Nun doch: Einwohnerversammlung in Stift

Mit Erfolg: Es soll nun doch erst eine Einwohnerversammlung zum Ausbau der Königsberger Straße und des Pillauer Weges in Stift geben. Carlo Ehrich (SPD) geht aber davon aus, dass das nicht mehr vor den Sommerferien passieren wird: „Wir müssen mit einer großen Teilnehmerzahl rechnen, der Ratssaal wird dafür nicht reichen.“ Denkbar seien große Räume wie die Sporthalle oder der Saal im Gemeindezentrum. Corona: Verwaltung setzte zunächst auf Fragebogen: Die Verwaltung wollte die Anwohner zunächst nur schriftlich über einen Fragebogen einbinden. Ähnlich war es schon beim Rahmenplan zum Ortszentrum Stift gewesen, zu dem Einwohner sich nach der Absage des geplanten Bürgerworkshops nur noch schriftlich äußern konnten. Zum Umsteuern in Sachen Einwohnerversammlung hätten bei ihm die vielfachen Wünsche der Anlieger geführt, erklärt Bürgermeister Carlo Ehrich. „Dass die Sorgen der Anwohner gehört werden, ist wichtig“, betont auch Karen Weisheit (CDU), die Vorsitzende des für das Projekt zuständigen Bauausschusses. Darüber sei man sich auch schon im Austausch mit anderen Fraktionen einig gewesen. Dadurch dauere das Verfahren vermutlich zwar drei Monate länger: „Aber das ist alles im zeitlichen Rahmen.“ Politik will auch Einwohnerversammlung: Schon im März habe das Schreiben eines Anwohners zum Bau einer Umgehungsstraße „wachgerüttelt“, sagt CDU-Fraktionschef Mike Buchau. Der Anwohner habe mit allen Fraktionen gesprochen. Hinzu kam Mitte April ein weiteres Schreiben mit vielen Anwohnerfragen zum Bauprojekt. In der Woche nach Ostern sei in der Kommunalpolitik daher die Erkenntnis gereift, dass es zum Thema eine Einwohnerversammlung geben muss. „Auch ich selbst fühle mich nicht gut informiert“, kritisiert Mike Buchau. Projekt verschiebt sich dadurch etwas: „Die Anwohner haben viel Infobedarf“: Diese Erfahrung hat auch SPD-Fraktionschef Ingo Baasch gemacht. Die Verschiebung des Projekts um ein Quartal sei aber machbar. Den Vorwurf eines Anwohners, mit dem Verfahren würden demokratische Instanzen umgangen, weil der Straßenausbau seit Mitte 2019 nicht mehr in den Gremien diskutiert wurde, teilt er allerdings nicht: Zwar habe sich der Bauausschuss länger nicht mehr mit dem Thema befasst: „Aber es gab zuletzt nichts Neues.“ Zwischenstände seien „immer wieder kommuniziert“ worden. Beteiligung wohl nach den Sommerferien: Man könne die Sorgen der Bürger „nicht zur Seite schieben, nur weil wir wegen Corona keine Sitzungen abhalten können“, betont AWG-Fraktionschef Jörgen Danielsen. Den Fraktionen sei es wichtig, dass die Bürger beim Ausbau der Königsberger Straße beteiligt werden. Er hofft, dass es nach den Sommerferien eine Lösung für Veranstaltungen dieser Art gibt. Die Sitzordnung lasse sich ja regeln. Doch man müsse auch vermeiden, dass die Einwohner sich beim Rein- und Rausgehen zu nahe kommen. Newsletter der Kieler Nachrichten Kennen Sie schon die Post aus dem Newsroom? Den kostenfreien Newsletter der Kieler Nachrichten versenden wir Mo-Fr ab 17 Uhr. Hier können Sie sich für unser Mailing anmelden. Sie interessieren sich für Holstein Kiel? Dann melden Sie sich hier für den Newsletter " Holstein Kiel - Die Woche " kostenfrei an. Versand: jeden Freitag, 11.30 Uhr. Viele Fragen und Gerüchte: „Da sind viele Fragen zu beantworten, Gerüchte, die aufgeklärt werden müssen“, sagt Grünen-Fraktionschef Dieter Jessen zum Ausbau der Königsberger Straße. Auch das Thema der Umgehungsstraße verunsichere die Bürger. „Prima“, freut sich Naturführerin Andrea Rudolph, die sich stellvertretend für viele Nachbarn in einem der beiden Schreiben an den Bürgermeister und die Fraktionen gewandt hatte, über die nun angekündigte Einwohnerversammlung. Es gebe einen sehr großen Bedarf an Informationen. Und: „Wir wollen vor allem demokratisch beteiligt werden.“ Anwohner zahlen Ausbaubeiträge: Anwohnern in Corona-Zeiten als Verwaltung zu schreiben, man müsse wegen des Virus von einer Versammlung absehen, sei schon „taktisch unklug“ gewesen. Mit dem großen Fragenkatalog, der dem Schreiben der Anwohner beigefügt ist, gebe es nun schon eine Vorlage für die Versammlung. Die Anwohner müssten schließlich bis zu 80 Prozent Ausbaubeitrag zahlen: „Das ist für viele schon ein Brocken.“ Die Anwohner sorgen sich auch, weil die Verwaltung wegen der Bauarbeiten eine Umgehungsstraße über ein kleines Artenparadies am Stifter Waldrand führen möchte. Die soll dauerhaft angelegt sein. Biologin Andrea Rudolph kritisiert das: Auf der Wiese habe sich längst ein kleines Naturparadies entwickelt. Kleines Biotop am Waldrand: Auf den ersten Blick sieht das Biotop am Waldrand zwar unscheinbar aus. Doch bei genauem Hinsehen sind schnell vielerorts Knospen und Blüten des Wiesenschaumkrauts zu entdecken. Die Pflanze lockt wiederum den Aurorafalter an, der an den Stängeln seine Eier ablegt. Wäre das Frühjahr nicht so trocken, stünde die Wiese unter Wasser und bietet dann Molchen einen Lebensraum. Auch Knabenkraut und Stendelwurz hat die 55-jährige Biologin hier schon entdeckt. Anwohner haben viele Fragen: Die Anwohner haben in einem Schreiben viele Fragen an die Verwaltung formuliert und hoffen auf Antworten in der Einwohnerversammlung. Hier einige Beispiele: Hat es die Gemeinde jetzt eilig, weil nach dem Ausbau der Königsberger Straße womöglich die Ausbaubeiträge gestrichen werden und dieses Projekt noch schnell auf Kosten der Anlieger umgesetzt werden soll? Was ist aus den angeblichen Bombenfunden in der Straße geworden? Gibt es eine schriftliche Bestätigung von den zuständigen Behörden, dass eine Vollsperrung auf Höhe des Pillauer Weg notwendig ist, die wiederum die Umgehung erfordere? Und warum sind schon auf großer Breite Bäume im Bereich einer möglichen Umgehung im hinteren Bereich gefällt worden? Mehr Nachrichten aus der Region Eckernförde lesen Sie hier.

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