Böller-Unfall in Eckernförde: Sorge vor illegalem Feuerwerk wächst

Einen Tag nach der verheerenden Böller-Explosion in Eckernförde dauern die Ermittlungen zur genauen Unfall-Ursache an. Gleichzeitig keimt die Sorge bei der Polizei, dass es wegen des Böller-Verkaufsverbots zu Silvester vermehrt zu ähnlichen Zwischenfällen mit illegalem Feuerwerk kommen könnte. Das Landeskriminalamt untersucht derzeit die Stoffe, die am Unglücksort an der Cäcilienstraße in Eckernförde gesichert wurden. „Es wird ermittelt, um welche Chemikalien es sich handelte“, sagte Michael Heinrich, Sprecher der Polizeidirektion Neumünster. Ergebnisse liegen noch nicht vor. Ihm zufolge lässt die medizinische Lage des 19-jährigen Opfers noch keine Befragung zu. „Allererstes Ziel ist es, dass sich sein Zustand stabilisiert. Wir hoffen das Beste“, so Heinrich. Vermehrt Böller-Eigenbauten durch Feuerwerksverbot? Der junge Mann hatte die Detonation am Dienstag mutmaßlich beim Versuch ausgelöst, mit Sprengstoff selbst Feuerwerkskörper herzustellen. Er erlitt lebensgefährliche Verbrennungen und wurde in eine Spezialklinik in Lübeck eingeliefert. Bei dem Unglück wurde der Wintergarten hinter dem Reihenhaus in der ruhigen Wohnsiedlung im Nordosten von Eckernförde komplett zerstört. Auch das Wohnhaus selbst trug Schäden davon. Ein Statiker ermittelte jedoch keine Einsturzgefahr. Lesen Sie auch: Gefährliche Chemikalien in Wangels gefunden: Experten sprengen sie vor Ort Ob der 19-Jährige einen Knallkörper selbst bauen wollte, weil wegen der Corona-Verordnung ein Böller-Verkaufsverbot gilt, ist offen. „Wir haben keine Hinweise darauf, dass es aufgrund des Verbots vermehrt zu Selbstlaboraten kommt“, so Heinrich. Polizei verstärkt Kräfte in der Silvesternacht: Eine gewisse Befürchtung bestehe unter den Sicherheitskräften jedoch durchaus. „Anleitungen dazu gibt es im Internet ja sehr viele, selbst mit konkreten Mengenangaben und Mischungsverhältnissen.“ Es werde sicher weniger geböllert in der Silvesternacht, „aber die Schäden fallen möglicherweise höher aus. Vielleicht auch durch illegale Böller aus dem Ausland“, so Heinrich. Das werde sich kaum verhindern lassen, auch wenn die Polizei dem Sprecher zufolge ohnehin mehr Kräfte in den Einsatz nimmt als in üblichen Silvesternächten. „Wir haben sie allein aufgrund der Corona-Vorschriften noch einmal verstärkt.“ Kontrollen wegen des Alkoholverbots in der Öffentlichkeit: Denn die Beamten rechnen mit mehr Kontrollen wegen des Alkoholverbots in der Öffentlichkeit und wegen der Einschränkung der Personenzahl bei Zusammenkünften. Heinrich: „Wir haben noch einmal eine Schippe draufgelegt, viel mehr geht gar nicht mehr.“ Dabei geht er davon aus, dass die von den Kreisen ausgesprochenen Böllerverbote auf öffentlichen Plätzen schwer zu kontrollieren sind. „Die Vorschriften sind nicht einheitlich“, so Heinrich. Während auf dem Großflecken in Neumünster keine Einschränkung gilt, haben andere Städte für ihre zentralen Plätze Verbote ausgesprochen. Der Kreis Schleswig-Flensburg untersage das Feuerwerk etwa generell innerhalb von Ortschaften. Lesen Sie auch: Ansturm auf Corona-Impfung in Schleswig-Holstein: Erste Termine schon ausgebucht Verbotszonen: Wo Böllern an Silvester in Schleswig-Holstein nicht erlaubt ist Diese Corona-Regeln gelten für Silvester in Schleswig-Holstein Corona-Liveblog: So ist die aktuelle Lage in Schleswig-Holstein Weitere Informationen zum Coronavirus erhalten Sie auf unserer Themenseite. Kreis Rendsburg-Eckernförde weitet Böllerverbot nicht aus: Im Kreis Rendsburg-Eckernförde sind in 18 Städten und Gemeinden nur gewisse Zonen ausgewiesen worden. Das mache es für Polizisten schwer, denn in der Silvesternacht werden Heinrich zufolge immer wieder Kollegen aus verschiedenen Einsatzbereichen an anderen Stellen aushelfen müssen. Der Kreis Rendsburg-Eckernförde nimmt dem Unfall mit Sprengstoff in Eckernförde nicht zum Anlass, das Böllerverbot auszuweiten. Es komme jedes Jahr vor, dass Menschen Böller selbst bauen – unabhängig vom Verkaufs- oder Abbrennverbot, so Antonia Burgmann von der Verwaltung. „Das Feuerwerksverbot hat allein infektiologische Gründe.“ Ein generelles Verbot halte der Kreis in Anlehnung an die Landesverordnung zudem für unverhältnismäßig und damit nicht für rechtssicher.