereit, überall einzuziehen. Hauptsache irgendwo“, resigniert er. Dabei macht er den meisten Wohnbesitzern gar keinen Vorwurf: „Teilweise haben die WGs 80 Anfragen und wählen davon 30 aus.“ Der Markt der günstigen Wohnungen explodiert: „Wirklich geschockt wird man von den Leuten selten, sondern eher von der Wohnung“, erinnert er sich. Sein Tiefpunkt: „Das war eine Bruchbude. Das Bad war auf dem Dachboden und das Klo in einem kleinen Seitenraum der Treppe.“ Viele Studentinnen und Studenten wissen: Das ist gar keine Seltenheit. Ähnliche moralische Baumängel weist das Verhalten einiger Vermieter und Makler auf. „Man ist ausgeliefert, weil man eine Wohnung braucht“, sagt Sophia Schiebe, Asta-Vorsitzende, „und viele nutzen das auch aus.“ Aktuell gehe die Studentenvertretung einem Fall nach, in dem Betreibern eines privaten Studentenwohnheims vorgeworfen wird, Mietkautionen einbehalten zu haben, weil vermeintliche Heizkosten unbeglichen seien. „Es ist ähnlich wie in den letzten Jahren auch“, sagt Astrid Duerkoop, zuständig für die Wohnheime des Studentenwerk SH. „Wir hatten insgesamt 2000 Bewerbungen, davon stehen jetzt noch 600 auf der Warteliste.“ Die Unterbringungsquote in Kiel liegt nur bei sechs Prozent (Bundesdurchschnitt: zehn bis zwölf). Duerkoop bedauert: „Es gibt Fälle, in denen Studenten sagen: Ich kann meinen Studienplatz nicht antreten, weil ich keine Wohnung habe.“ Johannes Hacker hat seine Hoffnung auf ein WG-Zimmer aufgegeben und zuletzt nur noch nach Ein- bis Zwei-Zimmer-Wohnungen gesucht. Aber auch da: „Es ist ähnlich bei den Maklern. Cirka fünf Mal heißt es: Versuchen Sie es später noch einmal. Die Makler haben so viele Anfragen, da kriegt man selten tolle Infos, weil sie haargenau wissen, dass sie die Wohnung loswerden.“ Wenig Informationen sind eine Sache, Betrugsversuche eine andere. Jeden Mittwoch bietet der Asta eine Rechtsberatung an. Die Probleme zu Wohnstreitigkeiten häuften sich, so Schiebe. Doch glücklich, wer überhaupt in die Lage kommt, Probleme kriegen zu dürfen: „Letztes Jahr musste eine Person sehr lange in ihrem Transporter schlafen.“, erinnert sich Schiebe. Doch für einen hatte das Studentenwerk eine wunderbare Nachricht: Johannes Hacker. Ausgerechnet sein Los wurde jetzt für einen Wohnungsplatz gezogen.

Studenten in Kiel - Suchst Du noch oder wohnst Du schon?