Alternatives Leben in Tüttendorf: Basisgemeinde modernisiert ihr Herrenhaus

Jens Oliva kann sich aus der Holzwerkstatt neben dem ehemaligen Herrenhaus in Wulfshagenerhütten mal abseilen. Er ist Fachmann für Bauangelegenheiten der 50-köpfigen Basisgemeinde. „Ich habe Architektur studiert“, sagt er. Eine herausgehobene Position hat er deshalb nicht in dieser christlich geprägten Gemeinschaft. „Bei uns Mitgliedern geht es nicht nach Ausbildung. Es zählt, welche Tätigkeiten gerade dran sind. Und wir haben eine ganz flache Hierarchie. Jeder bringt sich ein“, stellt er klar. „Wir leben und arbeiten solidarisch, teilen alles.“ Basisgemeinde erfand und fertigt international gefragtes Holzsspielgerät: So ist Oliva im Versand der handgefertigten Holzsspielgeräte nach Prinzipien der Hengstenberg-Pädagogik tätig. Wie alle 45 Mitarbeiter – darunter 30 externe Arbeitnehmer – des inzwischen international erfolgreichen Eigenbetriebs ist er in den Tagesplan eingebunden. Und wenn es um das Erhalten des Herrenhauses, der Werkstatt in der früheren Scheune, der Wohngebäude auf dem großen Gelände geht, „freue ich mich besonders“, betont er. Das Herrenhaus Wulfshagenerhütten stammt in Teilen von 1670: Das von 1670 stammende Gebäude in der Gemeinde Tüttendorf ist äußerlich mitgenommen. Farbe und Putz blättern, Feuchtigkeit dringt ins Mauerwerk, treibt die Heizkosten in die Höhe. Der Haupteingang ist kaum nutzbar. Die einfache Holztür ist geschlossen, damit die Halle – heute ein Esszimmer – warm bleibt. „Und wenn wir sie öffnen, kommt wegen der Stufe keiner mit Rollator oder Rollstuhl hinein“, klärt Oliva auf. „Früher gab es hier einen Vorbau, einen Windfang. Aber das ist lange her.“ Jetzt will sich die Basisgemeinde mehr für Nachbarn und die Region öffnen. Ein Konzert, historische Vorträge, Märchenabende begeisterten 2019 ein kleines Publikum. Oliva: „Mit der Volkshochschule Gettorf würden wir gern mehr in Wulfshagenerhütten anbieten. Doch mit diesem Eingang ist das zu provisorisch.“ Basisgemeinde Wulfshagenerhütten will das Haus außen modernisieren und stärker öffnen: Endlich die Frontfassade mit Schlämmputz zu versehen und so gegen Wind und Wetter zu schützen, die maroden Kunststofffenster im ersten Stock gegen Sprossenfenster aus Holz auszutauschen, einen transparenten Windfang herstellen zu lassen, Infotafeln nebst Picknickbank für Wanderer aufzustellen, das „könnten wir allein nicht finanzieren.“ 170.000 Euro sind für die Modernisierung veranschlagt. Aufgrund des Konzepts, von dem auch die Region profitiert, hat die Aktivregion Eckernförder Bucht einen Zuschuss von 50.000 Euro in Aussicht gestellt. Und es werden noch Spender gesucht. „So kann man für 2500 Euro die Patenschaft für ein Fenster übernehmen“, berichtet Oliva. „Und auch ganz kleine Beträge helfen.“ Mittel der Denkmalbehörde gibt es nicht. Gleichwohl sehen sich die Mitglieder von jeher zum nachhaltigen, achtsamen Umgang mit dem Haus und seinen Besonderheiten verpflichtet. Nach dem Krieg was das Gut in Tüttendorf Flüchtlingsheim, Hotel, Kinderheim: Dass der zuletzt klassizistische Glanz schon vor Ankunft der Basisgemeinde 1983 äußerlich verblasst war, ist kein Wunder. Nach dem Krieg war das Gut Flüchtlingsunterkunft. Ende der 50er-Jahre wurde es Hotel, in den 60ern Kinderheim der Kieler Stadtmission. Anfang der 80er-Jahre wollte die es loswerden. Die herrschaftlichen Räume im Erdgeschoss, der Gartensaal, der prächtige Treppenaufgang waren unpraktisch. Daran änderten auch die neu gebauten Häuser für die Kinder nichts. Im schwäbischen Kornwestheim existierte damals schon seit zehn Jahren die Basisgemeinde. Sie war einem ökumenischen Gesprächskreis entsprungen. Die Bergpredigt leben, eine neue Gesellschaft entwerfen war der Anspruch. Linkspolitisch orientiert, lehnte sich die Gruppe friedlich gegen Atomkraft, Nachrüstung, soziale Benachteiligung auf. Kirchenregeln empfand sie für ihren „christlichen Kommunismus“ als hinderlich und warf sie über Bord zugunsten lebenslanger sozialer Verbindlichkeit. „Damals hatte die Basisgemeinde 100 Mitglieder. Sie brauchte einen Ort für gemeinsames Wohnen und Arbeiten“, erläutert Oliva. „Durch eine Anzeige stieß man auf Wulfshagenernhütten.“ Basisgemeinde zog 1983 aus Kornwestheim nach Tüttendorf aufs Land: Mit dem Kauf begab sich die alternative Truppe in selbstgewählte Armut. Ihre Berufe hatten die Mitglieder gekündigt. Nach und nach passten sie die Wohngebäude den Bedürfnissen an. Heute gibt es darin Wohngemeinschaften, Platz für Familien sowie Einzelne, die eine eigene Wohnung vorziehen. Oliva: „Alle Generationen sollen ihr Auskommen haben, umsorgt sein, lebenslang aufeinander zählen können.“ Trotzdem ist die Basisgemeinde um die Hälfte geschrumpft. „Damals waren wir jung und gründeten Familien“, setzt er hinzu. „Und nun sind die Kinder aus dem Haus. Meine vier gehören dazu.“ Dass sie ihren eigenen Weg gingen, sei in Ordnung. „Schade ist aber, dass nicht wieder junge Menschen hinzukommen, obwohl wir heute sogar eine wirtschaftliche Basis haben. Vielleicht werden Leute ja auch neugierig auf diese Lebensform, wenn sie uns öfter besuchen.“ Newsletter der Kieler Nachrichten Kennen Sie schon die Post aus dem Newsroom? Den kostenfreien Newsletter der Kieler Nachrichten versenden wir Mo-Fr ab 17 Uhr. Hier können Sie sich für unser Mailing anmelden. Sie interessieren sich für Holstein Kiel? Dann melden Sie sich hier für den Newsletter " Holstein Kiel - Die Woche " kostenfrei an. Versand: jeden Freitag, 11.30 Uhr. 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April: Komödiantin Rafaela Schwarzer auf der KN-Bühne Freitag, 3. April: Musikerinnen Sophia und Bettina Günst auf der KN-Bühne Sonnabend, 4. April: Poetry Slamer Björn Högsdal auf der KN-Bühne Sonntag, 5. April: Intendant und Schaupsieler Tadeusz Galia auf der KN-Bühne Dienstag, 7. April: Musiker Peter Widereck auf der KN-Bühne Mittwoch, 8. April: Bauchredner Benjamin Tomkins auf der KN-Bühne Donnerstag, 9. April: Pianist Jens Schliecker auf der KN-Bühne Freitag, 10. April: Bühnenkünstlerin Kati Luzie Stüdemann auf der KN-Bühne Sonnabend, 11. April: Schauspielerin und Sängerin Viola Schnittger auf der KN-Bühne Sonntag, 12. April: Ozeanpianist Markus Jan Weber auf der KN-Bühne Dienstag, 14. April: Musical-Sängerin Claudia Piehl auf der KN-Bühne Mittwoch, 15. April: Clown Heiko Mielke auf der KN-Bühne Donnerstag, 16. April: Musiker Frederik Kleinschmidt auf der KN-Bühne Freitag, 17. April: Martine Lestrat erzählt von den Tücken der deutschen Sprache Sonnabend, 18. 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