Bilanz 2019: Die Feuerwehr in Eckernförde ist extrem gefordert

Mit Ehrungen, Orden, Abzeichen bringt man Freiwillige Feuerwehren oft in Verbindung. Das bleibt im Gedächtnis von Versammlungen in der Stadt oder auf dem Dorf. Und es verzerrt die Realität. Vorne an steht immer, wie oft, wo und wie brenzlig es war – der Bericht aus dem wahren Leben, das für einige Menschen, um deren Rettung es geht, tragisch endete. „Zum Glück starben diesmal keine Menschen infolge eines Brandes“, bilanziert Behrmann bei der Jahresversammlung am Freitagabend vor brechend vollem Saal. „Die Statistik ist auch insofern positiv, als wir weniger Einsätze als 2018 hatten und nur zwei Großbrände – im Marinestützpunkt im Dezember und im Sporthotel Hummelfeld im November – bekämpfen mussten.“ Eckernfördes Feuerwehr erlebt viele balstenden Hilfseinsätze : Was wenig sagt über das, was die Ehrenamtler sonst erleben. Auch kleinere und mittlere Brände – die Eckernförder bekämpften 57 Feuer und Explosionsfolgen – haben Potenzial zur Katastrophe, wenn die Feuerwehr nicht schnell eingreift. Und das tut sie in der Stadt und im Umland: Das erste Fahrzeug ist durchschnittlich 7:22 Minuten nach der Alarmierung unterwegs, obwohl die anderweitig berufstätigen Brandschützer erst zum Gerätehaus sausen müssen. Nach 9:75 Minuten sind die ersten am Einsatzort. Hinter dem Begriff technische Hilfe verbergen sich auch belastende Rettungseinsätze bei Verkehrsunfällen, auf dem Wasser, Suizidversuche, heikle Sägeeinsätze bei Sturm. 39 Mal riefen Bürger die Leitstelle an, weil sie sich um Nachbarn sorgten. Die Feuerwehr öffnet dann im Beisein des Rettungsdienstes die Tür. Sieben Personen fanden sie tot in der Wohnung. Bürger sind laut Eckernfördes Wehrführung oft nicht achtsam genug: Der stellvertretende Wehrführer Alexander Rüß: „Trotzdem appellieren wir an alle: Bitte prüfen Sie vorher selbst genauer, ob jemand nur zum Einkaufen ist oder die Zeitung im Briefkasten nur vergessen hat. Mehrfach waren Betroffene geschockt, dass die Nachbarn nicht mal bei ihnen geklingelt hatten. Man muss die Einsatzzahl nicht unnötig in die Höhe treiben.“ Massives Ärgernis war das mächtige Mitternachtsfeuerwerk eines Motorradclubs, das stets am 30. Dezember in der Gaehtjestraße in die Luft geht. „Wir mussten anderweitig in einen Einsatz. Zwei Feuerwehrfahrzeuge wurden diesmal hier behindert. Auf der Gaehtjestraße, auf den Verkehrsinseln stand und liefen sogar Kinder herum“, kritisiert Behrmann scharf. „ Man redet von reiner Luft und Sicherheit, aber hier wird alles unterlaufen. Kann man das nicht unterbinden? “ Ein neues Einsatzleitfahrzeug bekommt die Feuerwehr im März: Wie viel die Feuerwehr der Stadt bedeutet, würdigen Bürgermeister Jörg Sibbel und Bürgervorsteherin Karin Himstedt (beide CDU). Sibbel nennt die enormen Investitionen in Ausrüstung, Fuhrpark, Gerätehaus „selbstverständlich“. Eine solche Selbstverständlichkeit fährt im März 2020 vor: das 320.000 Euro teure neue Einsatzleitfahrzeug mit Besprechungs- und Funkraum sowie überdachtem Außenmonitor für die laufende Einsatzplanung. Ein weiteres großes Löschfahrzeug kommt mittelfristig dazu. Wie sehr sich die Truppe vom Rathaus unterstützt sieht, betonen unter großem Beifall Behrmann wie Rüß. Derjenige, der diesen Job seit 2002 in der Verwaltung ausfüllt, ist Ordnungsamtsleiter Klaus Kaschke. Amtsleiter Klaus Kaschke ist geschätzer Partner der Eckernförder Feuerwehr: Auf Antrag der Wehr überrascht ihn Kreisbrandmeister und Vize-Vorsitzender des Landesfeuerwehrverbands Mathias Schütte mit der Deutschen Feuerwehr-Ehrenmedaille, die sehr selten vergeben wird. Kaschke, der bald in den Ruhestand geht, ist sprachlos und sichtlich bewegt. Nicht anders ergeht es dem Ersten Hauptbrandmeister Behrmann selbst. Ihm steckt Schütte gleich darauf das silberne Schleswig-Holsteinische Feuerwehr-Ehrenkreuz an die Uniform. Seit 1985 ist er in der Wehr, seit 2010 Wehrführer. 2019 hat er mal wieder 155 ehrenamtliche Termine im Auftrag des Brandschutzes geleistet, was in Stunden praktisch einer professionellen Arbeitswoche pro Monat entspricht – zusätzlich zum Beruf. Die Freiwillige Feuerwehr Eckernförde darf sich ab sofort Stadtfeuerwehr nennen. Die Satzung ist geändert. Bisher hieß sie Gemeindewehr. Sie hat 137 Mitglieder. 88 Männer und Frauen sind in der Einsatzabteilung aktiv. Die Jugendfeuerwehr besteht aus 29 Mädchen und Jungen. Die Ehrenabteilung bilden 20 ehemalige Aktive. 2019 mussten die Brandschützer 327 Mal ausrücken (Vorjahr 345), davon 86 Mal in der Nacht. 241 Einsätze waren Notfälle mit Alarmierungen. 86 Mal waren Feuerwehrleute die Sicherheitswache, zum Beispiel bei Veranstaltungen in der Stadthalle. Es gab 57 Brände zu bekämpfen (Vorjahr 74), darunter zwei Großfeuer. 123 Mal leisteten die Aktiven technische Hilfe. Sieben Prozent der Einsätze waren außerhalb des Stadtgebiets. Durchschnittlich 9:75 Minuten nach Alarmierung ist die Stadtfeuerwehr am Einsatzort. Die Zahl der Fördermitglieder hat sich erhöht. Nach entsprechendem Appell unterstützen nun 224 Bürger die Helfer (2018: 159). Mehr Nachrichten aus der Region Eckernförde lesen Sie hier.

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