Altenholz: Eine Hochzeitsplanerin im Corona-Modus

Es ist ihr Traumjob. Schon als Abiturientin liebäugelte Michelle Mahler mit ihrem späteren Beruf. „Hochzeiten haben mich schon immer fasziniert“, sagt die 30-Jährige. Um direkt nach dem Schulabschluss in die Branche einzusteigen, wäre allerdings ein Ortswechsel erforderlich gewesen, zu dem die junge Frau nicht bereit war. „Hochzeitsplanerin war damals in Norddeutschland noch kein großes Thema, man hätte am besten in die USA gehen müssen.“ Also studierte Michelle Mahler zunächst Literatur- und Sprachwissenschaften in Kiel. Danach war sie für ein großes Unternehmen in Hamburg im Bereich Kommunikation tätig, organisierte und leitete Veranstaltungen. Vor zweieinhalb Jahren verwirklichte die Altenholzerin dann doch noch ihren Traum, machte sich als Hochzeitsplanerin selbstständig. Viele Paare unterschätzen den Aufwand: Die Frage, warum für eine Feier im Kreise von Familie und Freunden überhaupt eine Profi-Planerin her muss, ist ihr keineswegs fremd. „Das ist wichtig, weil man doch nur einmal im Leben heiraten möchte“, erwidert die Altenholzerin schmunzelnd, „wenn man solch ein Fest feiert, soll es etwas ganz Besonderes sein.“ Eine „08/15“-Veranstaltung gebe es unter ihrer Regie jedenfalls nicht. Doch ein Fest mit „Wow-Effekt“ auf die Beine zu stellen, gelingt nicht im Handumdrehen. „Den Aufwand unterschätzen viele Paare, im Laufe der Planung kommt immer mehr hinzu“, sagt Michelle Mahler. Wer beruflich stark eingespannt sei, Kinder hüte und eventuell gerade noch ein Haus baue, habe den Kopf ohnehin schon voll. Und dann noch eine große Feier organisieren? Hinzu kommt: „Manche Paare leben weit entfernt, vielleicht sogar im Ausland, wollen aber an der Ostsee heiraten“, erzählt die Altenholzerin. Ihr Ziel laute: „Sie sollen sich um nichts kümmern müssen, sondern einfach nur genießen.“ Immerhin spare mancher jahrelang für das unvergessliche Ereignis. „Outdoor-Hochzeiten liegen im Trend“: Die Hochzeitsplanerin gibt einen Einblick in ihre Arbeit: Erst steht ein Treffen auf dem Programm. In Corona-Zeiten laufe dies gern per Videoanruf. Sie lässt das Paar einen Fragebogen mit Wünschen ausfüllen, um ein individuelles Angebot zu erstellen. Einige stellen sich ihre Hochzeit elegant, andere eher romantisch-verspielt vor. Was die Location anbelangt, zieht es viele Paare nicht unbedingt ins Restaurant, ihnen schweben vielmehr Scheune, Gutshof oder Schloss vor. „Outdoor-Hochzeiten liegen im Trend“, sagt die verheiratete Mutter einer kleinen Tochter. So feiern die Paare gern am Strand oder im Garten der Eltern. „Ich beziehe sie komplett mit ein, letztlich liegt die Entscheidung bei ihnen.“ Auch am Wochenende muss sie erreichbar sein: Steht das Hochzeitskonzept, kontaktiert Michelle Mahler benötigte Dienstleister wie Fotograf, Videograf, Konditor, Catering, Florist. Sie legt Wert auf Details. Gläser, Teller, Servietten, Kerzenständer und Menükarten – alles muss zueinander passen. Was die Dekoration betrifft, liegen Trockenblumen im Trend. Farblich dürfen es gern Rosé-Töne sein, angesagt sind aber auch Blau, Grün und Weiß – gerade bei Strandhochzeiten. Bei Spitze und Rot winkt sie hingegen ab. Und wenig überraschend stellt sie zudem noch fest: „Frauen wollen gern Romantik.“ Die Hochzeitsplanerin spricht von einem „24/7“-Job, also ständiger Rufbereitschaft. Neben ihren Bürozeiten, muss Michelle Mahler auch am Wochenende ein offenes Ohr für „ihre“ Paare haben, weil sich gerade Berufstätige häufig erst dann mit dem Thema beschäftigen können. Auch in Corona-Zeiten hat die Hochzeitsplanerin keine Langeweile. „Ich habe viel mit meinen Paaren telefoniert“, berichtet Michelle Mahler, die wegen der Pandemie erhebliche Einbußen hat. Immerhin mussten wegen der Pandemie acht von zehn Hochzeiten verschoben oder abgesagt werden. Enttäuschung ist den Paaren anzumerken: Dabei handelt es sich um „Vollplanungen“ – also das Komplett-Paket von der Vorbereitung bis zum Feinschliff auf der Hochzeitsfeier im Hintergrund. „Wenn das Tanzen beginnt, werde ich nicht mehr gebraucht; erst wieder am nächsten Tag beim Abbauen“, verrät sie. Zudem kümmert sie sich auch um Teilplanungen, unterstützt dann etwa bei der Recherche nach einer Hochzeitslocation. Weinende Bräute hatte sie wegen Corona-Absagen zwar nicht am Telefon, doch Enttäuschung war den Paaren anzumerken. Die Planerin spürte oft Unsicherheit, ob es wenigstens im kommenden Jahr mit der großen Feier klappt. Ein Paar, das im Juli groß feiern wollte, dehne nun die standesamtliche Hochzeit „im erlaubten Corona-Rahmen aus“. Das große Fest steige dann 2021. Newsletter der Kieler Nachrichten Kennen Sie schon die Post aus dem Newsroom? Den kostenfreien Newsletter der Kieler Nachrichten versenden wir Mo-Fr ab 17 Uhr. Hier können Sie sich für unser Mailing anmelden. Sie interessieren sich für Holstein Kiel? Dann melden Sie sich hier für den Newsletter " Holstein Kiel - Die Woche " kostenfrei an. Versand: jeden Freitag, 11.30 Uhr. Lesen Sie auch: Corona-Liveblog: So ist die aktuelle Lage in Schleswig-Holstein Corona-Regeln: Wer muss in Schleswig-Holstein die Abstandsregel einhalten? 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