Zero-Waste-Teller Mensa Kiel: Studentenwerk reduziert Lebensmittelabfälle

Jeden Morgen rollen die Lastwagen an. Zwischen 800 und 1000 Kilo Lebensmittel werden täglich in die Mensa 1 auf dem Campus der Christian-Albrechts-Universität geliefert – die meisten Produkte werden noch am selben Tag verarbeitet. Doch obwohl die Mensa-Leitung bemüht ist, nur so viel Portionen zuzubereiten, wie auch verzehrt werden, lässt sich nicht vermeiden, dass Lebensmittel im Müll landen. Nun hat das Studentenwerk eine neue Aktion gestartet – probeweise: Mit einem Zero-Waste-Teller sollen die Lebensmittelabfälle weiter reduziert werden. „Jeden Tag werfen wir mehrere Kilo an Lebensmitteln weg“, sagt Marco Eckstedt, Leiter der Mensa 1. Montags bis donnerstags sind es zwar manchmal nur ein bis zwei Kilo, da die Reste – soweit möglich – am kommenden Tag noch einmal verwertet werden. Doch an einem Freitag fallen zwischen 15 und 20 Kilo an. Schließlich hat die Mensa am Wochenende geschlossen, und bis zum nächsten Montag sind die Zutaten nicht haltbar. So entstand die Idee, einen Zero-Waste-Teller einzuführen. Zero-Waste-Teller: Menü für 2,50 Euro: Und so wechselt Marco Eckstedt täglich pünktlich um 14.15 Uhr die Schilder an der Essensausgabe. Die Zettel weisen aber nicht darauf hin, dass die Mensa nun geschlossen hat. Das Gegenteil ist der Fall: Sie weisen darauf hin, dass es an einer der sieben Ausgabe-Stationen auch nach Ende der offiziellen Öffnungszeit noch etwas zu essen gibt. Für 15 Minuten werden die an einem Tag zu viel produzierte Mahlzeiten zu einem vergünstigten Preis angeboten. Studierende zahlen für ein Menü aus Beilage, Hauptspeise und Dessert 2,50 Euro, Bedienstete und externe Gäste etwas mehr. Den Zero-Waste-Teller gibt es nur, solange der Vorrat reicht, die Testphase endet vorerst am 27. Mai. In der Regel werden Speisen verkauft, die ohnehin auf dem Menü-Plan stehen. Doch wenn beispielsweise eine Gemüse-Hähnchen-Pfanne mit Couscous angeboten wird, die Beilage jedoch bereits leer ist, könnte die Pfanne auch mit Nudeln serviert werden. Nur eine Bedingung gibt es: „Wir kochen nicht mehr neu, damit der Zero-Waste-Teller gefüllt werden kann“, sagt Marco Eckstedt. „Es werden nur Zutaten verwendet, die bereits fertig zubereitet sind.“ Auch die Mensen des Studentenwerks haben die Corona-Pandemie gespürt. Da in den vergangenen zwei Jahren bis auf wenige Monate die Lehre an den Hochschulen überwiegend digital stattfand, waren kaum Studierende auf dem Campus. So hat die Mensa 1 ihr Essensangebot deutlich zurückgefahren. Da im nun gestarteten Sommersemester wieder Präsenzlehre möglich ist, ist die Speisekarte wieder fast so ausgiebig wie vor Corona. „Wir haben noch eine Hauptspeise weniger als sonst“, sagt Mensa-1-Leiter Marco Eckstedt. Und langsam kommen die Studierenden auch zurück. Zwischen 1500 und 2000 Mahlzeiten werden pro Tag in der Mensa 1 verkauft. Das ist allerdings noch nicht der Stand von vor Corona. „2019 waren wir bei rund 3000 verkauften Essen täglich.“ Seit Anfang April gibt es das Angebot in der Mensa 1 am Christian-Albrechts-Platz. Und es wird mehr und mehr angenommen – was auch damit zusammenhängt, dass immer mehr Studierende nach den Semesterferien auf den Campus zurückkehren. Vom 4. bis zum 25. April wurden 129 Zero-Waste-Teller verkauft. Teilweise waren es zu Beginn nur zwei pro Tag, mittlerweile sind es manchmal bis zu 15. Ganz vermeiden lässt sich allerdings nicht, dass auch nach den 15 Minuten, in denen der Zero-Waste-Teller angeboten wird, weiterhin Lebensmittel weggeschmissen werden müssen. Noch werden nicht alle übrig gebliebenen Portionen verkauft. Langfristiges Ziel: Keine Lebensmittel mehr wegwerfen: Neben dem Zero-Waste-Teller betreibt das Studentenwerk weitere Maßnahmen, damit so wenig Essensreste wie möglich anfallen. „Wir versuchen, möglichst auf den Punkt zu produzieren und nicht zu viel vorzukochen“, sagt Marco Eckstedt. Dies könne manchmal dazu führen, dass kurz vor der Schließung der Mensa einige Speisen bereits ausverkauft sind und nicht mehr nachgekocht werden, da abzusehen ist, dass nicht mehr alle Portionen verkauft werden. „Unser Ziel ist, dass wir irgendwann am Ende des Tages keine Lebensmittel mehr wegwerfen müssen“, sagt der Mensa-Leiter. Das Studentenwerk ist ohnehin um Nachhaltigkeit in der Mensa bemüht. So gibt es seit Juli 2021 nach einer Testphase dauerhaft ein Pfandgeschirr, sodass Speisen nun in wieder verwertbaren Behältern aus der Mensa mit nach Hause oder auf den Campus genommen werden können. Bis Ende März wurden 5700 Pfandschalen und 320 Pfandbecher ausgegeben. Damit seien 44 Prozent der Einwegschalen eingespart worden, so das Studentenwerk. Übrig gebliebenes Essen aus der Cafeteria wird abends an Foodsharing-Vereine abgegeben. Kompostabfälle, die beim Kochen anfallen, werden an eine Biogas-Anlage geliefert.