Abenteuer Polarkreis: Die Stübens aus Kosel kämpfen sich durch Eis und Schnee

„Die Rippen schmerzen. Die Haut, wieder mal vom Frost gezeichnet, heilt schon wieder.“ So beschreibt Doris Stüben die Lage beim Telefonat aus der Hütte, die das Paar aus Kosel am frühen Morgen bei strahlendem Sonnenschein an diesem Tag wieder verlässt. Eine kleine Hütte in der absoluten eisigen Einsamkeit, irgendwo zwischen Sarek- und Padjelanta-Nationalpark nördlich des Polarkreises. Am 7. März sind die Koseler, die ein Häuschen in Schweden „viel, viel weiter südlich“ besitzen, in Kvikkjokk in Nordschweden angekommen. 1000 Kilometer an zwei Tagen mit acht Hunden im Kleinbus liegen hinter ihnen. Die Schneestürme unterwegs gaben schon einen Vorgeschmack auf das, was in Lappland auf sie zukommt. Ein Anflug von Panik ist da. Doch er kann die unbändige Vorfreude und Spannung nicht übertönen. „Alles ist gepackt. Morgen wollen wir los“, schreibt Doris Stüben am Abend ins digitale Tagebuch. „Nach zwei Jahren Pause können wir wieder in die weite weiße Unendlichkeit!“ Stübens aus Kosel haben Lappland-Erfahrung mit ihren Alaskan Malamutes: 2018 lief das Paar das Vita Bandet, das Weiße Band. Diese Skitour führte mit ihren Hunden 1500 Kilometer in 53 Tagen über die schwedische Fjällkette von Grövelsjön im Süden nach Treriksröset im Norden. Sie hatten sich einen Traum erfüllt - strapaziös, manchmal gefährlich und vor allem magisch. Daraus entstand ein Buch. Lesen Sie auch: Daran starb der Eckernförder Delfin Vom himmelhohen Vorsatz, trotz langer Vorbereitung und Grenzerfahrung bei nächster Gelegenheit sofort wieder auf Expedition zu gehen, bis zu dem Gedanken „bloß nicht wieder diese Strapaze“ ist vor dem Start 2021 alles im Kopf. Dazu mischt sich Staunen, dass die Sami tatsächlich die Erlaubis erteilt haben, das unberührte Unesco-Naturerbe in dieser Jahreszeit mit Hunden zu durchqueren. „Das ist seltenes Glück“, sind Stübens überzeugt. „Noch ziehen die großen Rentierherden nicht, nur deshalb ist es möglich. Auf die Hunde würden sie reagieren – und umgekehrt. Das darf nicht passieren.“ Die Deutschen werden deshalb von den Sami beraten, wie sie die Rundtour am günstigsten starten. Abenteurer aus Kosel erleben sofort gefährliche Situationen im Sarek Nationalpark: "Nur“ 500 Kilometer liegen diesmal vor den beiden, die wieder Ausrüstung und Proviant auf zwei Gepäckschlitten, die Pulken, geschnallt haben. Sie selbst fahren auf Skiern hinterher, während die mit ihnen verbundenen Vierbeiner die Last ziehen. Dieses Terrain ist für Alaskan Malamutes wie ein Zuhause. Lesen Sie auch: Bewährung für falschen Dachdecker Drei Wochen haben Stübens zunächst eingeplant. Am 13. März geht es los. Die ersten Kilometer auf dem zugefrorenen Fluss, den sie zuerst nutzen sollen, gibt einen Ausblick auf Kommendes. Das Spur auf dem Eis führt teils unmittelbar am fließenden Wasser entlang. „Und schon Tag zwei hätte böse enden können“, berichtet Klaus Stüben weiter. Das Paar soll einer Scooter-Spur im Schnee folgen. Sie endet an einem Abhang. 15 Meter tiefer fließt offenes Wasser. Das Paar sucht eine günstigere Stelle und prüft, ob die Gespanne den Fluss auf dem Eis überqueren können. Doch einer der Hunde scheut. Der Sturm im Sarek Nationalpark in Lappland bläst sogar den Schnee weg: Stüben: „Er zieht Doris aufs überschwemmte Eis. Fast stoßen wir zusammen. Als sie das Gespann gerade so in Sicherheit hat, brechen meine Leithunde durch die Schneedecke ein. Die anderen können nicht entkommen, Chaos, die Pulka kippt, landet im Fluss. Schuhe und Ski sind nass und frieren bei zweistelligen Minusgraden ein. Und dabei haben wir noch zwölf Kilometer vor uns.“ Lesen Sie auch: So plant Green Screen das Festival 2021 Sie ergänzt: „Wir hatten bis heute viele solcher haarigen Situationen, die echt gefährlich waren. Zwischendurch habe ich gesagt: Nie wieder! Und dann ist da wieder diese Weite und Stille, die alles vergessen lässt. Das ist schon irre.“ Ohne im Schnee erkennbare Markierungen, die Wanderer nur im Sommer sehen können, und bei wiederholten Stürmen, die den Schnee wegblasen und den nackten Untergrund für Mensch und Material zur Gefahr machen, scheint sich das jüngste Abenteuer im Land der Sami als bisher größte Herausforderung für die Stübens zu erweisen. Den eisigen Trip durch die Wildnis Lapplands kann man im Tourblog auf der Homepage von Doris und Klaus Stüben mitverfolgen.