Bundeswehr prüft Übernahme der Eckernförder Firmenfläche von Sig Sauer

Deshalb ist derzeit noch offen, was mit dem 30.000 Quadratmeter großen Areal an der Ecke Rendsburger Straße und Sauerstraße im Süden Eckernfördes passiert, wenn das Unternehmen Sig Sauer den Standort erst einmal verlassen hat. "Es gibt eine ganze Reihe von Interessenten, die sich bereits gemeldet haben", sagte Sig-Sauer-Geschäftsführer Tim Castagne auf Nachfrage. Ihn wundert die große Nachfrage nicht. Heute sei kaum noch ein Gelände in vergleichbarer Größe zu finden, auf dem industrielle Produktion möglich ist - und das in städtischer Lage, trotzdem mit guter Verkehrsanbindung, so Castagne. Möglicherweise spielen Waffen weiterhin eine Rolle auf dem Sig-Sauer-Gelände: Der Waffenhersteller Sig Sauer hatte bereits im Sommer angekündigt, seinen Betrieb mit 125 Mitarbeitern in Eckernförde zum Jahresende einzustellen. Begründet wurde das damit, dass Sig Sauer wegen seiner internationalen Ausrichtung bei Behördenausschreibungen benachteiligt werde. Dadurch sei das Wachstumspotenzial zu gering. Gleichzeitig gab es in der Vergangenheit aber auch Ermittlungen gegen frühere Manager des Unternehmens wegen illegaler Waffenlieferungen nach Südamerika. Erst im Juni verhängte die Staatsanwaltschaft Kiel einen Vermögensarrest über sieben Millionen Euro gegen Sig Sauer. Mit der Betriebsschließung endet die fast 70-jährige Geschichte der industriellen Produktion von Pistolen und Gewehren in Eckernförde. Doch möglicherweise spielen Waffen weiterhin eine Rolle auf dem Sauer-Gelände. Experten vom Marinestützpunkt Eckernförde und von Wehrtechnischer Dienststelle 71 vor Ort: "Das Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr prüft zurzeit gemeinsam mit der für Anmietungen oder Käufe für Bundesbehörden zuständigen Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, ob und in welchem Umfang eine Anmietung oder ein Kauf in Betracht kommen", teilte eine Sprecherin des Bonner Bundesamtes auf Nachfrage mit. Dazu sei das Sig-Sauer-Areal in Eckernförde bereits am 24. September besichtigt worden. Dabei waren Vertreter des Marinestützpunktes Eckernförde und der Wehrtechnischen Dienststelle 71. "Konkrete Aussagen zu einer Anmietung, einem Kauf oder einem Zeitplan können zurzeit nicht getroffen werden", teilte die Sprecherin weiter mit. Dabei wären Grundstück und Gebäude möglicherweise sehr geeignet für die Bundeswehr - nicht nur, weil der Eckernförder Marinestützpunkt unter Platzmangel leidet. Unterirdische Schießanlagen bei Sig Sauer in Eckernförde: Denn laut Tim Castagne haben Einheiten aus dem Stützpunkt in der Vergangenheit bereits in den Sauer-Schießanlagen trainiert. Zur Verfügung stehen dort jeweils drei Bahnen bis 100 Meter und bis 30 Meter Länge sowie eine Raumschießanlage mit sechs Plätzen und einer Länge von 30 Metern - alle unterirdisch. "Aufgrund der alten Verbundenheit würde die Bundeswehr sicher bevorzugt", sagte Tim Castagne. Er wies aber auch darauf hin, dass es Zivilbewerber gebe. Zudem will Sig Sauer im ersten Quartal 2021 entscheiden, wer den Zuschlag bekommt. Ob die Bundeswehr bis dahin bereit wäre, ist offen. Möglich sei die Übergabe des Geländes bis Mitte kommenden Jahres. "Wenn ein Interessent drängt, bekommen wir das aber auch früher hin", so Castagne. "Das kommt auch darauf an, ob wir die Gebäude noch renovieren müssen." Weitere Interessenten aus Industrie und Handel: Sie stammen aus den 1970er-Jahren, unter anderem müssten alte Leitungen ausgetauscht werden, sofern eine Vermietung angestrebt werde. Zuvor müsste auch noch einmal genau vermessen werden, geschätzt liege die Größe der Bauten bei 10.000 bis 12.000 Quadratmetern. Ein Verkauf komme aber auch in Frage. Wer die weiteren Interessenten sind, verriet Tim Castagne nicht. Es seien verschiedene Branchen der Industrie darunter, aber auch Supermarktketten, Hoteliers und Betriebe aus der Nachbarschaft. Was wird aus der Beschussstelle der Eichdirektion Nord? Eines sei aber schon klar: "Einen Waffenhersteller wird es an diesem Standort nicht mehr geben." Auch deshalb ist offen, was aus der amtlichen Beschussstelle wird, die die Eichdirektion Nord im Sauer-Keller betreibt und erst vor wenigen Monaten für 400.000 Euro modernisiert hatte. Grundsätzlich sei die Beschussstelle nur Mieter der Räumlichkeiten, so Thilo Rohlfs (FDP), Staatssekretär im Wirtschaftsministerium. "Noch kann daher keine Aussage darüber getroffen werden, wie es mit der Beschussstelle weitergeht. Das hängt davon ab, wie die Nachnutzung der Liegenschaft aussieht."